Überraschung am Jahresanfang:
höhere Sojabestände - knappes Rapsangebot
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 15.01.2003


Noch ist der Rapssaatenmarkt nach den Feiertagen nicht wieder in Schwung gekommen. Folglich bleibt die Stimmung gedrückt - und das, obwohl absehbar ist, daß das Angebot aus der Ernte 2002 nicht ausreichen wird.

Marktlage

Die neue Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums vom 10.01.2003 gab den Startschuß für einen deutlichen Preiseinbruch am Sojamarkt. Ob Bohnen, Schrot oder Öl: Alle Soja-Preise purzelten nach dem 10.01.2003 in den Keller. Grund waren vor allem die Endbestände in den USA, die höher als erwartet ausfielen. Auch wenn der krasse Einbruch erfahrungsgemäß als Überreaktion des Marktes zu werten ist, dürften die Kurse dennoch vorerst zur Schwäche neigen.

Wie nicht anders zu erwarten, gaben die Kurse an den Warenterminbörsen WTB, Hamburg ebenso nach wie an der MATIF, Paris oder am Hafenstandort Rotterdam. Im Zuge der Preisentwicklung am internationalen Sojamarkt brachen auch die internationalen Rapskurse - beispielsweise an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada - deutlich nach. Auch die Kassamarktpreise gerieten unter Druck.

Hintergrund der schwächeren Kursentwicklung am internationalen Ölsaatenmarkt sind - neben den jetzt höher geschätzten Beständen - auch die Exportaussichten für US-Sojabohnen. Die Hoffnungen der US-Exporteure richteten sich in den letzten Wochen vor allem auf den Bedarf der VR China. Inzwischen hat China jedoch erneut Bedenken hinsichtlich der Zukauf von GMO-Sojabohnen und -schrot geäußert. Dies belastet auch den an den Sojamarkt gekoppelten Rapsmarkt.

Fakten

  • Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartet in seiner Prognose vom 10.01.2003 nach wie vor eine weltweite Ölsaaten-Rekordernte. Dagegen gehen die für die EU vorliegenden Prognosen von einer geringeren Ölsaatenernte aus.

    Ölsaaten - Erzeugung und Endbestände
     
    Welt
    EU
    Deutschland
    Erzeugung
    in Mio.t
    Endbe-
    stände
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    2000/01
    313,4
    35,8
    13,5
    3,65
    2001/02
    323,5
    36,6
    13,2
    4,23
    2002/03 - Prognose vom
    10.12.2002
    321,7
    32,6
    12,7
    4,48
    10.01.2003
    324,0
    33,8
    12,7
    4,48
    Quellen: Coceral, USDA

    Die wachsende weltweite Nachfrage läßt die Endbestände in den Erzeugerstaaten stark schrumpfen. Die weltweite Rezession schmälert die Wirtschaftkraft der Importstaaten. Es ist zu erwarten, daß sich der Trend einer steigenden Nachfrage langsamer fortsetzen wird, solange die schwierige gesamtwirtschaftliche Lange anhält.

    derzeit Baisse-Signal

  • Starke Einbrüche in der der Produktion wichtiger Erzeugerländer (siehe vorhergehende Beiträge) haben zu drastischen Einbrüchen beim weltweiten Angebot geführt. Die etwas höhere Produktion in der EU kann die Defizite nicht ausgleichen. Das Angebot aus Deutschland ist etwas geringer als im Vorjahr und steht einer erheblich gestiegenen Nachfrage seitens der RME-Veresterungsanlagen gegenüber (siehe "Absatzboom am Biodiesel-Markt").

    Weltweit sind Rapssaaten ind Rapsöl knapp angeboten. Nach Schätzungen des Branchendienstes Oil World liegen die weltweiten Rapsbestände Anfang 2003 rund 4 Mio. t niedriger als 2002.

    Rapssaaten - Erzeugung und Endbestände
     
    Welt
    EU
    Deutschland
    Erzeugung
    in Mio.t
    Endbe-
    stände
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    2000/01
    37,59
    2,34
    9,03
    3,59
    2001/02
    35,86
    2,32
    8,84
    4,16
    2002/03 - Prognose
    32,13
    1,36
    9,23
    3,85
    Quellen: Coceral, USDA

    Hausse-Signal

  • Zielsetzung der EU ist, den Anteil der Biokraftstoffe an der verkauften Mineralölkraftstoffmenge bis 2010 auf 5,75 Prozent zu steigern. Im Amtsblatt vom 31.12.2002 wurde ein neuer Vorschlag der EU-Kommission zum Einsatz von Biokraftstoffen veröffentlicht. Danach können sich Mitgliedstaaten - entgegen der bisher geplanten schrittweisen Einführung - auf Antrag für maximal zwei Jahre von den Vorgaben der geplanten Bio-Kraftstoffrichtlinie befreien lassen. Sobald eine entsprechende Richtlinie durch den EU-Rat und das EU-Parlament verabschiedet wird, wäre dann mit einer maximal 2jährigen Verzögerung ein deutlicher Zusatzbedarf zu erwarten.

    Hausse-Signal

Prognose

Nach meiner Meinung dürfte der Rückgang der Rapssaatenpreise zeitlich sehr begrenzt bleiben. Soja- und Rapsöl sind nicht beliebig austauschbar und Rapsöl wird weltweit knapper als in den Vorjahren angeboten. Ich erwarte, daß die Sojapreise aufgrund der weltweiten Bestände und der GMO-Problematik beim US-Export vorerst unter Druck bleiben werden.

Die Rapssaaten- und Rapsölpreise dürften sich jedoch in Kürze von der Entwicklung des Sojakomplexes abkoppeln. Ein weiter schwacher Sojamarkt würde jedoch Höhenflüge verhindern.

Seitens der Verarbeiter wird wieder Bedarf signalisiert. Bei Kursen von 280-285 €/t netto franko Ölmühle für prompte Ware können spätere Termine derzeit nur geringe Zuschläge realisieren.

Die Angebote für 2003er Ware liegen nach wie vor recht stabil bei 220-228 €/t netto frei Landhandelslager. Hier sollte man unbedingt der Abschluß von Vorverträgen - zumindest für Teile der Ernte - erwägen, da aus jetziger Sicht zur Ernte 2003 mit einer Steigerung der Produktion und infolge sinkenden Kursen zu rechnen ist.
 
 
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