Die vorläufigen Ergebnisse der Besonderen Ernteermittlung
(BEE) weisen für Hessen mit einem Plus von 17,6 % eine deutlich
höhere Ernte aus als im Vorjahr. Dennoch werden Speisekartoffeln
alles andere als reichlich angeboten - "dicke Knollen" sind in diesem
Jahr ungewöhnlich knapp und müssen für teures Geld zugekauft werden.
Marktlage
Der Kartoffelmarkt entwickelt sich in der noch jungen Saison 2003/04
äußerst positiv. Die Hitze und Trockenheit dieses Sommers
haben ihren Tribut bei der Erntemenge wie auch bei der Kartoffelqualität
gefordert. Das knappere Angebot und der höhere Anteil an qualitativ
problematischen Lagerpartien lassen die Preise bereits deutlich
über das Niveau der Vorjahre ansteigen.
Die diesjährigen Probleme mit der Kartoffel-Qualität sind nicht
auf Hessen beschränkt. Übergrößen sind rar und teuer - gute, lagerfähige
Partien erzielen deutliche Preisaufschläge. Der Markt honoriert
die schlechtere Marktversorgung mit steigenden Preisen. Derzeit
entwickeln sich die Preise stabil, die Nachfrage verläuft stetig.
Fakten
- Kartoffelernte Hessen 2003: Anbauausdehnung
Lang anhaltende Regenperioden ließen die Kartoffelernte 2002
in Hessen auf ein historisches Tief sinken, ohne daß der
Markt dem geringeren Angebot mit steigenden Preisen Rechnung
getragen hätte. So war es auch nicht der "Ruf des Marktes"
der eine Ausdehnung der Anbaufläche zur Ernte 2003 nach sich
zog, sondern der harte Winter 2002/03, der zu hohen Auswinterungsverlusten
und dem Anbau einer Ersatzfrucht führte. Mit 5.500 ha wurde
der Anbau in Hessen um 16,8 % im Vergleich zum Vorjahr
ausgedehnt. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1997-2002
liegt die Anbauausdehung immerhin noch bei einem Plus von 3,8 %.
Baisse-Signal
- Kartoffelernte Deutschland 2003: Schrumpfender Anbau
In Deutschland ging der Anbau zur Ernte 2003 mit 283.624 ha
im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1997-2002 um 4,4 %
zurück. Ursächlich für den Ernterückgang in diesem
Jahr war der Jahrhundertsommer 2003, der mit Hitzerekorden
und extremer Trockenheit den Kartoffelbeständen in vielen
Anbauregionen stark zugesetzt hat. Mit 9,8 Mio.t wurden
11,9 % weniger Kartoffeln geerntet als im Vorjahr. Im
Vergleich zu den Jahren 1997-2002 fiel die Ernte sogar um
16,5 % niedriger aus.
Hausse-Signal
- Kartoffelernte Hessen 2003: Erträge
Die Bandbreite der Kartoffelerträge bei den mittelfrühen und
späten Sorten streut in Hessen weit. Die Frühkartoffeln konnten
noch einen gemäßigen Durchschnittsertrag erreichen. Bei den
mittelfrühen und späten Sorten hat die extreme Trockenheit
zu deutlich höheren Verlusten geführt. Auf sehr armen, schlecht
versorgten Standorten konnten teilweise nur 250 dt/ha geerntet
werden, während Beregnungsstandorte 550 dt/ha und mehr erreichten.
Der Schwerpunkt der Erträge lag zwischen 300 und 350 dt/ha.
Die insgesamt zwischen 15-30 % liegenden Verluste beruhen
nicht nur auf Mindererträgen durch trockenheitsbedingte Rodeverluste,
sondern ergeben sich zudem aus den am Speisekartoffelmarkt
unverkäuflichen Sortierungen und den teilweise gravierenden
Qualitätseinbußen.
Hausse-Signal
- Kartoffelernte in Hessen: Sortierung
Der Marktwarenertrag der Ernte 2003 liegt jedoch deutlich unter
dem vorangegangener Jahre. Nach einer Umfrage des HDLGN bei Erzeugern
und Großhandelsbetrieben liegen die Verluste in Mittel- und Südhessen
auf unberegneten Standorten zwischen 15 bis 30 %. Die Sortierungen
fallen regional sehr unterschiedlich aus. Während in einigen Gebieten
Hessens kaum Probleme mit Sortierungen auftraten, weisen andere
Standorte mit bis zu 40 % Untergrößen eine starke Schwankungsbreite
auf. Damit steht für die am Markt wichtigste Sortierung von 35-65 mm
durchschnittlich 10 % weniger Ware zur Verfügung. Die höchsten
Einbußen muß die Sortierung 65+ mm mit Einbußen zwischen
50 und 70 % in Kauf nehmen.
Hausse-Signal
- Kartoffelernte in Hessen 2003: Qualität
Regional führten stark verhärtete Böden in Südhessen bei der
Rodung zu Knollenbeschädigungen, die den Anteil verkaufsfähiger
Ware um 4-5 % bzw. in einzelnen Fällen bis zu 20 %
minderten. Früh gerodete Bestände weisen dabei witterungsbedingt
einen deutlich geringeren Anteil an Beschädigungen auf als später
beerntete Flächen. In anderen Gebieten mit feinkrümeligeren
Böden spielten Beschädigungen durch die Ernte keine Rolle.
Teilweise wurden Kartoffelknollen, die dicht unter der Oberfläche
des Kartoffeldammes lagen, durch die Hitze und Trockenheit welk
und sind als Speisekartoffeln nicht mehr verwendbar. Der Anteil
grüner Kartoffeln ist - mit Sortenunterschieden -
höher als gewöhnlich. Schorf, korkige Einschlüsse und andere
optische Mängel beeinträchtigen oftmals die Qualität. Der Anteil
an Partien, die - bedingt durch die Trockenheit -
durch Drahtwurm-Befall geschädigt ist, ist größer als in den
Vorjahren. Hinzu kommt, daß die in großer Hitze abgereifte Ware
eine deutlich geringere Keimruhe hat als in Normaljahren. Die
physiologische Alterung ist bei allen Sorten bereits deutlich
vorangeschritten und befindet sich derzeit häufig bereits in
einem Stadium, daß üblicherweise erst im Dezember erreicht wird.
Die Partien zeigen Keimbereitschaft oder beginnen bereits zu
keimen.
Hausse-Signal
Prognose
Die Erzeuger haben viel Ware eingelagert und warten auf weitere
Preisanhebungen. Insgesamt zeichnen sich - aus heutiger Sicht -
für den Marktverlauf weitere Preisanhebungen ab. Für die Verkaufsplanung
ist jedoch zu berücksichtigen, daß derzeit mehr Ware als üblich
in nicht winterfesten Lagern ruht, die noch vor Beginn der Frostperiode
geräumt werden müssen. Zudem müssen Partien mit geringerer Keimruhe
relativ zügig vermarktet werden. Bei der Verkaufsplanung ist folglich
nicht nur die Preisentwicklung zu verfolgen - die Qualitätsentwicklung
der Lagerware und die Entwicklung des Marktangebotes sind entscheidend
für die Wahl des richtigen Verkaufszeitpunktes.
Vorhergehende Beiträge
--.--.----
|