Trotz knapper Versorgungslage am Weltmarkt stehen die internationalen
Weizenpreise seit Anfang Mai stark unter Druck. Mit welchen Preisen
kann neuerntiger Weizen rechnen?
Marktlage
An den deutschen und europäischen Märkten sind die Preise
in den letzten Wochen drastisch eingebrochen. Die neusten Ernteschätzungen,
die eine umfangreiche neue Ernte erwarten lassen, haben bereits
vor dem Erntebeginn die Kurse abrutschen lassen.
Dennoch liegen die Erzeugerpreise jetzt - wenige Tage vor
dem Erntebeginn - noch deutlich über dem Preisniveau zur
selben Zeit des Vorjahres. Die Fachzeitung Ernährungsdienst
berichtet, daß in den vergangenen Wochen in großem Umfang
bereits angediente Interventionsmengen bei der Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wieder stoniert wurden. Dies
kann als klarer Hinweis auf eine knappe Marktversorgung die bis
zum Anschluß an die neue Ernte gewwertet werden.
Franko Hamburg notierte Brotweizen zur Lieferung ex-Ernte
zuletzt bei 114 €/t netto. An der Produktenbörse Mannheim
wurde noch kein Brotweizen-Preis auf Großhandelsebene notiert.
An den Warenterminbörsen verlangsamte sich der Preisverfall der
letzten Wochen. Die Kurse liegen für den Termin September 2004 an
der MATIF/Paris bei 113 €/t. An der WTB/Hannover gaben die Kurse
nochmals leicht nach und notierten für den September-Termin zuletzt
ebenfalls bei 113 €/t. Auf dem internationalen Börsenpakett
notierte Weizen mittlerer Backfähigkeit an der KCBT, Kansas/USA
zuletzt mit umgerechnet 110,80 €/t etwas höher als
in der Vorwoche.
Prognose
Alle Marktbeteiligten betrachten derzeit eine Beurteilung der weiteren
Preisentwickung als außerordentlich schwierig.
Unklar bleibt, wie stark die Witterung den Erntebeginn
verzögern wird.
Unklar bleibt, welche Auswirkungen die Witterung auf
die Qualitätsentwicklung
nehmen wird.
Unklar bleibt, wie hoch die Exportmengen aus der Schwarzmeer-Region
tatsächlich ausfallen werden.
Klar ist dagegen, daß Brot- und Futterweizen während
der Erntemonate bis
zum Jahresende wieder mit Schwarzmeer-Weizen zu günstigen
Preisen
(derzeit etwas 110 €/t fob) konkurrieren
müssen.
Nach meiner Einschätzung dürfte das Preisdruck bei den
B- und C-Qualitäten spärbar stärker ausfallen als
bei den qualitativ hochwertigeren Weizenpartien. Die Bestandsentwicklung
in diesem regennassen Sommer läßt zudem erwarten, daß
sich am Markt wieder stärkere Qualitätszuschläge herausbilden werden.
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre lassen erwarten, daß
die Zuschläge für E-Weizen bei 15-18 €/t und für
A-Weizen bei 5-10 €/t liegen könnten.