Tristesse am Kartoffelmarkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 06.10.2004


Die Kartoffelpreise liegen an den überversorgten Märkten am Boden. Gibt es Hoffnung auf eine Marktentspannung in den kommenden Wochen?

Marktlage
Die Preise für Speisekartoffeln stabilisieren sich derzeit auf niedrigem Niveau. Teilweise wird die Ware von einzelnen Anbietern unter Selbstkostenpreis "verramscht". Einige Erzeuger haben die Ernte vorerst unterbrochen, da die Lagerkapazitäten erschöpft sind und die Absatzmöglichkeiten am Markt nicht befriedigen. In einzelnen Erzeugerbetrieben sind bis zu 20 % der Anbaufläche für einen späteren Rodetermin eingeplant, um den bis dahin freigewordenen Lagerraum wieder aufzufüllen.

Das Niveau der Erzeuger- wie auch der Großhandelspreise sind mittlerweile auf rund 50 % des Vorjahresniveaus abgesackt. Die Speisekartoffelpreise in Hessen liegen derzeit zwischen 3 und 7 €/100 kg frei Erfasser oder Abpacker für lose Ware der HKL.I vor Abzug der Sortierkosten.

Fakten

  • Deutschland: Kartoffelernte noch höher geschätzt
    Für Deutschland wird die Kartoffelernte 2004 deutlich höher als im Vorjahr eingestuft. Nach dem vorläufigen Ergebnis des Bund/Länder-Sachverständigenausschusses für die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung vom 29.09.2004 wird die Erntemenge auf rund 12,6 Mio.t geschätzt. Damit dürfte die Ernte um 27,2 % höher ausfallen als im unterdurchschnittlichen Vorjahr (9,9 Mio.t).

    Ursächlich sind die Flächenausdehnung um 1,9 % auf 293.000 ha, die günstigen Wachstumsbedingungen im Jahr 2004 und der Anstieg der Hektarerträge um 24,8 %.



    Der langjährige Durchschnitt (1998 bis 2003) von 11,4 Mio.t dürfte sogar um 10 % überschritten werden. Dennoch liegt die diesjährige Ernte deutlich unter der Rekordernte des Jahres 2000 (13,19 Mio.t).

    Niedersachsen konnte mit 5,8 Mio.t Kartoffeln seine Ernte um +27 % im Vergleich zum Vorjahr steigern und steuert damit den größten Anteil zur gesamtdeutschen Ernte bei, gefolgt von Bayern mit 1,9 Mio.t (+24 %) und Nordrhein-Westfalen mit 1,5 Mio.t (+13 %). Dagegen nehmen sich die Erntemengen in Hessen mit rund 211.400 t (+23 %) und in Rheinland-Pfalz mit rund 306.100 t (+21 %) recht bescheiden aus. Die Rekordernten der Jahre 1999 (229.042 t) und 2000 (226.940 t) werden in Hessen nicht erreicht.



    Regional reichen die Hektarerträge von 29,4 t/ha im Saarland bis zu 46,3 t/ha in Niedersachsen. Hessen (37,7 t/ha) und Rheinland-Pfalz (33,9 t/ha) liegen bei den Erträgen unter dem gesamtdeutschen Hektarertrag von 43,1 t/ha.

    Die Ernte in Deutschland weist in fast allen Regionen gute Qualitäten auf. Der Befall mit Krankheiten und Schädlingen spielt so gut wie keine Rolle.

    Baisse-Signal

Prognose
Die Stimmung am Kartoffelmarkt ist auf allen Vermarktungsstufen äußerst schlecht. Der Handel rechnet kurzfristig nicht mit einer spürbaren Umsatzbelebung, so daß auch von der Absatzseite keine positiven Impulse zu erwarten sind. Die Lagerkapazitäten auf den verschiedenen Handelsstufen sind ausgelastet.

Nach meiner Einschätzung sollte Problemware (Sortierung, Qualitätsmängel usw.) nicht mehr in den Speisekartoffelsektor vermarktet werden, sondern den Markt über die Verfütterung oder die energetische Verwertung in Biogasanlagen entlasten. Qualitativ einwandfreie Ware sollte dagegen eingelagert werden.

Die Erntedaten lassen die Hoffnung zu, daß die Kartoffelpreise mit dem Beginn der kalten Jahreszeit doch noch ein höheres Niveau erreichen. Hierbei dürfte jedoch die Preisgestaltung der Discounter eine gewichtige Rolle spielen.

 
 
 

Vorhergehende Beiträge
28.09.2004   Speisekartoffeln: Mit Volldampf in die Verlustzone
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