Südamerikanische Witterungsrisiken
lassen Sojabohnen anziehen
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 24.02.2004


Die Kurse am Sojabohnen- und Sojaschrot-Markt ziehen derzeit sprunghaft an. Trockenheit in etlichen Anbauregioenn in Argentinien und Brasilien stärkt Befürchtungen deutlicher Ernteeinbußen.

Marktlage

Nachdem bereits in der vergangenen Woche die Kursentwicklung am Sojamarkt steil nach oben zeigte, hat sich dieser Trend weiter fortgesetzt. Hintergrund des unerwarteten und saisonuntypischen Preisanstieges ist die Verunsicherung vieler Marktteilnehmer. Man befüchtet, daß die Erträge in Brasilien und auch in Argentinien aufgrund starker Trockenheit in den einen Anbauregionen und zu heftiger Niederschläge in anderen Gegenden hinter der zunächst erwarteten Rekordernte zurückbleiben könnten.

Lesen Sie hierzeu auch den Beitrag "Wider alle Regeln - Sojabohnen ziehen an" vom 19.02.2004:

Brasilianisches Sojabohnen kosten derzeit rund 269 €/t cif Rotterdam, argentinisches Sojaschrot ist für rund 2´34 €/t cif Rotterdam zu haben. Ende letzter Woche notierte Sojaschrot 44/45 LP (low protein) ab Neuß für prompte Ware bei 226 €/t netto frei LKW. HP-Ware (high protein) verbucht einen Aufschlag von rund 15 - 20 €/t. Rapsschrot liegt für prompte Ware mit ca. 141 €/t netto frei LKW deutlich niedriger.

Prognose

Die Ernte in Südamerika hat begonnen. Bisher gingen alle Prognosen von neuen Rekordernten in Argentinien und Brasilien aus. Die Witterungsrisiken in Südamerika und daraus resultierende Ertragsbefürchtungen lassen jetzt die Kurse nach oben schnellen. Sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten, ist davon auszugehen, daß sich die relative Knappheit an den Märkten für Ölsaaten - und hier insbesondere für Sojabohnen - in der kommenden Saison fortsetzen wird.

Wie stark die Soja-Anbaufläche in den USA zur nächsten Ernte ausgedehnt werden wird, ist zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar. Im März dürften hier verläßlichere Zahlen vorliegen.

Nach wie vor tritt China als gewichtiger Käufer für Sojabohnen und Soja-Nachprodukte am Weltmarkt aus. Ob dies auch in den nächsten Wochen so bleibt, wird kontrovers beurteilt.

Nach meiner Einschätzung werden die Sojapreise - solange die kritische Witterungssituation in Südamerika anhält - weiter anziehen. Sollten sich die Befürchtungen jedoch als nichtig erweisen, ist mit einer Normalisierung der Situation auch ein starker Einbruch der Marktpreise zu erwarten.

Unter normalen Witterungsbedingungen ist auf der nördlichen Halbkugel zur Ernte 2004 derzeit mit einer starken Zunahme der Ölsaatenproduktion 2004 zu rechnen. Nach meiner Einschätzung dürften mit der näher rückenden Erntezeit die Kurse für Sojabohnen im späteren Verlauf des Jahres unter Druck geraten.

Aufgrund der Preisunsicherheit kommen derzeit nur wenige Geschäfte zustande.
Meine Einschätzung: Zukäufe nach Möglichkeit noch hinauszögern!

 
 
 

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