Rapssaaten: Die Soja-Baisse schlägt durch
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 29.12.2004


Am internationalen Sojamarkt hält die Baisse-Phase unvermindert an. Im Sog der Soja-Preise sacken auch die Raps-Kurse auf ein immer neue Tiefstände.

Marktlage
Bereits in der Woche vor Weihnachten gingen die Umsätze an den EU-Ölsaatenmärkten auf ein Minimum zurück. Weder die Erzeuger noch der Agrarhandel haben Interesse Lagerbestände in einen rückläufigen Markt zu verkaufen.

Die negativen Vorgaben an den internationalen Soja-Märkten bringen auch die Kurse an den EU-Ölsaatenmärkten drastisch unter Preisdruck. Da das geringe Angebot jedoch auf eine saisonal äußerst niedrige Nachfrage stößt, kommen die bisher in der EU noch relativ stabilen Notierungn jetzt zunehmend unter Druck.

Damit steht Raps inzwischen ganz im Schatten der Kurseinbrüche am Sojamarkt und der Kursentwicklung an der Warenterminbörse Matif, Paris.

 

An den Warenterminbörsen steuert Raps inzwischen ein neues Preistal an. Die Kurse lagen für den Termin Februar 2005 an der MATIF/Paris zuletzt bei 206,50 Euro/t. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada mit umgerechnet rund 170 Euro/t erneut niediger als in der Vorwoche.

Der schwache Devisenkurs des US-Dollars erschwert zudem den Export von Rapssaat und Rapsöl. Die Rapspreise wurden daher auf Euro-Basis nach unten der Marktsituation angepaßt.

 

An unserem lokalen Markt gaben die Kurse aufgrund der niedrigen Umsätze zuletzt nochmals leicht nach. Die Kursgewinne in der zweiten November-Hälfte sind inzwischen bereits wieder verloren.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 209 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 207-213 Euro/t netto zur Lieferung von Dezember bis Januar. Für spätere Liefertermine werden Preisaufschlägen von etwa 2-3 Euro/t gehandelt.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die triste Marktlage wider.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 206 Euro/t zur prompten Lieferung rund 4 Euro/t niedriger als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 207-208 Euro/t zur Lieferung im Januar 2005 unverändert zur Vorwoche notiert. Spätere Termine wurden rund 3 Euro/t höher notiert.

 

Fakten

  • Diesel derzeit Zugpferd für den Rapssaaten-Markt
    Die Ölmühlen in der EU zeigen sich für die nächsten zwei bis drei Wochen gut versorgt. Auch wenn derzeit die Nachfrage saisonbedingt etwas niedriger ausfällt, so besteht nach wie seitens der Ölmühlen und der Biodiesel-Veresterungsanlagen ein stetiger Bedarf. Die guten Verarbeitungsmargen dürften daher ab Mitte Januar wieder zu einer verstärkten Nachfrage führen. Da der RME-Preis regelrecht am Diesel-Preis "klebt", spielt auch die Preisentwicklung bei fossilem Diesel eine entscheidende Rolle für die weitere Kurstendenz bei Rapssaat. Der Beitrag "Energie: Nachfrage-Boom am Biodiesel-Markt" beleutet diesen Zusammnehang genauer.
    In der EU mittelfristig wieder leichte Marktentspannung

  • Ausbreitung des Soja-Rost in Südamerika
    Trotz er stärkeren Ausbreitung von Sojarost in Südamerika zeigt sich der Markt hinsichtlich etwaiger Ertragsausfälle nicht sonderlich beunruhigt. Risikoaufschläge für Termine zur kommenden Ernte spielen angesichts des hohen und nochmals nach oben korrigierten Angebotes aus der Ernte 2004/05 keine Rolle. Daher rutschten auch die Preise für Rapssaaten auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2000. (Informationen zum Sojarost in den Beitrag "Sojaberge bringen Baisse-Preise" vom 23.11.2004.)
    Baisse-Signal

Prognose
Weltweit stehen Ölsaaten nach den Rekordernten auf der Nordhalbkugel unter starkem Preisdruck. Die Aussichten auf weitere Rekordernten in Südamerika im kommenden Frühjahr verstärken die negativen Vorgaben.

Lediglich die hohe Nachfrage nach Rapsöl im europäischen Raum stützt den EU-Rapssaaten-Markt. Der kontinuierliche Bedarf der Veresterungsanlagen fällt derzeit aufgrund der Feiertage deutlich geringer aus. Ab Mitte Januar dürfte nach meiner Einschätzung der Rapssaaten-Bedarf der Veresterungsanlage wieder deutlich höher ausfallen, so daß eine Entspannung der Angebot-Nachfrage-Lage zu erwarten ist. Das Kursniveau dürfte sich jedoch - in enger Bindung an den Sojamarkt - nur langsam wieder erholen.

Der hohe Bedarf der Veresterungsanlagen (RME) in den EU-Ländern und in vielen anderen Staaten dürften den Rapssaaten-Preisen jedoch eine relative Stabilität verleihen. Hohe Preise für mineralische Treibstoffe sind dabei Voraussetzung für ein solides Fundament am Biodiesel-Markt.

 
 
 

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