Rapssaat: Rückkehr zu den Fakten


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.01.2013


Die erwartete Soja-Rekordernte in Südamerika, dümpelnde Kurse am Energiemarkt und die EU-Bioenergiepolitik würgen die Rapssaatenpreise ab. So ist es in vielen Marktanalysen zu lesen. Doch jetzt zeigt sich, daß beim Rohstoff-Roulette an den Börsen die fundamentalen Daten nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

 

Marktlage
Die Festtage zum Jahresende brachten auch die Rapssaatenpreise aus dem Takt. Die Finanzjongleure an den Börsen verabschiedeten sich in die Weihnachtspause und die Talfahrt der Börsenkurse nahm noch einmal Tempo auf. Letztendlich verursachte dies auch deutliche Bremsspuren am Kassamarkt.

Vor einem halben Jahr sah alles noch ganz anders aus: Im Juli 2012 schnellten die Rapspreise auf ein neues Allzeit-Rekordhoch. An der Warenterminbörse MATIF, Paris erreichte der Fronttermin in der Spitze 525,25 Euro/t, der Termin Februar 2013 wurde mit 517,50 Euro/t deutlich über der 500 Euro-Marke notiert. An der Warenterminbörse WCE, Kanada kletterte der Front-Termin in der Spitze auf sogar auf umgerechnet 552,44 Euro/t

Am Kassamarkt nutzten viele Landwirte bei Preisgeboten von 490 bis 515 Euro/t netto ex-Ernte die Gelegenheit zum Verkauf. Viele Rapserzeuger sicherten auch bereits für 2013 einen Teil der Ernte zu Geschäftsabschlüssen von 450 bis 480 Euro/t netto ex-Ernte ab.


Seitdem sind die Kurse an den Börsen um 18 % abgesackt und an den Kassamärkte summieren sich die Verluste inzwischen bei rund 11 %, nachdem die Preise auf den niedrigsten Stand seit 11 Monaten gefallen sind.

Wie konnte es dazu kommen? Im letzten Winter setzte die Frostwelle in West- und Osteuropa zunächst am Kassamarkt, dann aber auch für den Börsenhandel deutliche Hausse-Signale. Die weltweit defizitären Ernteerwartungen und die Angst vor Ernteausfällen bei Soja in den USA infolge der Jahrhundertdürre ließen im Sommer die Rapspreise regelrecht explodieren.

Doch dann ging den Rapsmarkt die Puste aus, da die Liste der Baisse-Faktoren immer länger wurde:
• Die Rohölölpreise gerieten auf Talfahrt.
• Die Rekordernte-Erwartungen für Soja in Südamerika brachten die Ölsaatenpreise unter Druck.
• Der Preiseinbruch am Palmölmarkt ließ auch die Preise anderer Pflanzenöle sinken.
• Stornierungen von US-Bohnenkäufen durch China verstärkten im Dezember die Baisse-Signale.
• Zuletzt besseres Anbauwetter in Südamerika läßt auch die Ernteprognosen wieder steigen. 

Doch der krasse Kurseinbruch ist deutlich übertrieben. Inzwischen zeichnet sich zwar eine neue Soja-Rekordernte für Südamerika ab. Doch der steigende internationale Bedarf verhindert, daß die globalen Lagerbestände an Ölsaaten anwachsen. Und bei Rapssaat läßt sich der weltweite Bedarf nur durch die Lagerbestände vorangegangener Ernten decken.

 

 

Fakten

  • Rapssaat: Schrumpfende globale Lagerbestände
    Immer wieder wurden die globalen Ernteprognosen für Rapssaat im letzten Jahr nach unten korrigiert. Nicht nur in der EU, sondern weltweit fällt die Rapssaatenernte 2012/13 kleiner aus als im Vorjahr.
    Das bestätigen auch die Zahlen des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums zur globalen Rapssaatenbilanz. Mit 59,3 Mio.t wird die Rapsernte 2012/13 fast 4 % niedriger als die Vorjahresernte eingeschätzt.

    Nicht nur weltweit, sondern auch in der EU werden die Lagerbestände daher deutlich schrumpfen. Die Bestände schmelzen beinahe auf das niedrige Niveau des Hausse-Jahres 2007/08 ab.

    in Mio. t
    Rapssaaten
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-27
    Welt
    Welt
    EU-27
    2007/08
    48,5
    18,4
    49,0
    4,0
    1,0
    2008/09
    57,8
    19,0
    54,6
    7,3
    1,8
    2009/10
    61,0
    21,6
    59,4
    8,8
    1,8
    2010/11
    61,0
    20,8
    62,0
    7,0
    1,8
    2011/12
    61,6
    19,1
    63,5
    5,1
    2,1
    2012/13 Prognose vom:
    11.12.2012
    59,3
    18,8
    61,6
    2,8
    1,4
    Quelle: USDA


     Hausse-Tendenz

 

  • Rapsöl: Ernte auf Vorjahresniveau
    In der EU, mit rund 9,3 Mio.t der weltweit größte Verbraucher von Rapsöl, ist der Bedarf seit 2010/11 leicht rückläufig. Seitdem ist der Verbrauch um rund 0,6 Mio.t bzw. rund 6 % zurückgegangen. Nicht nur die knappe Verfügbarkeit an Rapssaat hat zu einer Einschänkung geführt. Vor allem der hohe Rapssaatenpreis hat die Gewinnmargen der Ölmühlen und Veresterungsanlagen gedrückt.

    Auch der tendenziell steigende Biodieselpreis an der Zapfsäule konnte nicht verhindern, daß Rapsöl seit Oktober immer billiger wird. Kräftigen Preisdruck verursachten auch die seit Mitte 2012 immer weiter abnsackenden Palmölpreise und die aggressive Preispolitik der Palmölexporteure am Weltmarkt. Erst seit wenigen Wochen hat der Preistrend am Palmölmarkt wieder nach oben gedreht.


    Inzwischen zeichnet sich für Raps- und Sonnenblumenöl eine etwas festere Preistendenz ab, doch bei Palmöl und auch Sojaöl setzt sich die Abwärtstendenz fort. Die verhaltene Nachfrage und die weiterhin hohen Lagerbestände an Palmöl in Malaysia haben die Preise zuletzt auf umgerechnet 630 Euro/t cif Rotterdam fallen lassen. Kaufinteressenten spekulieren auf weiter sinkende Preise, da in Malaysia in diesem Monat die Exportsteuersenkung für Palmöl in Kraft tritt.
    Sojaöl wurde mit 890 Euro/t fob Rotterdam rund 3,5 % preisgünstiger gehandelt als noch einen Monat zuvor.

     Baisse-Tendenz

 

  • Mineralöl: Springt die Konjunktur-Lokomotive China wieder an?
    Seit August 2012 zeigt der Preistrend am Rohölmarkt nach unten. Nicht nur die schwache Konjunkturdaten aus den USA, der Nr.1 unter den Rohöl-Verbrauchern, und China, der Nummer 2 im internationalen Ranking, haben den Finanzjongleuren an den Ölbörsen in den letzten Monaten die Laune vermiest. Auch die weltweit vollen Lagertanks nboten keine Anlaß auf steigende Kurse zu setzen.

    Der Aufbau der Rohöl- und Mitteldestillaten ist Ausdruck einer extrem geringen weltweiten Nachfrage. Nicht nur das wachsende Angebot in den USA aus sogenannten "unkonventionellen Vorkommen" drosselt die internationale Nachfrage. Hinzu kommt, daß die USA gerade das wärmste Jahr seit Aufzeichnung der Temperaturen erlebten. Und auch die US-Wintertemperaturen blieben bisher vergleichsweise mild.


    Jetzt sorgt China für neue Stimmung an den Rohölmärkten. Die neuen offziellen Zahlen aus Peking machen Hoffnung, daß China die Konjunkturwende geschafft hat und wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt. Mehr Wirtschaftswachstum in China ist an den Märkten gleichbedeutend mit: steigende chinesisches Rohölimporte sowie wachsendem Importbedarf bei Sojabohnen, Sojaöl und Rapsöl (und natürch anderen Produkten).

    Entsprechend hat der Preistrend nicht nur an den Ölmärkten wiedr nach oben gedreht.

     Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
An den Rapssaatenmärkten dürfte die Talsohle jetzt zunächst einmal durchlaufen sein. An den Märkten wächst die Einsicht, daß der Abwärtstrend bei den Preisen überzogen war. Doch das bedeutet nicht, daß der Markt jetzt in einen Hausse-Trend einschwenkt.

Die fundamentalen Daten für die aktuelle Marktversorgung sind eindeutig:
• Die letzte Rapsernte war defizitär.
• Die Welt-Lagerbestände schlelzen ab wie Eis in der Sonne.
• Doch die hohen Pflanzenöl-Lagerbestände bieten keinen Preisspielraum nach oben.
• Und die weltweite Konjunkturdelle läßt die Ölnachfrage langsamer wachsen als erwartet.

Nicht eindeutig sind dagegen die künftigen Aussichten.
• Noch ist die Sojaernte in Südamerika, die bis Ende Mai läuft, nicht in "trockenen Tüchern".
• Vieles deutet darauf hin, daß China in diesem Jahr einen höheren Soja-Importbedarf haben wird.
• Doch die globale Konjunktur-Delle ist noch nicht überwunden.
• Auch die Schuldenkrisen in den USA und der Euro-Zone schwelen weiter.
• Der Winter in Westeuropa startet zum Wochenende in eine zweite Runde.
• Nicht absehbar ist, wie die Winterrapsbestände in West- und Osteuropa aus dem Winter kommen.
• Abzuwarten bleibt, ob die Niederschläge in den USA für eine ausreichende Bodenfeuchte sorgen.

 
 
 
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