Raps: Naßkalte Hausse-Chancen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 03.03.2005


Die Preise an den internationalen Sojamärkten explodieren und unsere Rapspreise erwachen endlich wieder aus ihrer Winterstarre. Die Kurse ziehen kräftig an. Eintagsfliege oder dauerhafter Trend?

Marktlage
Nachdem die Kurse für Sojabohnen, -schrot und Öl in den vergangenen Tagen regelrecht in die Höhe schnellten. kommt endlich wieder Bewegung in den seit Wochen auf der Stelle tretenden Rapssaatenmarkt. An den internationalen, europäischen und deutschen Märkten haben die Kurse den Weg nach oben angetreten. Gewinnmitnahmen an den Warenterminbörsen und die Trockenheit in Südamerika haben die Kurse deutlich nach oben getrieben.

Die gesamte südlichen Soja-Anbaugebiete in Brasilien leiden nach wie vor unter starker Trockenheit. Auch die nödlichen Teile Argeniniens sind von der Trockenheit betroffen. Die Wettervorhersagen lassen derzeit keine nennenswerte Verbesserung der Wachstums- und Erntebedingungen erwarten. Der "Trockenheitsstreß" führt in Brasilien zudem zu wachsenden Bestandsschäden und Ernteeinbußen durch den Asiatischen Rost (Phakopsora pachyrhizi - nähere Informationen finden Sie in dem Beitrag " Sojaberge bringen Baisse-Preise" vom 23.11.2004). Bisher wurden erst rund 15 % der Sojaernte in Brasilien eingebracht, so daß derzeit noch Unsicherheit darüber besteht, wie gravierend die Ernteeinbußen ausfallen werden.

An den Warenterminbörsen notierte Raps inzwischen deutlich höher. Die Kurse lagen für den Termin Mai 2005 an der MATIF/Paris zuletzt mit 203,50 Euro/t rund 5 Euro über der Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Damit fielen die Preissteigerungen in den USA höher aus an am den europäischen Märkten. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den März-Termin mit umgerechnet 172,60 Euro/t mehr als 9 Euro über dem Durchschnitt der Vorwoche.

 

Der noch immer schwache Devisenkurs des US-Dollars erschwert noch immer den Export von Rapssaat und Rapsöl. Dennoch ziehen die Rapspreise jetzt im Sog der steigenden Soja-Notierungen kräftig an.

Die Verteuerung des Proteinfuttermittels Sojaschrot wirkt sich auch am Rapsschrotmarkt stark preistreibend aus. Prompte, das heißt direkt verfügbare Ware ist international wie auch an unseren heimischen Märkten sehr knapp und nur mit deutlichen Aufgeldern zu erhalten. Spätere Termin spielen am Markt aum eine Rolle.

 

Die Märkte für pflanzliche Öle profitierten ebenfalls von der Preissteigerung. Raps-/Rüböl erfreut sich inzwischen einer stärkeren Nachfrage und wurde zuletzt bei etwa 495-500 Euro/t fob Rotterdam notiert.

 

Fakten

  • Kleinere EU-Rapsernte 2005 erwartet
    Der europäische Getreidehandelsverband Coceral erwartet für die Ernte 2005 in der EU-25 eine kleinere Produktion als im Vorjahr. Obwohl die Anbaufläche ausgedehnt worden ist, prognostiziert Coceral eine Produktion von 18,3 Mio.t, die damit rund 1,8 Mio.t unter der Vorjahresernte liegen würde (2004: 20,1 Mio.t). Die Rekordernte 2004 sei aufgrund außergewöhnlich hoher Erträge in fast allen EU-Mitgliedsländern zustande gekommen, die sich 2005 wahrscheinlich nicht wiederholen werden.
    Hausse-Tendenz

  • Raps-Aussaat in Deutschland zur Ernte 2005 ausgedehnt
    In Deutschland erwartet der europäische Getreidehandelsverband Coceral für 2005 eine Rapsernte in Höhe von rund 4,5 Mio.t. Das wären etwa 750.000 t weniger als 2004.
    Baisse-Tendenz

    Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Beitrag: "Rapssaaten weiter auf Talfahrt" vom 03.02.2005.

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Prognose
Der Rapsmarkt profitiert von der Hausse-Stimmung am Sojamarkt. Die USA werden noch bis zum Ende des Monats mehr oder weniger als Alleinanbieter am Weltmarkt auftreten. Südamerika hat lediglich noch "Restposten" aus der alten Ernte anzubieten. Schiffe mit Ware aus der neuen Ernte werden in den europäischen Häfen erst Mitte April erwartet.

Damit kristallisiert sich der Verlauf der Witterung in Südamerika als entscheidender Faktor für die weitere Preisentwicklung am Ölsaaten- und damit auch Rapssaatenmarkt heraus. Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt, daß Wettermärkte immer wieder für extreme Preisausschläge nach oben oder unten gut sind. Haus heuitige Sicht bleibt jedoch festzuhalten, daß die Ernteaussichten für Sojabohnen in Südamerika nach wie vor rekordverdächtig sind: 2004/05-Prognose 100-105 Mio.t nach rund 90 Mio.t in 2003/04.

Nach meiner Einschätzung dürfte die Saison 2004/05 zwar erheblich positivere Aussichten auf höhere Preise haben, dennoch erwarte ich nicht, daß die Preise in den Himmel wachsen. Trotz erwarteter geringere Soja-Anbauflächen in den USA wird mit einem Anwachsen der Endbestände gerechnet, ein deutliches Signal für einen Markt, der sich an einem allemal ausreichenden Angebot orientiert.

Wer den Verkauf von 2004er Rapssaat plant, sollte ab sofort täglich die Kursentwicklung an den verschiedenen Märkten beobachten. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Kurse in den kommenden Wochen - auch aufgrund der zur Zeit knappen Verfügbarkeit - hoch bleiben oder weiter anziehen. Danach hängt letztendlich alles davon ab, als wie gravierend die Marktbeteiligten die Ernteeinbußen in Südamerika einschätzen.
 
 
 
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