Speisekartoffeln:
Dicke Knollen knapp am Markt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 13.10.2003


Die vorläufigen Ergebnisse der Besonderen Ernteermittlung (BEE) weisen für Hessen mit einem Plus von 17,6 % eine deutlich höhere Ernte aus als im Vorjahr. Dennoch werden Speisekartoffeln alles andere als reichlich angeboten - "dicke Knollen" sind in diesem Jahr ungewöhnlich knapp und müssen für teures Geld zugekauft werden.

Marktlage
Der Kartoffelmarkt entwickelt sich in der noch jungen Saison 2003/04 äußerst positiv. Die Hitze und Trockenheit dieses Sommers haben ihren Tribut bei der Erntemenge wie auch bei der Kartoffelqualität gefordert. Das knappere Angebot und der höhere Anteil an qualitativ problematischen Lagerpartien lassen die Preise bereits deutlich über das Niveau der Vorjahre ansteigen.

Die diesjährigen Probleme mit der Kartoffel-Qualität sind nicht auf Hessen beschränkt. Übergrößen sind rar und teuer - gute, lagerfähige Partien erzielen deutliche Preisaufschläge. Der Markt honoriert die schlechtere Marktversorgung mit steigenden Preisen. Derzeit entwickeln sich die Preise stabil, die Nachfrage verläuft stetig.

Fakten

  • Kartoffelernte Hessen 2003: Anbauausdehnung
    Lang anhaltende Regenperioden ließen die Kartoffelernte 2002 in Hessen auf ein historisches Tief sinken, ohne daß der Markt dem geringeren Angebot mit steigenden Preisen Rechnung getragen hätte. So war es auch nicht der "Ruf des Marktes" der eine Ausdehnung der Anbaufläche zur Ernte 2003 nach sich zog, sondern der harte Winter 2002/03, der zu hohen Auswinterungsverlusten und dem Anbau einer Ersatzfrucht führte. Mit 5.500 ha wurde der Anbau in Hessen um 16,8 % im Vergleich zum Vorjahr ausgedehnt. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1997-2002 liegt die Anbauausdehung immerhin noch bei einem Plus von 3,8 %.
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  • Kartoffelernte Deutschland 2003: Schrumpfender Anbau
    In Deutschland ging der Anbau zur Ernte 2003 mit 283.624 ha im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1997-2002 um 4,4 % zurück. Ursächlich für den Ernterückgang in diesem Jahr war der Jahrhundertsommer 2003, der mit Hitzerekorden und extremer Trockenheit den Kartoffelbeständen in vielen Anbauregionen stark zugesetzt hat. Mit 9,8 Mio.t wurden 11,9 % weniger Kartoffeln geerntet als im Vorjahr. Im Vergleich zu den Jahren 1997-2002 fiel die Ernte sogar um 16,5 % niedriger aus.
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  • Kartoffelernte Hessen 2003: Erträge
    Die Bandbreite der Kartoffelerträge bei den mittelfrühen und späten Sorten streut in Hessen weit. Die Frühkartoffeln konnten noch einen gemäßigen Durchschnittsertrag erreichen. Bei den mittelfrühen und späten Sorten hat die extreme Trockenheit zu deutlich höheren Verlusten geführt. Auf sehr armen, schlecht versorgten Standorten konnten teilweise nur 250 dt/ha geerntet werden, während Beregnungsstandorte 550 dt/ha und mehr erreichten. Der Schwerpunkt der Erträge lag zwischen 300 und 350 dt/ha. Die insgesamt zwischen 15-30 % liegenden Verluste beruhen nicht nur auf Mindererträgen durch trockenheitsbedingte Rodeverluste, sondern ergeben sich zudem aus den am Speisekartoffelmarkt unverkäuflichen Sortierungen und den teilweise gravierenden Qualitätseinbußen.
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  • Kartoffelernte in Hessen: Sortierung
    Der Marktwarenertrag der Ernte 2003 liegt jedoch deutlich unter dem vorangegangener Jahre. Nach einer Umfrage des HDLGN bei Erzeugern und Großhandelsbetrieben liegen die Verluste in Mittel- und Südhessen auf unberegneten Standorten zwischen 15 bis 30 %. Die Sortierungen fallen regional sehr unterschiedlich aus. Während in einigen Gebieten Hessens kaum Probleme mit Sortierungen auftraten, weisen andere Standorte mit bis zu 40 % Untergrößen eine starke Schwankungsbreite auf. Damit steht für die am Markt wichtigste Sortierung von 35-65 mm durchschnittlich 10 % weniger Ware zur Verfügung. Die höchsten Einbußen muß die Sortierung 65+ mm mit Einbußen zwischen 50 und 70 % in Kauf nehmen.
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  • Kartoffelernte in Hessen 2003: Qualität
    Regional führten stark verhärtete Böden in Südhessen bei der Rodung zu Knollenbeschädigungen, die den Anteil verkaufsfähiger Ware um 4-5 % bzw. in einzelnen Fällen bis zu 20 % minderten. Früh gerodete Bestände weisen dabei witterungsbedingt einen deutlich geringeren Anteil an Beschädigungen auf als später beerntete Flächen. In anderen Gebieten mit feinkrümeligeren Böden spielten Beschädigungen durch die Ernte keine Rolle.

    Teilweise wurden Kartoffelknollen, die dicht unter der Oberfläche des Kartoffeldammes lagen, durch die Hitze und Trockenheit welk und sind als Speisekartoffeln nicht mehr verwendbar. Der Anteil grüner Kartoffeln ist - mit Sortenunterschieden - höher als gewöhnlich. Schorf, korkige Einschlüsse und andere optische Mängel beeinträchtigen oftmals die Qualität. Der Anteil an Partien, die - bedingt durch die Trockenheit - durch Drahtwurm-Befall geschädigt ist, ist größer als in den Vorjahren. Hinzu kommt, daß die in großer Hitze abgereifte Ware eine deutlich geringere Keimruhe hat als in Normaljahren. Die physiologische Alterung ist bei allen Sorten bereits deutlich vorangeschritten und befindet sich derzeit häufig bereits in einem Stadium, daß üblicherweise erst im Dezember erreicht wird. Die Partien zeigen Keimbereitschaft oder beginnen bereits zu keimen.
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Prognose
Die Erzeuger haben viel Ware eingelagert und warten auf weitere Preisanhebungen. Insgesamt zeichnen sich - aus heutiger Sicht - für den Marktverlauf weitere Preisanhebungen ab. Für die Verkaufsplanung ist jedoch zu berücksichtigen, daß derzeit mehr Ware als üblich in nicht winterfesten Lagern ruht, die noch vor Beginn der Frostperiode geräumt werden müssen. Zudem müssen Partien mit geringerer Keimruhe relativ zügig vermarktet werden. Bei der Verkaufsplanung ist folglich nicht nur die Preisentwicklung zu verfolgen - die Qualitätsentwicklung der Lagerware und die Entwicklung des Marktangebotes sind entscheidend für die Wahl des richtigen Verkaufszeitpunktes.
 
 
 

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