Lustlos und ohne nenneswerte Umsätze wartet der Futtergeste-Markt
auf die Öffnung der Intervention Anfang November.
Marktlage
Nicht nur weltweit, sondern auch in der EU wurde 2004 eine Rekord-Futtergetreide-Ernte
eingebracht. Den Regeln von Angebot und Nachfrage folgend haben
auch die Futtergerste-Preise mit dem Beginn der Ernte einen dramatischen
Preiseinbruch in Kauf nehmen müssen.
Dennoch kann sich Futtergerste - verglichen mit anderen Futtergetreidearten -
noch relativ gut am Markt behaupten. Ein Grund für den geringeren
Preisdruck ist das derzeit begrenzte Angebot seitens der Landwirtschaft.
Der Kursverlust fiel bei Futtergerste deutlich geringer aus als
bei den anderen Futtergetreidearten. Während Futterweizen und
Triticale seit Beginn der Ernte mehr als ein Viertel ihres Marktwertes
einbüßten, beträgt der Kursverlust bei Futtergerste
lediglich 14 %.
Futtergetreide - Erzeugerpreise in Deutschland
|
|
Juli 2004
|
Sept. 2004
|
Kursverlust
Juli : Sept.
|
Futterweizen |
122,12
|
88,96
|
-27 %
|
Futtergerste |
102,48
|
88,24
|
-14 %
|
Triticale |
115,98
|
83,25
|
-28 %
|
Ursächlich für die Preisverzerrungen am Markt ist die
Möglichkeit, Futtergerste mit einem Mindesteigengewicht von
62 kg/hl ab Anfang November an die Intervention zu vermarkten.
Mit Blick auf die Öffnung der Intervention Anfang November
wurden große Mengen an interventionsfähiger Gerste durch
die Erzeuger eingelagert. Bei Futtergeste macht sich daher die Intervention
nach wie vor als preisstabilisierendes Element bemerkbar. Der November-Interventionspreis
von 101,77 €/t bremst den Preisverfall deutlich.
Franko Hamburg notierte Futtergerste zur prompten Lieferung zuletzt
bei 106 €/t netto. An der Produktenbörse Mannheim wurde der Preis
auf Großhandelsebene mit 89-90 €/t notiert. An den Warenterminbörsen
folgen derzeit die Futtergetreide-Preise den deutlich rückläufigen
Mais-Kursen. An der WCE, Winnipeg/Kanada notierte Futtergerste zuletzt
bei 72,5 €/t.
Fakten
- Rekordernten
Die weltweite Gerstenernte fällt in diesem Jahr wie erwartet
höher aus. Nach dem Dürrejahr 2003 konnte auch in der
EU-25 - dem weltweit größten Geste-Produzenten -
eine neue Rekordernte eingebracht werden.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
EU-25
|
Welt
|
Welt
|
EU-25
|
2000/01 |
132,9
|
58,8
|
134,2
|
22,8
|
9,0
|
2001/02 |
141,4
|
56,8
|
135,9
|
28,3
|
9,7
|
2002/03 |
133,8
|
56,4
|
135,5
|
26,6
|
8,2
|
2003/04 |
140,5
|
54,6
|
146,0
|
21,1
|
3,9
|
2004/05 Prognose vom: |
|
|
|
|
|
|
13.09.2004 |
151,4
|
59,5
|
144,1
|
28,4
|
8,01
|
Hauptexporteure: Argentinien,
Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Da jedoch derzeit eher mit einer Stagnation oder sogar einer leicht
rückläufigen Nachfrage gerechnet wird, kommt es erstmals
seit Jahren sowohl weltweit wie auch in der EU zu einem Aufbau
der Bestände.
Baisse-Signal
- Hoher Konkurrenzdruck am Weltmarkt
Die EU ist ist darauf angewiesen, die Überproduktion bei
Futtergerste über den internationalen Markt abzusetzen. Die
Absatzsituation für EU-Gerste am Weltmarkt ist jedoch schwierig,
da einige große Abnehmerländer noch ausreichend mit
Ware versorgt sind und zudem andere Anbieter mit äußerst
niedrigen Angebotspreisen die Wettbewerbssituation verschärfen.
Der Export am Weltmarkt bietet daher zur Zeit nur begrenzte Absatzmöglichkeiten,
da die Weltmarktpreise unter den EU-Preisen liegen.
Baisse-Signal
Prognose
Mit Blick auf die Öffnung der Intervention Anfang November wurden
große Mengen an interventionsfähiger Gerste durch die Erzeuger eingelagert.
Die Einlagerungen erfolgten nicht nur in Getreidelägern, sondern
auch in provisorischen Lägern.
Vor allem die Erntemengen in den provisorischen Lägern müssen
bald ihren Platz räumen, um Raum für andere Einlagerungen
(u.a. Düngemittel) zu schaffen oder die Liquidität der
Betriebe zu verbessern. Nach meiner Einschätzung dürfte
sich das Geschäft in der zweiten Oktober-Hälfte wieder beleben.
Das zu erwartende hohe Angebot dürfte dann die Nachfrage übersteigen.
Ich erwarte jedoch, daß der hohe Bedarf der Interventionsläger
die Preislage auf dem Niveau Interventionspreis minus Handelsspanne
stabilisieren wird (November-Interventionspreis: 101,77 €/t).