Die Preise an den internationalen Sojamärkten explodieren
und unsere Rapspreise erwachen endlich wieder aus ihrer
Winterstarre. Die Kurse ziehen kräftig an. Eintagsfliege
oder dauerhafter Trend?
Marktlage
Nachdem die Kurse für Sojabohnen, -schrot und Öl
in den vergangenen Tagen regelrecht in die Höhe schnellten.
kommt endlich wieder Bewegung in den seit Wochen auf der
Stelle tretenden Rapssaatenmarkt. An den internationalen,
europäischen und deutschen Märkten haben die Kurse
den Weg nach oben angetreten. Gewinnmitnahmen an den Warenterminbörsen
und die Trockenheit in Südamerika haben die Kurse deutlich
nach oben getrieben.
Die gesamte südlichen Soja-Anbaugebiete
in Brasilien leiden nach wie vor unter starker Trockenheit.
Auch die nödlichen Teile Argeniniens sind von der Trockenheit
betroffen. Die Wettervorhersagen lassen derzeit keine nennenswerte
Verbesserung der Wachstums- und Erntebedingungen erwarten.
Der "Trockenheitsstreß" führt in Brasilien
zudem zu wachsenden Bestandsschäden und Ernteeinbußen
durch den Asiatischen Rost (Phakopsora
pachyrhizi - nähere Informationen finden Sie in
dem Beitrag " Sojaberge bringen Baisse-Preise"
vom 23.11.2004). Bisher wurden erst rund 15 % der Sojaernte
in Brasilien eingebracht, so daß derzeit noch Unsicherheit
darüber besteht, wie gravierend die Ernteeinbußen
ausfallen werden.
An den Warenterminbörsen notierte Raps
inzwischen deutlich höher. Die Kurse lagen für den
Termin Mai 2005 an der MATIF/Paris
zuletzt mit 203,50 Euro/t rund 5 Euro über
der Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Damit fielen die
Preissteigerungen in den USA höher aus an am den europäischen
Märkten. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte
Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada
für den März-Termin mit umgerechnet 172,60 Euro/t
mehr als 9 Euro über dem Durchschnitt der Vorwoche.
Der noch immer schwache Devisenkurs
des US-Dollars erschwert noch immer den Export von Rapssaat
und Rapsöl. Dennoch ziehen die Rapspreise jetzt im
Sog der steigenden Soja-Notierungen kräftig an.
Die Verteuerung des Proteinfuttermittels
Sojaschrot wirkt sich auch am Rapsschrotmarkt stark preistreibend
aus. Prompte, das heißt direkt verfügbare Ware
ist international wie auch an unseren heimischen Märkten
sehr knapp und nur mit deutlichen Aufgeldern zu erhalten.
Spätere Termin spielen am Markt aum eine Rolle.
Die Märkte für pflanzliche Öle
profitierten ebenfalls von der Preissteigerung. Raps-/Rüböl
erfreut sich inzwischen einer stärkeren Nachfrage und
wurde zuletzt bei etwa 495-500 Euro/t fob Rotterdam
notiert.
Fakten
Kleinere EU-Rapsernte 2005
erwartet
Der europäische Getreidehandelsverband Coceral erwartet
für die Ernte 2005 in der EU-25 eine kleinere Produktion
als im Vorjahr. Obwohl die Anbaufläche ausgedehnt worden
ist, prognostiziert Coceral eine Produktion von 18,3 Mio.t,
die damit rund 1,8 Mio.t unter der Vorjahresernte
liegen würde (2004: 20,1 Mio.t). Die Rekordernte
2004 sei aufgrund außergewöhnlich hoher Erträge in fast
allen EU-Mitgliedsländern zustande gekommen, die sich
2005 wahrscheinlich nicht wiederholen werden.
Hausse-Tendenz
.
Prognose
Der Rapsmarkt profitiert von der Hausse-Stimmung am Sojamarkt.
Die USA werden noch bis zum Ende des Monats mehr oder weniger
als Alleinanbieter am Weltmarkt auftreten. Südamerika
hat lediglich noch "Restposten" aus der alten
Ernte anzubieten. Schiffe mit Ware aus der neuen Ernte werden
in den europäischen Häfen erst Mitte April erwartet.
Damit kristallisiert sich der Verlauf der
Witterung in Südamerika als entscheidender Faktor für
die weitere Preisentwicklung am Ölsaaten- und damit
auch Rapssaatenmarkt heraus. Die Erfahrung der vergangenen
Jahre lehrt, daß Wettermärkte immer wieder für
extreme Preisausschläge nach oben oder unten gut sind.
Haus heuitige Sicht bleibt jedoch festzuhalten, daß
die Ernteaussichten für Sojabohnen in Südamerika
nach wie vor rekordverdächtig sind: 2004/05-Prognose
100-105 Mio.t nach rund 90 Mio.t in 2003/04.
Nach meiner Einschätzung dürfte
die Saison 2004/05 zwar erheblich positivere Aussichten
auf höhere Preise haben, dennoch erwarte ich nicht,
daß die Preise in den Himmel wachsen. Trotz erwarteter
geringere Soja-Anbauflächen in den USA wird mit einem
Anwachsen der Endbestände gerechnet, ein deutliches
Signal für einen Markt, der sich an einem allemal ausreichenden
Angebot orientiert.
Wer den Verkauf von 2004er Rapssaat plant,
sollte ab sofort täglich die Kursentwicklung an den
verschiedenen Märkten beobachten. Nach meiner persönlichen
Einschätzung dürften die Kurse in den kommenden
Wochen - auch aufgrund der zur Zeit knappen Verfügbarkeit -
hoch bleiben oder weiter anziehen. Danach hängt letztendlich
alles davon ab, als wie gravierend die Marktbeteiligten
die Ernteeinbußen in Südamerika einschätzen.