Diesel / Heizöl: Kurzzeitige Baisse in Sicht?
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 16.07.2004


Die Organisation Erdöl exportierender Länder hebt ihre Förderquote wegen der anhaltend hohen Weltmarkt-Preise ein weiteres Mal an.

Marktlage
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) sieht sich nun doch im Stande, ihre Fördermenge kurzfristig zu erhöhen, um den Preisanstieg zu dämpfen. Denkbar sei eine Steigerung um bis zu 1,5 Millionen Fass (je 159 Liter) pro Tag,

Nachdem die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC - Organization of Petroleum Exporting Countries) am 05.08.2004 angekündigt hatte, eine erneute Anhebung der Fördermenge um 1,5 Millionen Barrel (+ %) auf  Millionen Barrel pro Tag (1 Barrel = 159 Liter) zu planen, gaben die Preise am Weltmarkt zunächst nach.

Zudem dürfen OPEC-Mitglieder mit einer größeren Förderkapazität, wie Saudi-Arabien oder Kuwait, die ihnen zugestandenen Quoten angesichts der Weltmarktlage von sich aus um bis zu 1 Million Barrel pro Tag erhöhen.

Unter starkem internationalen Druck hatte die OPEC bereits im Juni eine Anhebung der Förderquote um 2 Mio. Barrel auf 25,5 Mio. Barrel täglich beschlossen. Dies führte jedoch nur zu einer vorübergehenden Abschwächung des Preises um rund drei Dollar.

Für 2005 prognostiziert die IEA einen Rückgang des Wachstums der weltweiten Nachfrage auf 1,8 Mio. Barrel pro Tag (2004: 2,5 Mio. Barrel/Tag).

Fakten

  • USA
    In den USA ziehen die Diesel- und andere Brennstoffpreise weiter an. Grund sind die jüngsten Ölbestandszahlen in den USA, die eine weiterhin knappe Marktversorgung des weltweit größten Energieverbrauchers USA verheißen. Die jüngsten US-Ölbestandszahlen des DOE wurden im Vergleich zur Vorwoche bei Rohöl um -2,1 Mio. Barrel, bei Destillaten um +2,7 Mio. Barrel und bei Benzin um -0,2 Mio.Barrel angepaßt. Die Zahlen des API vom 13.07.2004 weisen sogar noch einen deutlich höheren Rohöl-Lagerrückgang aus.

    Trotz einer kontinuierlich wachsenden Fördermenge, verhindert der enorm wachsende weltweite Bedarf die Bildung von umfangreichen Beständen. Die Grafik stellt die Entwicklung der Fördermengen ("Production") von Rohöl der in der OPEC organisierten Förderländer sowie der Nicht-Opec-Staaten seit 1970 dar.



    In den USA hat die Reisezeit begonnen. Erfahrungsgemäß steigt dann der Bedarf an Treibstoffen sprunghaft an. In den letzten Jahren war vor allem die Benzinknappheit in den USA für den Preisanstieg am Weltmarkt verantwortlich.
    Hausse-Signal

  • OPEC
    Die OPEC erhöht, wie allgemein erwartet, ihre Förderquote ab 01.08.2004 auf insgesamt 26 Mio. Barrel pro Tag. Im Juni war eine Steigerung von 0,7 Mio.Barrel/Tag erreicht worden. Zielsetzung der OPEC - die die Hälfte der weltweiten Ölexporte kontrolliert - ist, den sogenannten Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Price Band") von 22-28 US-$/Barrel zu halten. Mitte Mai hatte der Korbpreis mit 37,72 US-$ seinen bisherigen Jahres-Höchststand erreicht. Zuletzt war der Korbpreis für die sieben wichtigsten OPEC-Sorten am 14.07.2004 um 0,66 US-$ wieder auf 35,79 US-$ pro Barrel gestiegen.



    Kurzzeitiges Baisse-Signal

  • Nächstes OPEC-Treffen
    Aufgrund der jüngsten Entscheidung wurde die für den 21. Juli 2004 geplante Sonderkonferenz abgesagt. Die nächste planmäßige OPEC-Konferenz findet am 15.09.2004 in Wien statt.

  • Norwegen
    Norwegen, das nicht zu den OPEC-Länern gehört, wird im August die Rohölförderung aufgrund von Wartungsarbeiten um 250.000 Barrel pro Tag drosseln müssen.
    Hausse-Signal

  • Nord-Süd-Gefälle in Deutschland
    Heizöl- und Dieselpreise sind Tagespreise und damit permaneten Schwankungen unterworfen. Aufgrund unterschiedlich langer Transportwege und differenzierter Logistikkosten besteht in Deutschland ein Süd-Nord-Preisgefälle, d.h. das die Preise in Süddeutschland in der Regel über den Preisen in Norddeutschland liegen.

Prognose
Den weltweit höchsten Bedarf an Treib- und Brennstoffen haben die Länder der Nordhalblkugel, die jetzt in die Sommermonate gehen. Analysten hatten nach dem erneuten, weltweiten Anstieg des Rohölpreises eine Anhebung der OPEC-Förderquoten erwartet.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfen sich der OPEC-Beschluß höherer Fördermengen nur wenig am Markt auswirken. Die aktuelle Nachrichtenlage (Naher Osten, Irak, Zerstörung von Pipelines) steuert derzeit die Kursentwicklung stärker als die Daten zu Förderung, Produktion, Lagerbestand und Verbrauch.

Nach der Ferienzeit auf der Nordhalbkugel beginnt die Einlagerungszeit bei Heizöl und entsprechend wachsen Nachfrage und Bedarf. Noch profitieren die Endverbraucherpreise von dem umsatzschwachen "Sommerloch", doch im weiteren Verlauf des Jahres werden die politische Lage und der für die kommenden Monate erwartete steigende weltweite Bedarf vorrangig die Preise prägen.

Das Ausmaß der steigenden Ölnachfrage und die weitere politische Entwicklung im Nahen Osten sind derzeit kaum abschätzbar. Nach meiner persönlichen Meinung sollte man daher auf "Nummer Sicher" gehen und noch im August die Tanks mit Heizöl, Diesel usw. füllen.

 
 
 

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27.06.2002   OPEC läßt Förderquoten unverändert
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