Landwirtschaftliche Woche Nordhessen:
Eindrücke vom 11.01.2001
Th. Bonsels thomas.bonsels@hdlgn.de
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 11.01.2001

Die Landwirtschaftliche Woche bot auch am 10.01.2001 jede Menge interessanter Beiträge und Präsentationen, die auf ein interessiertes Publikum stießen. Nachfolgend soll eine nur kleine Auswahl präsentiert werden:

Herr Johannes Holzner, FAL, Braun-schweig referierte zum Thema “Wett-bewerbsfähigkeit der Milchproduktion im internationalen Vergleich und erste

Erkenntnisse aus der Milchbörse“. In Deutschland wurden im Rahmen der 1. Milchbörse weniger als 0,01 % der gesamten Quoten für 0,80-1,76 DM/l  gehandelt. Er erwartet, daß der Quoten-preis mit steigendem Angebot langfristig sinken wird. Im Rahmen des IFCN-Projektes werden die typischen Merkmale der Milchviehbetriebe in den einzelnen Produktionsländern ermittelt. Das Ergebnis: Die internationalen Produktionsformen sind höchst unterschiedlich. In den Betrieben stehen zwischen 3 (Polen) und 650 Kühe (Deutschland) - Bedingungen die kaum vergleichbar sind - und produzieren zu Kosten zwischen 27 Pf. (Südamerika) und 65 Pf. (Deutschland, Schweden) bei einem kalkulatorischen Lohnansatz der zwischen 2,50 und 20 DM je Stunde liegt. Die Rentabiltätsreserven sind in Deutschland noch sehr hoch.
Herr Klaus-Dieter Sens, HDLGN Kassel, setzte sich mit der Thematik “Kostengünstige Grundfuttervorlage – überbetrieblich organisiert“ auseinander. Er forderte die Kostensenkung der Produktion durch Steigerung der Milchleistung. Transponderfütterung hat über viele Jahre die Möglichkeit der Fütterung mehrerer Leistungsgruppen ermöglicht. Der Trend geht jedoch zur Totalen Mischration (TMR). Mit der TMR läßt sich eine gleichmäßigere Nährstoffversorgung im Tagesverlauf, infolge eine höhere Futteraufnahme und zudem eine schnellere Pansenapassage realisieren. Der überbetriebliche Einsatz eines selbstfahrenden Futtermischwagens ist ab 400 Kühen mit über 8000 kg Milchleistung kostenmäßig mit ca. 2,9 Pf. pro kg Milch rentabel.

 

Herr Ralf Meier, Landwirt in Bad Arolsen-Landau, berichtete über die positiven Erfahrungen beim überbetrieblichen Einsatz eines Futtermischwagens. Bei 106 Kühen und einer Milchleistung von 9400 kg (3600 kg Milch aus Grundfutter) gehört er einer Gemeinschaft von sechs Betrieben an, die insgesamt 550 GV im TMR-System füttern. TMR verhalf dem Betrieb Meier zu Futterkusten von 17 Pf. je kg Milch zuzüglich 2,1 Pf. je kg Milch für Fütterungstechnik und Fahrerentlohnung. Damit liegt der Betieb Meier weit unter den Produktionskosten vergleichbarer, herkömmlicher Fütterungssysteme bei zugleich geringerer Arbeitsbelastung und geringerem Zeitaufwand.

Herr Johann Georg Thierolf, Direktor dees HDLGN, nutze die Gelegenheit, über die Struktur und die Aufgaben des neu gegründeten Hessischen Dinstleistungs-zerntrums für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz (HDLGN) zu informieren. Im HDLGN ist das gesamte Beratungsangebot für die Landwirtschaft gebündelt und in fünf Aufgabenbereiche gegliedert:

  • Beratung,
  • Bildung,
  • Leistungen für Behörden und Dritte,
  • Fachinformationen und
  • Servicezentrum

Direktor Thierolf wies die Tagungs-teilnehmer auf die Möglichkeit der Information am HDLGN-Stand hin.

Herr Gernot Werner, Milchindustrie-Verband Bonn, setzte sich im Rahmen seines Vortrages „Produktsicherheit und Produkthaftung – Was kommt auf den Milchviehhalter zu“ mit Fragen der gläsernen Produktion auf allen Erzeugungs- und Verarbeitungsstufen auseinander. Eingebunden in zahlreiche EU-Verordnungen, deren Auslegung in den EU-Mitgliedstaaten jedoch unterschiedlich ausfallen kann, gibt es noch immer keine vollständige Harmonisierung im Binnenmarkt. In der neuen EU-Lebensmittelverordnung erhalten auch Futtermittel denselben Stellenwert. Mit der Einbeziehung der Urproduktion in die Produkthaftung seit 01.12.2000 kommen auf den praktischen Landwirt neue Absicherungsanforderungen zu. Er rief dazu auf, die Betriebshaftpflichtver-sicherung auf jeden Fall um die Produkthaftpflicht zu erweitern.
Herr Dr. Jürgen Weiß, HDLGN, referierte aus aktuellem Anlaß über das z. Z. in Deutschland geltende Futtermittelrecht. In seinen Ausführungen machte er deutlich, daß die Forderung der sogenannten "offenen Deklaration" bei Futtermitteln sich nur auf die Angabe der prozentualen Mischungsanteile un dem Futtermittel bezieht. Nach geltendem Futtermittelrecht ist bereits seit Jahren üblich, die einzelnen Futterkomponenten in der Gewichtung ihrer Anteile absteigend aufzuführen. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, daß mit dem für Lebensmittel identisch ist. Tiermehle hätten bereits seit 1997 gesondert deklariert werden müssen. Fazit: Wer betrogen hat oder in Zukunft betrügen will, wird sich durch eine "offene Deklaration" nicht abschrecken lassen.
Dr. Greif, Mitglied im Vorstand der Fördergemeinschaft "Nachhaltige Landwirtschaft", beschäftigte sich mit "Verbraucherwünschen, Nahrungs-mittelqualität und Produktsicherheit – Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung". Der Lebensmittelmittel-skandal-geschüttelte Verbraucher befinde sich in einer Glaubens- und Vertrauenskrise gegenüber Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Politik. Die Verbraucher fordern heute mehr denn je Sicherheit in den Bereichen der Nahrungsmittelpro-duktion und -verarbeitung. Ein klares Zeichen für die Landwirtschaft Zertifizierunsgsysteme bei der Betriebsentwicklung zu berücksichtigen.

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