Die Sojapreise sind zum Leidwesen der Veredler in den letzten Wochen
geradezu explodiert. Die 50 DM-Grenze wurde Ende Mai in Einzelgeschäften
sogar überschritten. Inzwischen tritt die saisonal zu erwartende
leichte Marktabkühlung ein.
Das meinen die Baissiers
Die Witterung im mittleren Westen der USA hat in den letzten Wochen
mit überdurchschnittlichen Niederschlägen und hohen Temperaturen
ein hervorragendes, wüchsiges Klima geschaffen, so daß einer neuen
Rekordernte nichts im Wege steht. Die Preise für Sojabohnen und
deren Nachprodukte werden daher zunehmend unter Druck geraten. Damit
sinken auch die End-abnehmerpreise.
Dagegen meinen die Haussiers
Im August kommen die Sojabohnen in eine letzte kritische Wachstumsperiode.
Das bedeutet, dass die trockene Phase des Sommers erst bevorsteht
und je nach Witterungsverlauf durchaus Trockenheit die Ernte erheblich
schmälern könnte. Zudem ist die Trockenheit in einigen anderen Anbauregionen
der Erde wie z.B. Indien so ausgeprägt, dass selbst üppige Monsunregen
das Defizit kaum ausgleichen dürften. Der weltweite Bedarf steigt,
so dass das engere Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu steigenden
Preise führen dürfte.
Das sind die Fakten
Die Sojabohnenernte in Südamerika kann als beendet angesehen werden.
In Brasilien soll die Ernte mit 31 Mio. t rund 0,5 Mio. t höher
als im Vorjahr ausgefallen sein. In Argentinien scheint sich die
mit 21 Mio. t auf Rekordhöhe prognostizierte Ernte zu bestätigen.
In den USA wurde die leicht ausgedehnte Anbaufläche mit dem lange
erwarteten Regen versorgt, so dass bei weiterhin günstiger Witterung
eine erneute Rekordernte heranwachsen könnte.
Bereits in der letzten Woche gab HEMIS folgenden Hinweis: "Kurzfristige
Sojaschrotkäufe jetzt tätigen. Saisonal tendieren die Preise gegen
Ende Juni wieder höher." Diese Markteinschätzung hat sich bestätigt.
Hinzu kommt, dass der Devisenkurs des US-Dollars seit Mitte Mai
(19.05.: 2,20 DM/$) wieder spürbar an Stärke verliert (19.05:
2,03 DM/$). Importe auf Dollarbasis werden wieder preisgünstiger
und lassen auch die Endabnehmerpreise leicht zurückgehen. Die Grafik
zeigt, dass - ausgehend von der internationalen Preisentwicklung
- die Importpreise am Importhafen Rotterdam und an den deutschen
Produktenbörsen unter Preisdruck geraten.
Tendenz
In der ersten Juli-Hälfte dürften die Sojapreise ihr saisonales
Tief überwunden haben und wieder leicht anziehen. Prompter Bedarf
sollte daher in den nächsten Wochen, langfristiger Bedarf erst zu
einem späteren Zeitpunkt (wenn die neue Ernte abschätzbar ist) gedeckt
werden. Sojapreise sind Tagespreise. Preisanfragen sollten daher
in kurzen Abständen erfolgen. Die Marktentwicklung hängt dabei vorrangig
von der Absatz- und damit Preissituation bei pfl. Ölen ab. Teilweise
wird befürchtet, dass die Palmölproduktion höher ausfällt als erwartet
und die Preise drückt.
Übersicht