Rapssaaten weiter auf Talfahrt
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 02.02.2005

Die Talfahrt der Rapspreise geht weiter. Auch an unseren heimischen Märkten bringt die Rekordernte 2004 den Rapspreis zusehends in's Trudeln. Weitere Preiseinbrüche müssen befürchtet werden.

Marktlage
Frostig sieht es zur Zeit am Rapssaatenmarkt aus. Während die Preise für das Veresterungsprodukt Biodiesel noch die Höhenluft der Treibstoffpreise schnuppert, brechen die Preise für Ölsaaten und pflanzliche Öle weltweit immer stärker ein. Die amerikanische Rekordernte 2004 bei Sojabohnen, die Erwartung weiterer Soja-Rekordernten in Südamerika und die Raps-Rekordernte in der EU drücken den Rapskurs immer stärker.

Der Abwärtstrend hat sich seit Anfang des Jahres immer mehr verfestigt, da Prognosen für die EU-25 von Endbeständen aus der Raps-Vermarktungssaison 2004/05 in Höhe von 1,5 bis 1,7 Mio.t ausgehen. Damit lägen die Endbestände auf dem höchsten Stand seit Jahren.

Eine Nachfrage-Steigerung seitens der Verarbeitungsbetriebe ist vorerst nicht zu erwarten, da die Ölmühlen bereits jetzt mit voller Auslastung und ohne Nachschubprobleme arbeiten. Zudem steigt seitens der Landwirtschaft die Bereitschaft zu Verkäufen. Noch warten die Anbieter - in der Hoffnung auf Preisverbesserungen - die weitere Marktentwicklung ab. Daher werden keine großen Mengen angeboten und gehandelt.

Einige Ölmühlen sollen ihre "Basisversorgung" bereits bis Saisonende gedeckt haben. Fehlende Teilmengen müssen jedoch noch zugekauft werden. Die Nachfrage wie auch die tatsächlich getätigten Geschäfte verlaufen noch immer recht verhalten.

 

An den Warenterminbörsen steuert Raps inzwischen ein neues Preistal an. Die Kurse lagen für den Termin Mai 2005 an der MATIF/Paris zuletzt bei 193 Euro/t. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada mit umgerechnet rund 154 Euro/t erneut niediger als in der Vorwoche.

Der noch immer schwache Devisenkurs des US-Dollars erschwert zudem den Export von Rapssaat und Rapsöl. Die Rapspreise wurden daher auf Euro-Basis nach unten der Marktsituation angepaßt.

 

An unserem lokalen Markt gaben die Kurse aufgrund der niedrigen Umsätze zuletzt nochmals leicht nach. Die Kursgewinne in der zweiten November-Hälfte sind inzwischen bereits wieder verloren.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 190  Euro/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 192-194 Euro/t netto zur Lieferung von Februar bis März. Für spätere Liefertermine werden Preisaufschlägen von etwa 2-6 Euro/t gehandelt.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die triste Marktlage wider.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 190 Euro/t zur prompten Lieferung rund 5 Euro/t niedriger als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 191-192 Euro/t zur Lieferung im Februar bis April 2005 rund 3 Euro/t niedriger als in der Vorwoche notiert.

 

Fakten

  • Raps-Speiseöl stärker gefragt
    Die Nachfrage nach Speiseöl ist im Lebensmitteleinzelhandel 2004 nur um knapp 1 % gestiegen, so die Ergebnisse der ZMP/CMA-Marktforschung. Aufsteiger im Sortiment ist weiterhin das Rapsöl. Die Einkaufsmenge der Privathaushalte an Rapsöl hat 2004 um mehr als die Hälfte zugenommen. Damit hat sich Rapsöl von seinem Nischenplatz gelöst, Distel- und Maiskeimöl überholt und belegt nun den 4 Platz unter den meistgekauften Ölen hinter Sonnenblumenöl, Pflanzenöl und Olivenöl. Sonnenblumenöl ist mit einem Marktanteil von 32 % (2003: 34 %, 2002: 35 %) nach wie vor das von den Verbrauchern am meisten gekaufte Öl. Pflanzenöle mit nicht deklarierter Zusammensetzung hielten ihren Vorjahresanteil von 23 % (2002: 26 %). Für diese Pflanzenöle wird vielfach auch Rapsöl eingesetzt. Olivenöl rangierte mit einem unveränderten Anteil von 20 % auf Platz 3 (2002: 18 %). An 4. Stelle folgt nun das Rapsöl mit einem Marktanteil von 8 % (2003: 6 %, 2003: 4 %). Der Anteil des Distelöls am Bedarf der Privathaushalte reduzierte sich 2004 auf 6 % (2003: 7%), Maiskeimöl kam wieder auf 5 %.
    sehr geringe Hausse-Tendenz

  • Raps-Aussaat in Deutschland zur Ernte 2005 ausgedehnt
    Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes wurde in Deutschland im Herbst 2004 für die Ernte 2005 auf gut 1,3 Mio. ha Winterraps eingesät (Ernte 2004: 1,262 ha). Damit wäre die Winterraps-Anbaufläche gegenüber den Ergebnissen der Bodennutzungshaupterhebung vom Mai 2004 um 3,8 % oder rund 47.800 ha ausgedehnt wurden.

    Nach einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Kleffmann wurde eine Ausdehnung der Winterrapsfläche zur Ernte 2005 um 0,41 % ermittelt. Damit beträgt die Fläche jetzt 1,267 ha. Während die Fläche von Food-Raps um knapp 10 % von rund 1,052 Mio. ha zur Ernte 2004 auf nunmehr 0,954 Mio. ha zurückgegangen ist, stieg die Non-Food-Rapsfläche um knapp 50 % auf 313.238 (Vj.: 209.835) ha. Die erhebliche Ausdehnung des Rapsanbaues auf Stilllegungsflächen ist maßgeblich auf die Erhöhung des Basis-Stilllegungssatzes zurückzuführen. Bei der Umfrage muß jedoch berücksichtigt werden, daß die Jahre 2004 und 2005 nur bedingt miteinander vergleichbar sind. Während 2004 die Stilllegungsverpflichtung auf 5 % gesenkt wurde und zwar erst nach der Winteraussaat, wurde zur Ernte 2005 der Basis- Stilllegungsatz wieder erhöht, allerdings bezogen auf die Gesamtackerfläche des Betriebes.

    Insgesamt betrachtet fällt der Flächenzuwachs zur Ernte 2005 jedoch so gering aus, daß - mit Blick auf den wachsenden Bedarf für die Biodieselproduktion - kein zusätzlicher Preisdruck zu erwarten ist.
    keine Wirkung auf die Preisentwicklung

  • Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Beitrag: "Rapssaaten: Sondereinfluß Rapsöl" vom 18.01.2005.
    Baisse-Tendenz

Prognose
Nach meiner Einschätzung dürfte der Preisdruck bei Rapssaaten aus der Ernte 2004 weiter anhalten. Die negativen Vorgaben des internationalen Sojamarktes lassen dem EU-Rapsmarkt keinerlei Potential für Kursverbesserungen. Da zudem das Angebot am Kassamarkt zunehmend drängender ausfällt, befürchte ich, daß die Preise in der ersten Februar-Hälfte woch weiter nachgeben werden.

Erfahrungsgemäßt ist damit zu rechnen, daß das Angebot an eingelagerter Ware deutlich zunimmt, sobald sich der Baisse-Trend verstärkt. Mit dem größeren Vermarktungsdruckes verstärkt sich dann der Druck auf die Preise.

Die weiteren Kursverluste dürften jedoch begrenzt bleiben, da die hohe Nachfrage nach Rapsöl am EU- und Weltmarkt für eine kontinuierliche Nachfrage und entsprechende Marktstabilität führt. Ein Kurssturz in's "Bodenlose" ist nicht zu erwarten.
 
 
 


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