Das Getreidewirtschaftsjahr neigt sich allmählich seinem Ende entgegen,
so dass das Angebot aus der Landwirtschaft zunehmend geringer ausfällt.
Entsprechend geht auch die Nachfrage zurück, so daß die Preise leicht
unter Druck geraten. Die Verarbeiter haben sich mit Ware bis zum Anschluss
an die neue Ernte gut eingedeckt.
Wie ist die Situation zur nächsten Ernte aus heutiger Sicht einzuschätzen?
Die WTB, Hannover notierte Backweizen (P = 11,5 %) am 29.05.00 leicht
rückläufig. Die Kursfestsetzung erfolgte für den Sept-Kontrakt bei 117,30
€/t (22,94 DM/dt) und für den Dez-Kontrakt mit 123,00 €/t (24,06 DM/dt).
An der Matif, Paris wurde Exportweizen (keine Proteinbeschänkung) ebenfalls
schwächer für September mit 116,50 €/t (22,79 DM/dt) und für November
mit 118,50 €/dt (23,18 DM/dt) notiert. Die US-Warenterminbörsen blieben
aufgrund eines Feiertages geschlossen.
Diese Kurse können nur vor dem Hintergrund des künftigen Interventionspreises
gewertet werden.
Die 7,5 %ige Agenda-Kürzung führt zu einem Interventionspreis von 110,25
€/t (21,56 DM/dt) plus einem Monatsreport ab November sowie verschärften
Interventionsbedingungen. Fakt ist somit, dass die Warenterminbörsen deutlich
über dem Interventionspreis notieren (auch wenn beide Preise nicht direkt
vergleichbar sind). Berücksichtigt man einen Abschlag von 2,50 DM/dt für
Handelsspanne und Lieferung liegt der rechnerische Preis für B-Qualitäten
zur nächsten Ernte bei 20,50-21,00 DM/dt.
Die Statistiken weisen einen Rückgang der Weizenproduktion zur nächsten
Ernte aus. Der aufgrund von Dürre in einzelnen Ländern zu erwartende höhere
Importbedarf dürfte zudem die weltweite Handelstätigkeit kräftig ankurbeln.
Der EU-Export läuft inzwischen etwas langsamer. Dies ist u.a. auch darauf
zurückzuführen, dass die EU-Kommission die Exporterstattungen in der letzten
Woche auf 0,00 DM zurückgefahren hat. Zwischenzeitlich hat jedoch Algerien
50.000 t Weizen ausgeschrieben, ein Geschäft, bei dem die EU durchaus
zum Zuge kommen könnte.
Die Preisaussichten zur nächsten Ernte sind somit gar nicht so schlecht.
Teile der Ernte sollten auf jeden Fall per Termin abgesichert werden,
zumal die Kursentwicklung den Erntedruck noch nicht zu spüren bekommen
hat. Solange der Export läuft, sind auch ab September wieder bessere Preise
zu erwarten.