Futtergerste - Die Intervention macht die Vorgaben
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 30.09.2004


Lustlos und ohne nenneswerte Umsätze wartet der Futtergeste-Markt auf die Öffnung der Intervention Anfang November.

Marktlage
Nicht nur weltweit, sondern auch in der EU wurde 2004 eine Rekord-Futtergetreide-Ernte eingebracht. Den Regeln von Angebot und Nachfrage folgend haben auch die Futtergerste-Preise mit dem Beginn der Ernte einen dramatischen Preiseinbruch in Kauf nehmen müssen.

Dennoch kann sich Futtergerste - verglichen mit anderen Futtergetreidearten - noch relativ gut am Markt behaupten. Ein Grund für den geringeren Preisdruck ist das derzeit begrenzte Angebot seitens der Landwirtschaft.

Der Kursverlust fiel bei Futtergerste deutlich geringer aus als bei den anderen Futtergetreidearten. Während Futterweizen und Triticale seit Beginn der Ernte mehr als ein Viertel ihres Marktwertes einbüßten, beträgt der Kursverlust bei Futtergerste lediglich 14 %.

Futtergetreide - Erzeugerpreise in Deutschland
 
Juli 2004
Sept. 2004
Kursverlust
Juli : Sept.
Futterweizen
122,12
88,96
-27 %
Futtergerste
102,48
88,24
-14 %
Triticale
115,98
83,25
-28 %

Ursächlich für die Preisverzerrungen am Markt ist die Möglichkeit, Futtergerste mit einem Mindesteigengewicht von 62 kg/hl ab Anfang November an die Intervention zu vermarkten.

Mit Blick auf die Öffnung der Intervention Anfang November wurden große Mengen an interventionsfähiger Gerste durch die Erzeuger eingelagert. Bei Futtergeste macht sich daher die Intervention nach wie vor als preisstabilisierendes Element bemerkbar. Der November-Interventionspreis von 101,77 €/t bremst den Preisverfall deutlich.

Franko Hamburg notierte Futtergerste zur prompten Lieferung zuletzt bei 106 €/t netto. An der Produktenbörse Mannheim wurde der Preis auf Großhandelsebene mit 89-90 €/t notiert. An den Warenterminbörsen folgen derzeit die Futtergetreide-Preise den deutlich rückläufigen Mais-Kursen. An der WCE, Winnipeg/Kanada notierte Futtergerste zuletzt bei 72,5 €/t.

Fakten

  • Rekordernten
    Die weltweite Gerstenernte fällt in diesem Jahr wie erwartet höher aus. Nach dem Dürrejahr 2003 konnte auch in der EU-25 - dem weltweit größten Geste-Produzenten - eine neue Rekordernte eingebracht werden.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-25
    Welt
    Welt
    EU-25
    2000/01
    132,9
    58,8
    134,2
    22,8
    9,0
    2001/02
    141,4
    56,8
    135,9
    28,3
    9,7
    2002/03
    133,8
    56,4
    135,5
    26,6
    8,2
    2003/04
    140,5
    54,6
    146,0
    21,1
    3,9
    2004/05 Prognose vom:

     

             
    13.09.2004
    151,4
    59,5
    144,1
    28,4
    8,01
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA

    Da jedoch derzeit eher mit einer Stagnation oder sogar einer leicht rückläufigen Nachfrage gerechnet wird, kommt es erstmals seit Jahren sowohl weltweit wie auch in der EU zu einem Aufbau der Bestände.
    Baisse-Signal
  • Hoher Konkurrenzdruck am Weltmarkt
    Die EU ist ist darauf angewiesen, die Überproduktion bei Futtergerste über den internationalen Markt abzusetzen. Die Absatzsituation für EU-Gerste am Weltmarkt ist jedoch schwierig, da einige große Abnehmerländer noch ausreichend mit Ware versorgt sind und zudem andere Anbieter mit äußerst niedrigen Angebotspreisen die Wettbewerbssituation verschärfen. Der Export am Weltmarkt bietet daher zur Zeit nur begrenzte Absatzmöglichkeiten, da die Weltmarktpreise unter den EU-Preisen liegen.
    Baisse-Signal

Prognose
Mit Blick auf die Öffnung der Intervention Anfang November wurden große Mengen an interventionsfähiger Gerste durch die Erzeuger eingelagert. Die Einlagerungen erfolgten nicht nur in Getreidelägern, sondern auch in provisorischen Lägern.

Vor allem die Erntemengen in den provisorischen Lägern müssen bald ihren Platz räumen, um Raum für andere Einlagerungen (u.a. Düngemittel) zu schaffen oder die Liquidität der Betriebe zu verbessern. Nach meiner Einschätzung dürfte sich das Geschäft in der zweiten Oktober-Hälfte wieder beleben.

Das zu erwartende hohe Angebot dürfte dann die Nachfrage übersteigen. Ich erwarte jedoch, daß der hohe Bedarf der Interventionsläger die Preislage auf dem Niveau Interventionspreis minus Handelsspanne stabilisieren wird (November-Interventionspreis: 101,77 €/t).

 
 
 

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