Von den Händlern hört man, es sei bereits eine Kunst, eine Mühle zu finden,
die nicht gnadenlos die Preise drücken würde. Die Mühlen selber verhalten
sich zur Zeit so wie in fast allen Jahren: Während der Ernte hat man sich
mit preisgünstiger Ware eingedeckt, so daß die Preisentwicklung zunächst
ruhig abgewartet werden kann. Daher das geringe Interesse, sich auf Preiszugeständnisse
einzulassen.
Doch wie sieht die Lage wirklich aus?
Am Vortag der Oktober-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums konnten
die Notierungen für Weizen an den US-Warenterminbörsen nochmals anziehen.
Der Trend anziehender Weizenpreise am Weltmarkt basiert in diesem Jahr
nicht allein auf irgendwelchen Wetterunsicherheiten, sondern hat fundamentale
Gründe.
Fakten
- Die Weltweizenvorräte schrumpfen langsam und allmählich zusammen.
Betroffen sind vor allem die Vorräte an backfähiger Ware. Noch ist
die Marktsituation nicht kritisch, doch die Bestandsentwicklung spricht
für sich. Die Vorratslage nähert sich mit Riesenschritte der Situation
von 1996/97.
Welt-Endbestände
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Mio. Tonnen
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1996/1997
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111,3
|
1997/1998
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139,2
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1998/1999
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136,9
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1999/2000
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127,1
|
2000/2001
|
113,6
|
- Die Ernte in den USA wird nach den letzten Informationen rund 2
Mio. t niedriger ausfallen als noch vor einem Monat erwartet.
- Australien erwartete bisher für seine Ernte im Frühjahr nächsten
Jahres seine drittgrößte Ernte. Starke Trockenheit in drei der fünf
Weizen anbauenden Staaten scheint diese Erwartung zu zerstören. Hinzu
kommt ein starker Insektenbefall der Bestände und reduzierte Pflanzenschutzmaßnahmen,
die die Erträge weiter schmälern werden.
- Die Kanadier haben ihre Ernteerwartungen bei Weizen um 1,2 Mio.
t, bei backfähigem Spring Weizen sogar um 2,4 Mio. t reduziert.
- Der Iran hat im Argentinien bereits 1 Mio. t Weizen aus der neuen
Ernte gekauft. Die seit Monaten andauernde Trockenheit im Nahen und
Mittleren Osten hat die Ernte dieser Länder stark geschälert, so daß
hier ein hoher Importbedarf besten dürfte. Erdöl fördernde Länder
dieser Region brauchen sich dabei über ihre Devisenausstattung keine
Sorgen machen.
- Der Euro ist schwach und wird es vorerst wohl auch bleiben. Einziger
Trost dabei ist der erheblich erleichterte Export. Ohne diese Ventilfunktion,
würde der Angebotsdruck bei einem Selbstversorgungsgrad in der EU
in Höhe von etwa 118 % (1997/98) die Preise weiter drücken.
Prognose
Viele Faktoren deuten darauf hin, daß die Weizenkurse in den nächsten
Monaten weiter sehr fest bleiben werden. Nach meiner Einschätzung dürften
die internationalen Märkte in den nächsten Wochen weiter nach oben gehen.
Unter Berücksichtigung des saisonalen Verlaufs könnten die Kurse
im November spürbar anziehen.
Für unseren hiesigen Markt ist ausschlaggebend, wie sich der Export entwickelt.
Hierbei kommt den Exporteuren der wohl auch in der nächsten Zeit schwache
Eurokurs zu Gute.
Die EU-Kommission verfolgt jedoch konsequent seit Mitte des Jahres ihr
Ziel der Null-Exporterstattungen. Daher liegen bisher die Exportzahlen
unter denen des Vorjahres. Mit weiter steigenden Weltmarktpreise könnte
das Konzept der EU-Kommission jedoch durchaus aufgehen.
Gute Backqualitäten sollten daher recht ordentliche Marktaussichten haben.
Elitequalitäten könnten sich preislich dann erheblich verbessern, wenn
der internationale Bedarf an Aufmischqualitäten steigt. Dafür gibt es
erste Hinweise: In den USA, Kanada und Europa fällt der Ernteanteil in
dieser Qualitätsklasse niedriger aus und die Terminnotierungen konnten
daher bereits kräftiger ansteigen. Lediglich Futterweizen hat kein Potential
für große Sprünge, da das Angebot an Futtergetreide weltweit wieder sehr
hoch ausfällt.
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