Mais: Warten auf die neuen US-Zahlen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.10.2011


Ein kräftiger Kursanstieg katapultierte die Maispreise gestern an den Börsen auf den höchsten Stand seit zwei Wochen - und das, obwohl die Ernte auf den Nordhalbkugel noch läuft. Mit Spannung werden daher heute die neuen Zahlen aus den USA zu den Anbau- und Nachfrage-Erwartungen erwartet.

 

Marktlage
Ende letzter Woche gerieten die Maispreise unter Druck, nachdem das Parlament in der Ukraine entschieden hatte, die Exportzölle für Weizen und Mais aufzuheben. Die Erwartung höherer Exporte und damit einer komfortableren Marktversorgung führte zu Kursverlusten an den Börsen und am Kassamarkt.

Die laufende Ernte und die Befürchtung eines größeren Wettbewerbsdrucks aus der Ukraine brachten auch die Preise am Kassamarkt in Bewegung. Mit 170 bis 200 Euro/t netto ex-Ernte franko Landhandelslager wird neuerntiger Mais derzeit so preisgünstig gehandelt wie zuletzt im Oktober 2010.

Gestern jedoch löste die Befürchtung, daß die US-Maisernte doch kleiner als zuletuzt angenommen ausfallen könnten und gute US-Exportzahlen eine kleine Preisrallye an den Börsen aus. Vor der für den heutigen Tag erwarteten Bekanntgabe der Oktober-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums zur Ernte- und Nachfrage-Situation schnellten die Maiskurse vor allem an den US-Börsen in die Höhe.

An der Leitbörse in Chicago erreichte der Dezember-Termin mit umgerechnet 186,61 Euro/t den höchsten Kurs seit zwei Wochen.

Das Maisgeschäft verläuft hierzulande in ruhigen Bahnen. Nur sporadisch kommen neue Geschäfte zustande. Zuletzt konnten sich die Preise trotz der Börsen-Turbulenzen bei schwachen Umsätzen knapp behaupten. Inzwischen tendieren auch die Preise am Kassamarkt - geleitet von den Vorgaben der Warenterminbörsen - wieder fester. Die begrenzten Lagerbestände aus der Ernte 2010 stützen den festen Preistrend.

 

Fakten

  • Welt: Defizitäre Ernteerwartungen
    Mit 845 Mio.t liegen die Schätzungen des Internationalen Getreiderates für 2011/12 um 2,3 Prozent über der Vorjahresernte. Doch möglicherweise müssen die Ernteerwartungen nochmals nach unten korrigiert werden. Mit Blick auf die die Ernteerwartungen in den USA wird die heutige Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums mit Spannung erwartet.

    Die anhaltende Trockenheit in weiten Teilen des US-Maisgürtels könnte doch zu größeren Ernteausfällen geführt haben. Damit deutet sich für die Saison ein wachsendes Defizit am globalen Maismarkt an.
    Ende September zeichnete sich eine Lücke zwischen Angebot und Bedarf von rund 8 bis 9 Mio.t ab. Eine Deckung des globalen Bedarfs ist daher nur durch den weiteren Abbau der Lagerbestände möglich.
     Hausse-Tendenz

 

  • EU: Defizitäre Ernteerwartungen
    Aktuelle Prognosen verschiedener Branchenverbände bestätigen die höheren Ernteerwartungen für die EU. Die Ernteschätzungen liegen rund 10 bis 15 % über dem Vorjahresergebnis. Coceral, der Europäische Dachverband des Getreidehandels schätzt die EU-Maisernte 2011 auf 63 Mio.t in der EU-27, nachdem im Vorjahr mit 54,8 Mio.t witterungsbedingt eine sehr niedrige Ernte eingefahren wurde.

    in Mio. t
    Körnermais
    Produktion in der EU
    Deutschland
    Frankreich
    Rumänien
    Italien
    EU-27
    2007
    3,7
    14,8
    3,6

    9,0

    46,3
    2008
    5,2
    15,5
    7,4
    9,5
    60,5
    2009
    4,6
    15,2
    7,5
    8,7
    57,1
    2010
    4,8
    13,8
    8,0
    8,2
    54,8
    2011 Prognose vom:
    30.09.2011
    4,6
    15,2
    10,4
    9,2
    63,0
    Quelle: COCERAL

    Der Internationale Getreiderat erwartet in dieser Saison eine Steigerung der Körnermaiserzeugung in der EU um 7 % auf 60,4 Mio.t. Die EU-Kommission sieht die Produktion angesichts der überwiegend günstigen Vegetationsbedingungen in weiten Teilen Europas sogar bei 61,5 Mio.t und damit rund 5,9 % höher als im Vorjahr.

    Damit dürfte die EU-Maisernte 2011 den Bedarf gut decken, so daß sich die niedrigen Lagerbestände wieder leicht erholen dürften.
     Baisse-Tendenz

 

 

Prognose
Ein Blick auf die aktuellen Ernteerwartungen macht eines deutlich: In der EU dürfte die Ernte den Bedarf sogar gut decken können. Doch die globale Ernte wird mit großer Wahrscheinlichkeit erneut defizitär ausfallen.

Mangel dürfte am Maismarkt 2011/12 dennoch keine Rolle spielen. Die hohen Lagervorräte aus vorangegangenen Ernten sorgen auch in dieser Saison für ein ausreichendes Angebot. Allerdings werden die globalen Lagerbestände weiter schrumpfen.

Trotz der Hausse-trächtigen Fundamentaldaten und des stetigen Exportgeschäftes begrenzt das aktuell hohe Preisniveau – anders als im Vorjahr - allerdings den Preisspielraum nach oben. Nach meiner persönlichen Einschätzung spricht aber vieles für ein weiterhin hohes Preisniveau.
Dennoch muß mit zeitweilig starken Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen gerechnet werden.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
22.07.2010 Körnermais: Zunehmend hausseträchtiger
14.05.2010 Körnermais: "China-Faktor"
   
 
 
 
 

Seitenanfang