Fusionswelle in der Fleischbranche rollt weiter
- Danish Crown und Bestmeat auf Platz eins und zwei -
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 26.11.2003


Deutschland scheint entgegen aller Behauptungen doch ein attraktiver Standort für die Schlacht- und Fleischbranche zu sein. Jetzt hat die niederländische Bestmeat Company B.V. die CG Nordfleisch AG geschluckt. Nordfleisch ist der zweitgrößte deutsche Fleischkonzern und der größte deutsche Schweineschlachter. Damit werden künftig auf dem deutschen Markt die Unternehmen Dumeco, Moksel und Nordfleisch unter dem Dach von Bestmeat auftreten. Nach dem dänischen Unternehmen Danish Crown hat sich damit ein weiterer Brachenriese am deutschen Markt etabliert.

Marktstruktur
Der deutsche Fleischmarkt ist - verglichen mit anderen EU-Ländern - noch relativ klein strukturiert. Mehrere Zusammenschlüsse scheiterten in den letzten Jahren. Die fünf Marktführer Moksel, Nordfleisch, Südfleisch, Tönnies und Westfleisch decken rund 40 % des Marktvolumens ab. Lediglich Moksel ist an der Börse notiert. Europäischer Marktführer ist mit Abstand der genossenschaftliche dänische Fleischkonzern Danish Crown.

Bestmeat Company B.V.
Hinter der Bestmeat Company B.V., Best/Niederlande, steht als Muttergesellschaft die niederländische Holding Best Agrifund B.V., die von rund 22.000 niederländischen, genossenschaftlich organisierten Bauern der Farmervereinigung NCB Ontwikkeling getragen wird. Zu der Unternehmensgruppe gehört auch der in der Agrarbranche verwurzelte Konzern Sobel N.V., Best/Niederlande, mit den Segmenten Tierkörperbeseitigung, Gelatine und Gesundheit/Pharma. Sobel ist die Holdinggesellschaft von Natural Organic Products (Sonac und Rendac: Verarbeitung von Schlachtnebenprodukten), Rousselot (Gelatine) und Banner (Healthcare-Produkte). BEST Agrifund gehört mit einem Jahresumsatz von über 6 Milliarden Euro zu den größten Unternehmen der Niederlande und ist zugleich das wichtigste Unternehmen des Agrarsektors. Best Agrifund ist weltweit tätig und beschäftigt ca. 14.000 Mitarbeiter. Die Hauptverwaltung des Unternehmens liegt im niederländischen Best.

Im Dezember 2002 startete Bestmeat eine rasante Expansion und kaufte den börsennotierten größten deutschen Fleischkonzern A. Moksel AG in Buchloe bei Augsburg für rund 100 Millionen Euro sowie weitere Finanzierungszusagen. Moksel ist vorrangig im Bereich der Rinderschlachtung tätig und erwirtschaftet mit 2.313 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro. Nachdem Moskel jetzt seine jüngste Kapitalerhöhung abgeschlossen hat, beläuft sich der Anteil von Bestmeat auf rund 89 % am Moskel-Aktienkapital.

In diesem Jahr erwarb Bestmeat zudem den größten niederländischen Fleischvermarkter Dumeco B.V., Boxtel/Niederlande der mit 4.826 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Euro erzeilt. Bestmeat erhöhte damit seinen Konzernumsatz auf 3,5 Milliarden Euro.

Die jetzt anstehende Übernahme der Hamburger CG Nordfleisch AG ist ein weiterer Schritt der rasanten Expansion. Der Nordfleisch-Kauf war durch Übernahme von 87 % der von Banken gehaltenen Firmen-Anteile möglich geworden, die zuvor durch einen Bankenpool von den genossenschaftlichen Bauern aufgekauft worden waren. Nordfleisch, deren operatives Geschäft von der NFZ Norddeutsche Fleischzentrale GmbH wahrgenommen wird, erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro mit einem Personalbestand von 2.968 Mitarbeitern. Nordfleisch schlachtete im vergangenen Jahr rund 5,3 Millionen Schweine und 290.000 Rinder und ist damit Deutschlands bedeutendstes Schlacht- und Zerlegeunternehmen. Die Nordfleisch-Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die europäische Kartellbehörde.

Mit der Übernahme der Nordfleisch erhöht sich der Jahresumsatz der Bestmeat-Gruppe auf jetzt rund 5,1 Milliarden Euro (10.117 Mitarbeiter). Das jährliche Schlachtvolumen vergrößert sich auf insgesamt 14 bis 15 Millionen Schweine und bis zu 900.000 Rinder. Nachdem Bestmeat mit zuvor 3,5 Milliarden Umsatz bereits auf Platz Nummer zwei in Europa lag, hat sich das Unternehmen jetzt auch Platz zwei hinter Danish Crown in Deutschland gesichert und zählt zudem zu den führenden Nahrungsmittelkonzernen. Bestmeat ist Marktführer auf dem Gebiet von frischem und vorverpackten Fleisch in Deutschland. Zu den Kunden des Unternehmens zählen in Deutschland die großen Handelsketten wie z.B. Aldi und Metro.

Danish Crown
Die größte dänische Versandschlachterei, die Genossenschaft Danish Crown, Randers/Dänemark, behauptet auf dem europäischen Markt den Platz eins in der Schlachtbranche. Danish Crown existiert seit dem 01.10.1990 und ging aus der Zusammenlegung der Unternehmen Wenbo, Tulip und østJyske hervor. Seit dem 01.10.1994 gehören auch Syd und Skærbæk zu dem Konzern. Am 05.10.1998 fusionierten Danish Crown mit Vestjyske. Am 01.10.2001 folgte die Fusion mit Steff-Houlberg.

2002 hat Danish Crown rund 21,4 Millionen Schweine und knapp 418.000 Rinder geschlachtet. Davon wurden rund 23.879 Schweine in den deutschen Schlachthöfen des Unternehmens geschlachtet. Damit entfielen auf das Großunternehmen gut 77 % der Schweineschlachtungen und etwa 60 % der Rinderschlachtungen in Dänemark. 80-85 % des Schweinefleisches sowie der Fleischerzeugnisse wird international exportiert. Hauptabsatzmärkte sind die EU-Länder, allen voran Deutschland und Großbritannien sowie Japan, Osteuropa und die USA. Den größten Teil des Exports machen gekühlte oder tiefgefrorene Teilstücke aus.

Danish Crown erwirtschaftet mit 14.300 Mitarbeitern einem Umsatz von 5,4 Milliarden Euro der größte Fleischkonzern und die größte Schweineschlachterei in der EU. Als wichtigster Agrarexporteur in Dänemark konnte der Konzern mit 6,  % der dänischen Gesamtexporte bzw. 54,5 % der dänischen Agrarexporte über 88 % seines Umsatzes im Ausland erwirtschaften.

Danish Crown baut derzeit den modernsten Schweineschlachthofes der Welt in Horsens, Jütland. Der neue Schlachtbetrieb wird schätzungsweise 270 Millonen Euro kosten und im 4. Quartal 2004 in Betrieb gehen. Mit 1.370 Mitarbeitern sollen dann wöchentlich 75.000 Schweine geschlachtet und zerlegt werden.

Ausblick
Der Konzentrationsprozeß in der europäischen Schlachtbranche schreitet rasant voran. Die Marktkonzentration führt zu einer Reduzierung des Wettbewerbs am Schlachtschweine- und Schlachtrindermarkt.

Mit der Geschäftsausweitung bei Danish Crown und dem neuen großen Fleischkonzern Bestmeat dürfte sich in Deutschland der Preisdruck auf die anderen deutschen Fleischunternehmen wie z.B. Tönnies, Westfleisch und die genossenschaftlich organisierte Südfleisch-Gruppe verstärken.

Die großen Fleischkonzerne entwickeln sich inzwischen von reinen Schlachtbetrieben zunehmend auch zu Anbietern verpackter Selbstbedienungs-Fleisch- und Wurstportionen (SB-Produkte) und von Fertigprodukten (Convenience-Produkte). Diesen Wachstumssegmente wird für zukünftige Marktentwicklungen in der Fleischbranche eine große Bedeutung beigemessen. In Deutschland wird heute rund 30 % des Fleisches vorverpackt verkauft. Die Fleischbranche erwartet hier ein deutliches Steigerungspotential.

Die Schlachtbranche betrachtet den sogenannten Veredelungssektor (Weiterverarbeitung innerhalb des Unternehmens) als größtes strategisches Wachstumsgebiet. Hier werden für die nächsten Jahre Umsatzsteigerungen von bis zu 50 % erwartet. Dagegen wird die Möglichkeit von Ertragsverbesserungen im Schlachtsektor als relativ gegrenzt eingeschätzt, da der internationale Wettbewerbsdruck hoch ist.

Die globale Wettbewerbssituation hat sich vor dem Hintergrund der zunehmenden Internationalisierung im der Fleischbranche verschärft. Daher geht auch der Trend zu Großschlachthäusern mit Kapazitäten für 75.000 Schweine pro Woche.
 
 
 

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23.02.2001   Neuer Schlachterei-Riese in Dänemark

 
 
 

 

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