Schweine: Futterkosten-Teuerung bringt Eigenmischern Vorteile

Kajo Hollmichel kajo.hollmichel@llh.hessen.de Stand: 06.02.2013


Wieder einmal sind die Futterkosten zum größten Ausgabenblock in der Mastschweineproduktion avanciert. Ein Kostenanteil von aktuell ca. 55 % läßt die Rendite aus dem Stall schrumpfen. An der Dominanz dieses Kostenblockes dürfte sich in absehbarer Zeit auch nicht viel ändern.

 

Marktlage
Seit einiger Zeit sind die Alleinfutterkosten wie bereits Ende 2007 und Anfang 2008 wieder mit aktuell ca. 55 % zum größten Ausgabenblock in der Mastschweineproduktion avanciert und hieran wird sich in absehbarer Zeit auch nicht viel ändern.

Überwiegend waren es nur 37 bis 45 % Alleinfutterkosten! Normalerweise sind es die Ferkelkosten mit ca. 50 bis 58 %, die in der Mast die höchsten Kosten vor den Ausgaben für Futter verursachten. In den letzten sieben Jahren waren die Futterkosten jedoch keine konstante Größe. Starke Preisschwankungen an den Futtermittelmärkten beeinflussten die Rendite in der Schweineproduktion nachhaltig.

In diesem Beitrag wird die folgende Grafik detailliert erläutert und interpretiert.


In der Grafik sind über den Zeitraum der letzten 7 Jahre quartalsweise folgende Parameter dargestellt:

Der Vereinigungspreis für Mastschweine auf der Basis €/100 kg Schlachtgewicht (SG).

Der mit jeweils 50 % gewichtete Preis für Futterweizen und Futtergerste in Euro pro Tonne nach hessischen Durchschnittsverkaufsnotierungen (Anteile 50 % und 50 % grob nach Verbrauch in der Schweinefütterung geschätzt).

Der mit 18 % bzw. 82 % gewichtete Schweinemastalleinfutterpreis in Euro pro Tonne nach hessischen Durchschnitts-Zukaufsnotierungen (prozentuale Verteilung nach anteiligem Verbrauch, 17,9 % = hessische Durchschnittsnotierungen für Vormastfutter von 28 kg bis 50 kg Lebendgewicht (LG) und 82,1 % = hessische Durchschnittsnotierungen für Endmastfutter von 50 kg bis 120 kg LG).

Der Sojaextraktionsschrotpreis (SES) für Ware mit 43 bis 44 % Rohprotein in Euro pro Tonne nach hessischen Durchschnittszukaufnotierungen.

Der Erlös pro Mastschwein nach Abzug der Futterkosten.

 

 

Renditewirksame Marktfaktoren

  • Sojaextrationsschrot
    In der Grafik sind deutlich die starken Preis-Schwankungen insbesondere am Futtermittelmarkt innerhalb der letzten 7 Jahre zu sehen.

    Ab Mitte 2007 sind die Sojaschrotpreise stark angezogen und befinden sich seitdem auf einem hohen Niveau und inzwischen auf Rekordniveau. Laufend werden in den USA neue gentechnisch veränderte Sojasorten entwickelt und angebaut. Die Europäische Union hat jedoch für solche neuen gentechnisch veränderten Sorten äußerst langwierige Zulassungsverfahren. So kommt es, dass in Amerika schon die neuen Generationen angebaut werden, diese in Europa aber noch lange keine Zulassung haben und somit die Importe erschweren.

    Die Sojaernte in Amerika ist aufgrund von Dürre besonders im mittleren Westen sehr schlecht ausgefallen und für Südamerika wird inzwischen eine gute Ernte erwartet, was u.a. das Rekordniveau etwas nachgeben ließ. Trotzdem hatten wir in den letzen 3½ Jahren dauerhaft hohe Sojapreise und im letzen Jahr erreichten wir sogar die genannten Allzeithochs, was sicherlich zum Teil auf die genannten Restriktionen zurückzuführen ist, als auch auf starke chinesische Aufkäufe.

    Eine langfristige Beibehaltung dieses Hochpreisniveaus scheint wahrscheinlich zu sein. Im betrachteten Zeitraum der letzten 7 Jahre lag der durchschnittliche Preis für SES mit 43 – 44 % Rohprotein bei 32,99 €/dt. Wobei das Preistief bei 20,29 €/dt und das Preishoch bei 51,61 €/dt lag, was einer Schwankung von 154 % entspricht! Gegenwärtig liegt der Preis mit ca. 43 €/dt auf hohem Niveau. In der Schweinemast werden i.d.R. ca. 40 bis 60 kg SES (mit 43 % Rohprotein) über die gesamte Mast benötigt; durchschnittlich gut 20 % SES in der Ration über die gesamte Mast bei bedarfsgerechter Fütterung und aktuellen durchschnittlichen Getreidequalitäten.

    Verändert sich der SES-Preis um 1 €, so verändern sich die Futterkosten pro Mastschwein (MS) um 0,40 - 0,60 €. Diese Tatsache zeigt wie Veränderungen beim SES-Preis die Futterkosten und die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung maßgeblich beeinflussen.

 

  • Futtergerste und Futterweizen
    Einen vielfach höheren Einfluss auf die Futterkosten haben im Vergleich zum SES die Futtergetreidepreise, insbesondere die Gersten- und Weizenpreise. Der gewichtete Preis von Futtergerste und Futterweizen lag im Betrachtungszeitraum im Schnitt bei 15,11 €/dt.

    Die Schwankungen bewegten sich dabei je nach Vermarktungszeitpunkt zwischen 8,82 €/dt und 22,87 €/dt. In Prozent ausgedrückt waren das Schwankungen von über 159 % und damit leicht höhere wie am Sojamarkt (154 %)!

    Ein Schwein benötigt während der üblichen Mast mit Getreide als Stärketräger um die 2 dt Getreide. Bezogen auf SES bedeutet dies: Verändert sich der hier dargestellte Futterweizen-Futtergersten-Preis um 1 €, so verändern sich die Futterkosten pro Mastschwein (MS) um ca. 2 €. Der Einfluss auf die Futterkosten ist also viermal so hoch wie beim SES.

    In der Grafik ist dieser Zusammenhang eindrucksvoll um die Jahreswende 2007/2008 und 2012/2013 ersichtlich, wo hohe Futter- sowie Futtergetreidepreise den Erlös nach Futterkostenabzug stark geschmälert haben. In diesem Zeitraum konnten i.d.R. nach Abzug von durchschittlich 60,14 € Ferkelkosten, 1,88 € Kosten für Tierarzt und Medikamente und 5,50 € Kosten für Wasser, Energie und Sonstiges nur negative bzw. sehr geringe Direktkostenfreie Leistungen (DkfL) pro Mastschwein erzielt werden.

    Zu diesem Zeitpunkt wurden in der Schweinemast i.d.R. nur Verluste produziert. Um anzustrebende DkfL von durchschnittlich 25 €/MS zu erzielen, muss der Erlös nach Futterkostenabzug bei rund 92,52 €/MS liegen. Er lag hier im Schnitt aber nur bei 75,52 €/MS (Preishoch 112,61 €/MS, Preistief 50,59 €/MS).

 

  • Schweinemastalleinfutter
    Wie bereits erörtert, werden die gewichteten Schweinemastalleinfutterpreise maßgeblich durch die Getreidepreise beeinflusst, was in der Grafik schön an dem leicht zeitverzögertem parallelen Verlauf von Getreidepreisen und Schweinemastalleinfutterpreisen ersichtlich ist.

    Bei Verwendung von Alleinfutter und der durchschnittlichen Quartalspreise konnten mit einem neu gebautem Maststall ohne Inanspruchnahme von Fördermitteln unter Berücksichtigung aller betriebswirtschaftlich aktuellen Parameter nur Mitte 2006 und im 3ten Quartal 2008 Gewinne mit der Schweinemast erzielt werden.

    Bei den Eigenmischern sah es hier schon wesentlich besser aus, da ihre Futterkosten um 7,39 €/MS geringer waren, was zu 100 % auf den Gewinn durchschlägt. Die Preisschwankungen beim gewichteten Schweinemastalleinfutter waren während der letzten 7 Jahre mit 108 % (Preistief bei 16,38 €/dt, Preishoch bei 34,02 €/dt, Durchschnitt 24,84 €/dt) nicht so hoch wie am Getreide- (159 %) oder Sojamarkt (154 %).

 

  • Erlös nach Futterkostenabzug
    Der Erlös nach Futterkostenabzug ist ein direktes Spiegelbild für die Gewinnsituation in der Schweinemast. Die durchschnittliche DkfL der letzten 7 Jahre betrug bei Verwendung von Alleinfutter nur 3 % (4,66 €/MS) und bei Eigenmischern 8 % (12,05 €/MS) des durchschnittlichen Erlöses pro Mastschwein (Ø 140,64 €/MS).

    An dieser Stelle sein angemerkt, dass in der Praxis vielfach höhere DkfL erzielt wurden, da nicht zu Quartalsdurchschnuittskosten und -erlösen ein- bzw. verkauft wurde. Weiterhin haben viele Mäster ihr Ergebnis durch zuvor abgeschlossene günstige Ein- und Verkaufskontrakte verbessern können.

    Die durchschnittlichen Anteile der einzelnen Direktkosten betrugen: 48,7 % für Allein-Futterkosten bei Verwendung des dargestellten Schweinemastalleinfutters (hier Ø 65,12 €/MS), 45,7 % für Ferkelkosten (Ø ca. 60 €), 1,4 % für Tierarzt und Medikamente (Ø 1,88 €/MS) und 4,2 % für Wasser, Energie und Sonstiges (Ø 5,50 €/MS).

    In Anbetracht dessen, dass zur Gewinnermittlung noch eventuelle Abschreibungen plus Zinsansatz, die Entlohnung der Arbeitskraft und sonstige Festkosten von den DkfL abzuziehen sind, konnten in diesem Zeitraum, wie bereits erwähnt, mit Alleinfutter nur in 3 Quartalen Gewinne erzielt werden. Die Gewinnsituation verbessert sich für Eigenmischer im Betrachtungszeitraum erheblich. Bei Verwendung der gewichteten Preise für Getreide und SES im Betrachtungszeitraum (21,25 % Sojaschrot + 75 % Weizen / Gerste + 2,75 % Mineralfutter mit durchschnittlich ca. 80 €/dt + 1 % Pflanzenöl mit durchschnittlich ca. 100 €/dt) ergeben sich bei Eigenmischern Futterkosten von durchschnittlich 48,93 €/MS.

    Um diesen Preis mit dem des Durchschnittspreises für Alleinfutter vergleichen zu können müssen aktuell zu diesem Preis 0,80 bis 1,50 €/dt Mahl- und Mischkosten und ca. 2,20 €/dt Lagerkosten hinzu addiert werden. Unter den genannten Bedingungen mit einem Gesamtfutterverbrauch/MS von 262 kg entsprechen die Mahl- und Mischkosten etwa 3 €/MS und die Lagerkosten 5,80 €/MS. Damit liegt die Eigenmischung im Durchschnitt mit 57,73 €/MS 7,39 €/MS unter den Kosten vom Schweinemastalleinfutter (Ø 65,12 €/MS).

    Der Alleinfutter-Kostenanteil beträgt im Betrachtungszeitraum durchschnittlich 49 % der Ausgaben/MS. Ende 2007 und Anfang 2008 waren es 58 % und momentan bewegen wir uns wieder mit 55 % in ähnlich hohen Dimensionen. Das Minimum hatten wir im ersten Quartal 2006 mit 37 % Alleinfutterkosten/MS.

 

  • Vereinigungspreis
    Die Preisschwankungen beim Vereinigungspreis (V-Preis) hatten in dem betrachteten 7 Jahreszeitraum einen wesentlich geringeren Einfluss auf die Rentabilität in der Schweinemast als die Preisschwankungen beim Schweinemastfutter.

    Während der Schweinemastfutterpreis in diesem Zeitraum um 108 % schwankte, der Getreidepreis sogar um 159 %, der SES-Preis um 154 %, erreichte die Schwankungsbreite beim V-Preis nur maximal 40 % (Ø 1,50 €/kg SG, Preishoch 1,81 €/kg SG, Preistief 1,28 €/kg SG). Die wöchentlichen bzw. zeitaktuellen Preise waren teilweise höher bzw. niedriger.

    Die Schwankung der Ferkelkosten frei Mäster inklusive aller Zuschläge, Impfungen und Transport schwankten mit nur 58 % ebenfalls nicht so stark wie die Futtermittelkosten. Der klassische Schweinzyklus war in diesem Zeitraum kaum ausgeprägt.

 

 

Fazit
Durchschnittlich wurden bei Verwendung von Alleinfutter in den letzen 7 Jahren 49 % der anfallenden Direktkosten in der Schweinemast durch Alleinfutterkosten und 46 % durch Ferkelkosten verursacht.

Bei den Eigenmischern lagen die Futterkosten dagegen mit 43,5 % der Gesamtausgaben auf einem um 5,5 % geringerem Niveau! Die Futterkosten unterlagen in diesem Zeitraum enormen Preis-Schwankungen. Diese Schwankungen hatten einen maßgeblichen Einfluss auf die Rentabilität in der Schweineproduktion.

Die in den letzten 7 Jahren beobachtete starke Volatilität der Futtermittelmärkte wie auch der Märkte insgesamt, wird im Zuge der Globalisierung eher steigen als zurückgehen. Insofern sollte das Thema Warentermingeschäfte (Kontrakte) zunehmend beim Futtermittel- als auch beim Ferkeleinkauf und bei der Mastschweinevermarktung an Bedeutung gewinnen.

So lässt sich in Zeiten volatiler Märkte die Produktion absichern/teilabsichern und ein ausreichender Gewinn bzw. kleinerer Verlust erzielen. Die DkfL bei Eigenmischern betragen durchschnittlich im betrachteten 7-Jahreszeitraum 8,6 % vom Erlös/MS gegenüber 3,3 % bei Mästern, die Schweinemastalleinfutter verwandten. Die mittlere Differenz zwischen Eigenmästern und Alleinfutter beträgt 7,39 €/MS zu Gunsten der Eigenmischer.

Fazit: Durch ein kleveres Ein- und Verkaufsverhalten sowie mit Hilfe der Preisabsicherung durch Termingeschäfte lassen sich bessere DkfL erzielen.

 
 
 
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