Soja nur in den USA knapp
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 17.09.2003


Nicht ganz überraschend kamen die neuen statistischen Zahlen aus den USA, doch ihre Wirkung verfehlten sie dennoch nicht: Statt der erwarteten Aussicht auf eine höhere Ernte als 2002, reichen die Prognosen inzwischen mit 71,9 Mio.t US-Bohnen nur noch für ein Minus von 3%. Der Markt reagierte zunächst mit leichter Panik.

Marktlage

Nach der Veröffentlichung der neuesten Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums am 11.09.2003 zogen die Kurse an den US-Märkten in leichter Panikstimmung zunächst stark an. Damit wurde der bereits seit zwei Wochen andauernde Preisanstieg fortgesetzt. Inzwischen hat sich die Stimmung etwas beruhigt, da keine unmittelbare "Mangelsituation" bevorsteht. Seit dem 15.09.2003 geben die Kurse erstmals wieder leicht nach.

Die Nachftage konzentriert sich derzeit auf vordere Liefertermine. Da der Bedarf trotz der US-Prognose überschaubar ausfällt, haben sich die Preise in Deutschland an den Seehafen-Standorten inzwischen wieder leicht abgekühlt. Die Preise liegen derzeit für Sojaschrot 44/45 am Standort Hamburg bei rund 198 €/t netto für prompte Ware. Am Binnenstandort Mainz werden 210 €/t netto genannt.

Fakten

  • USA: Ernteerwartung korrigiert
    Auf die Rücknahme der Ernteerwartungen in den USA, die das US-Landwirtschaftsministerium am 11.09.2003 veröffentlichte, reagierte der Markt mit leichter Panik. Die krassen Preissteigerungen der beiden Folgetage lassen sich jedoch nur mit Panikreaktionen begründen, da der Markt bereits seit Mitte August mit deutlichen Kurssteigerungen reagiert hatte.

    Die Grafik zeigt die weltweite Entwicklung der Endbestände bei Sojabohnen (gelb) sowie Ölsaaten insgesamt (braun). Auf die Rücknahme der Ernteprognosen für das Wj 2003/04 reagierte der Markt mit einem weiteren krassen Preisanstieg, der sich seit Anfang dieser Woche wieder abschwächt.



    Die Grafik zeigt zudem sehr deutlich, daß die Angebotslage zwar kapp, jedoch nicht bedenklich ist. Aus dem Wirtschaftsjahr 1996/97 beispielsweise gingen lediglich Endbestände in Höhe von 14,4 Mio.t Sojabohnen bzw. 19,1 Mio.t Ölsaaten hervor. Fazit: Auch wenn die Versorgungslage knapp ist, dürften die Vorräte in dieser Saison ausreichen. Derzeit sind Produktion und Verbrauch noch relativ ausgeglichen. Sollten jedoch weitere Ernteeinbußen z. B. durch Unwetter, Überschwemmungen o.a. zu erwarten sein, ist mit weiteren krassen Preisseigerungen zu rechnen.

    Sojabohnen-Produktion und -Endbestände
    Wirt-
    schafts-
    jahr
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,4
    32,0
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/03
    195,8
    35,3
    74,3
    3,8
    52,5
    13,3
    35,5
    10,9
    2003/04 Prognosen vom:
    12.08.2003
    207,0
    39,0
    77,9
    6,0
    56,0
    15,4
    37,0
    11,5
    11.09.2003
    201,1
    34,8
    71,9
    3,7
    56,0
    13,9
    37,0
    10,7
    Quelle: USDA

    Hausse-Signal
  • Brasilien und Argentinien: Neue Rekordernte
    Die Ernteeinbußen werden durch die prognostizierte Anbauausweitung und damit zu erwartenden Rekordernten in Südamerika ausgeglichen. Dort wird in Kürze die Aussaat beginnen. Die Bestandsentwicklung in Argentinien und Brasilien wird folglich das berühmte Zünglein an der Waage bei der Kursentwickung sein.
    Baisse-Signal

Prognose
Betrachtet man die statistischen Endbestände, so bleibt festzustellen, daß die Endbestände in den USA sich fast halbieren, weltweit gesehen sieht die Situation jedoch nicht annähernd so dramatisch aus, daß mit weiteren Preisexplosionen zu rechnen wäre. Aus Sicht der Marktbeteiligten in den USA mag sich die Situation als angespannt darstellen, aus Sicht unserer europäischen Märkte dürfte der Markt längst auf die etwas knappere Situation reagiert haben.

Nach meiner Einschätzung dürften die Sojapreise in den nächsten Wochen leicht zurückgehen. Derzeit ist prompte Ware nur gering verfügbar, so daß den Kursrückgängen Grenzen gesetzt sind. Zukäufe sollten daher nach meiner Meinung noch ein wenig hinausgezögert werden, bis sich der Markt wieder auf einem niedrigeren Niveau eingependelt hat.

Eine gewisse Unsicherheit bleibt jedoch: Ungünstige Wachstumsbedingungen in Südamerika oder wetterbedingte Ernteeinbußen werden deutliche Preisanhebungen nach sich ziehen.
 
 
 

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