Am 15.11.2004 hat Rußland die Grenzen für Importe pflanzlichen
Ursprungs aus Deutschland dicht gemacht. Noch wird verhandelt, doch
der Markt reagiert bereits übellaunig.
Worum es geht
In den letzten Monaten hat Rußland immer wieder Importverbote
für unterschiedlichste Produkte aus den verschiedensten Ländern
verhängt. Betroffen waren in den letzten Wochen auch Spanien
und Peru.
Bei dem am 15.11.2004 gegen Deutschland verhängten Importverbot
fing das Dilemma mit beanstandeten Blumen an. Inwischen haben die
russischen Veterinärbehörden die Grenze der russischen Föderation
für deutschen Produkte pflanzlichen Ursprungs, die ein Pflanzengesundheitszeugnis
benötigen, dicht gemacht. Seit dem Inkrafttreten der Maßnahme
weisen die russischen Behörden alle Lieferungen zurück.
Betroffen sind Waren, die der phytosanitären Kontrolle unterliegen,
darunter auch Gemüse, Getreide, Hopfen, Kartoffeln, Malz, Saatgut
sowie Topf- und Schnittblumen. Die russische Verfügung gilt
zudem für die Niederlande, Belgien und Estland - diskutiert
wird auf russischer Seite offenbar auch eine Ausweitung auf Dänemark
und Tschechien. Damit wird die Abwicklung von Geschäften mit
deutscher Ware über andere EU-Staaten zunehmend erschwert.
Begründet wird dieses Vorgehen mit Qualitätsproblemen sowie
der angeblichen Verseuchung einer Blumenlieferung durch eine als
Blumenschädling bekannten Thripsart (Frankliniella occidentalis),
deren Ausbreitung verhindert werden soll. Seit geraumer Zeit fordert
Rußland von der EU für alle Produktbereiche eine einheitliche
Zertifizierungspraxis und einheitliche Dokumente.
Was das bedeutet
Im vergangenen Jahr hat Rußland Nahrungsmittel pflanzlichen
Ursprungs im Wert von 293 Mio € importiert. Die Exporte
Rußlands nach Deutschland beliefen sich lediglich auf 44 Mio. €.
Die Auswirkungen des russischen Importstops bleiben folglich
weitgehend begrenzt - entgegen der Darstellung mancher Pressemeldungen.
Auf Exporte im Getreidesektor wirkt sich die Maßnahme kaum
aus, da die russischen Exporte von Weizen, Roggen und Gerste die
Importe aus Deutschland weit übersteigen. Lediglich die angelaufenen
Geschäfte mit Interventionsroggen sind hier in größerem
Maße betroffen. Als Getreide-Verarbeitungsprodukt ist Malz
mit rund 100.000 t pro Jahr stärker tangiert.
Am Kartoffelmarkt spielen die Exporte dagegen eine erheblich wichtigere
Rolle - insbesondere in einem so schwierigen Vermarktungsjahr
wie dem laufenden. Beim Export von Kartoffeln/-erzeugnissen nach
Rußland erzielt Deutschland einen enormen Exportüberschuß.
Im Export nach Rußland spielt zudem Saatgut von Ackerkulturen
eine erwähnenswerte Rolle.
Nicht zu unterschätzen ist jedoch die psychologische Wirkung,
die von dem Importstop Rußlands in einem Vermarktungsjahr
mit "Rekordproduktion" und "schwierigem Exportgeschäft"
(u.a. Euro-Dollar-Relation) ausgeht.
Verhandlungen laufen - Lösung noch nicht
in Sicht
Derzeit führen Politik und Wirtschaft Gespräche mit den
russischen Vertretern, um eine Einigung zu erzielen. Nach Aussage
des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMVEL) ist noch ist völlig
unklar, wie lange das Importverbot dauern wird. Das Ministerium
bemüht sich, schnellstmöglich eine Einigung mit den russischen
Behörden zu erzielen. Bisher konnte in den bilateralen Gesprächsrunden
keine Einigung erzielt werden.
Vorhergehende Beiträge
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