Noch ist der Rapssaatenmarkt nach den Feiertagen nicht wieder in
Schwung gekommen. Folglich bleibt die Stimmung gedrückt - und
das, obwohl absehbar ist, daß das Angebot aus der Ernte 2002
nicht ausreichen wird.
Marktlage
Die neue Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums
vom 10.01.2003 gab den Startschuß für einen deutlichen
Preiseinbruch am Sojamarkt. Ob Bohnen, Schrot oder Öl: Alle
Soja-Preise purzelten nach dem 10.01.2003 in den Keller. Grund waren
vor allem die Endbestände in den USA, die höher als erwartet
ausfielen. Auch wenn der krasse Einbruch erfahrungsgemäß
als Überreaktion des Marktes zu werten ist, dürften die
Kurse dennoch vorerst zur Schwäche neigen.
Wie nicht anders zu erwarten, gaben die Kurse an den Warenterminbörsen
WTB, Hamburg ebenso
nach wie an der MATIF, Paris
oder am Hafenstandort Rotterdam. Im Zuge der Preisentwicklung am
internationalen Sojamarkt brachen auch die internationalen Rapskurse
- beispielsweise an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada -
deutlich nach. Auch die Kassamarktpreise gerieten unter Druck.
Hintergrund der schwächeren Kursentwicklung am internationalen
Ölsaatenmarkt sind - neben den jetzt höher geschätzten
Beständen - auch die Exportaussichten für US-Sojabohnen.
Die Hoffnungen der US-Exporteure richteten sich in den letzten Wochen
vor allem auf den Bedarf der VR China. Inzwischen hat China
jedoch erneut Bedenken hinsichtlich der Zukauf von GMO-Sojabohnen
und -schrot geäußert. Dies belastet auch den an den Sojamarkt
gekoppelten Rapsmarkt.
Fakten
- Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartet in seiner
Prognose vom 10.01.2003 nach wie vor eine weltweite Ölsaaten-Rekordernte.
Dagegen gehen die für die EU vorliegenden Prognosen von
einer geringeren Ölsaatenernte aus.
Ölsaaten - Erzeugung und Endbestände
|
|
Welt
|
EU
|
Deutschland
|
Erzeugung
in Mio.t
|
Endbe-
stände
in Mio.t
|
Erzeugung
in Mio.t
|
Erzeugung
in Mio.t
|
2000/01 |
313,4
|
35,8
|
13,5
|
3,65
|
2001/02 |
323,5
|
36,6
|
13,2
|
4,23
|
2002/03 - Prognose vom |
10.12.2002 |
321,7
|
32,6
|
12,7
|
4,48
|
10.01.2003 |
324,0
|
33,8
|
12,7
|
4,48
|
Quellen: Coceral, USDA |
Die wachsende weltweite Nachfrage läßt die Endbestände
in den Erzeugerstaaten stark schrumpfen. Die weltweite Rezession
schmälert die Wirtschaftkraft der Importstaaten. Es ist
zu erwarten, daß sich der Trend einer steigenden Nachfrage
langsamer fortsetzen wird, solange die schwierige gesamtwirtschaftliche
Lange anhält.
derzeit Baisse-Signal
- Starke Einbrüche in der der Produktion wichtiger Erzeugerländer
(siehe vorhergehende Beiträge) haben zu drastischen Einbrüchen
beim weltweiten Angebot geführt. Die etwas höhere
Produktion in der EU kann die Defizite nicht ausgleichen.
Das Angebot aus Deutschland ist etwas geringer als im Vorjahr
und steht einer erheblich gestiegenen Nachfrage seitens der
RME-Veresterungsanlagen gegenüber (siehe "Absatzboom
am Biodiesel-Markt").
Weltweit sind Rapssaaten ind Rapsöl knapp angeboten.
Nach Schätzungen des Branchendienstes Oil World liegen
die weltweiten Rapsbestände Anfang 2003 rund 4 Mio. t
niedriger als 2002.
Rapssaaten - Erzeugung und Endbestände
|
|
Welt
|
EU
|
Deutschland
|
Erzeugung
in Mio.t
|
Endbe-
stände
in Mio.t
|
Erzeugung
in Mio.t
|
Erzeugung
in Mio.t
|
2000/01 |
37,59
|
2,34
|
9,03
|
3,59
|
2001/02 |
35,86
|
2,32
|
8,84
|
4,16
|
2002/03 - Prognose |
|
32,13
|
1,36
|
9,23
|
3,85
|
Quellen: Coceral, USDA |
Hausse-Signal
- Zielsetzung der EU ist, den Anteil der Biokraftstoffe
an der verkauften Mineralölkraftstoffmenge bis 2010 auf
5,75 Prozent zu steigern. Im Amtsblatt vom 31.12.2002
wurde ein neuer Vorschlag der EU-Kommission zum Einsatz
von Biokraftstoffen veröffentlicht. Danach können sich
Mitgliedstaaten - entgegen der bisher geplanten schrittweisen
Einführung - auf Antrag für maximal zwei Jahre
von den Vorgaben der geplanten Bio-Kraftstoffrichtlinie
befreien lassen. Sobald eine entsprechende Richtlinie durch
den EU-Rat und das EU-Parlament verabschiedet wird, wäre
dann mit einer maximal 2jährigen Verzögerung ein
deutlicher Zusatzbedarf zu erwarten.
Hausse-Signal
Prognose
Nach meiner Meinung dürfte der Rückgang der Rapssaatenpreise
zeitlich sehr begrenzt bleiben. Soja- und Rapsöl sind nicht
beliebig austauschbar und Rapsöl wird weltweit knapper als
in den Vorjahren angeboten. Ich erwarte, daß die Sojapreise
aufgrund der weltweiten Bestände und der GMO-Problematik beim
US-Export vorerst unter Druck bleiben werden.
Die Rapssaaten- und Rapsölpreise dürften sich jedoch
in Kürze von der Entwicklung des Sojakomplexes abkoppeln. Ein
weiter schwacher Sojamarkt würde jedoch Höhenflüge
verhindern.
Seitens der Verarbeiter wird wieder Bedarf signalisiert. Bei Kursen
von 280-285 €/t netto franko Ölmühle für
prompte Ware können spätere Termine derzeit nur geringe
Zuschläge realisieren.
Die Angebote für 2003er Ware liegen nach wie vor recht stabil
bei 220-228 €/t netto frei Landhandelslager. Hier sollte
man unbedingt der Abschluß von Vorverträgen - zumindest
für Teile der Ernte - erwägen, da aus jetziger Sicht
zur Ernte 2003 mit einer Steigerung der Produktion und infolge sinkenden
Kursen zu rechnen ist.