Die Kartoffelpreise liegen an den überversorgten Märkten
am Boden. Gibt es Hoffnung auf eine Marktentspannung in den kommenden
Wochen?
Marktlage
Die Preise für Speisekartoffeln stabilisieren sich derzeit auf niedrigem
Niveau. Teilweise wird die Ware von einzelnen Anbietern unter Selbstkostenpreis
"verramscht". Einige Erzeuger haben die Ernte vorerst unterbrochen,
da die Lagerkapazitäten erschöpft sind und die Absatzmöglichkeiten
am Markt nicht befriedigen. In einzelnen Erzeugerbetrieben sind
bis zu 20 % der Anbaufläche für einen späteren Rodetermin
eingeplant, um den bis dahin freigewordenen Lagerraum wieder aufzufüllen.
Das Niveau der Erzeuger- wie auch der Großhandelspreise sind
mittlerweile auf rund 50 % des Vorjahresniveaus abgesackt.
Die Speisekartoffelpreise in
Hessen liegen derzeit zwischen 3 und 7 €/100
kg frei Erfasser oder Abpacker für lose Ware der HKL.I vor
Abzug der Sortierkosten.
Fakten
- Deutschland: Kartoffelernte noch höher geschätzt
Für Deutschland wird die Kartoffelernte 2004 deutlich höher als
im Vorjahr eingestuft. Nach dem vorläufigen Ergebnis des Bund/Länder-Sachverständigenausschusses
für die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung vom 29.09.2004
wird die Erntemenge auf rund 12,6 Mio.t geschätzt. Damit
dürfte die Ernte um 27,2 % höher ausfallen als im unterdurchschnittlichen
Vorjahr (9,9 Mio.t).
Ursächlich sind die Flächenausdehnung um 1,9 % auf 293.000 ha,
die günstigen Wachstumsbedingungen im Jahr 2004 und der Anstieg
der Hektarerträge um 24,8 %.
Der langjährige Durchschnitt (1998 bis 2003) von 11,4 Mio.t
dürfte sogar um 10 % überschritten werden. Dennoch liegt
die diesjährige Ernte deutlich unter der Rekordernte des Jahres
2000 (13,19 Mio.t).
Niedersachsen konnte mit 5,8 Mio.t Kartoffeln seine Ernte
um +27 % im Vergleich zum Vorjahr steigern und steuert damit
den größten Anteil zur gesamtdeutschen Ernte bei, gefolgt von
Bayern mit 1,9 Mio.t (+24 %) und Nordrhein-Westfalen
mit 1,5 Mio.t (+13 %). Dagegen nehmen sich die Erntemengen
in Hessen mit rund 211.400 t (+23 %) und in Rheinland-Pfalz
mit rund 306.100 t (+21 %) recht bescheiden aus. Die
Rekordernten der Jahre 1999 (229.042 t) und 2000 (226.940 t)
werden in Hessen nicht erreicht.
Regional reichen die Hektarerträge von 29,4 t/ha im Saarland
bis zu 46,3 t/ha in Niedersachsen. Hessen (37,7 t/ha) und
Rheinland-Pfalz (33,9 t/ha) liegen bei den Erträgen unter dem
gesamtdeutschen Hektarertrag von 43,1 t/ha.
Die Ernte in Deutschland weist in fast allen Regionen gute Qualitäten
auf. Der Befall mit Krankheiten und Schädlingen spielt so gut
wie keine Rolle.
Baisse-Signal
Prognose
Die Stimmung am Kartoffelmarkt ist auf allen Vermarktungsstufen
äußerst schlecht. Der Handel rechnet kurzfristig nicht
mit einer spürbaren Umsatzbelebung, so daß auch von der Absatzseite
keine positiven Impulse zu erwarten sind. Die Lagerkapazitäten
auf den verschiedenen Handelsstufen sind ausgelastet.
Nach meiner Einschätzung sollte Problemware (Sortierung, Qualitätsmängel
usw.) nicht mehr in den Speisekartoffelsektor vermarktet werden,
sondern den Markt über die Verfütterung oder die energetische Verwertung
in Biogasanlagen entlasten. Qualitativ einwandfreie Ware sollte
dagegen eingelagert werden.
Die Erntedaten lassen die Hoffnung zu, daß die Kartoffelpreise
mit dem Beginn der kalten Jahreszeit doch noch ein höheres Niveau
erreichen. Hierbei dürfte jedoch die Preisgestaltung der Discounter
eine gewichtige Rolle spielen.