In Venuzuela werden die Erdölförderstätten weiter
bestreikt, die OPEC beschließt kurzfristig eine Anhebung
der Förderquoten und die Gefahr eines Irak-Krieges belastet
den Markt. Wie werden sich die Verbraucherpreise bei Brennstoffen
weiter entwickeln?
Marktlage
Im Rahmen einer Sondersitzung der Organisation Erdöl exportierender
Länder (OPEC) wurde als Ausgleich für die Förderausfälle
in Venezuela eine Aufstockung der täglichen OPEC-Förderquote
um 6,5 % bzw. 1,5 Mio. Barrel (Barrel = Faß
= 159 Liter) auf jetzt 24,5 Mio. Barrel je Tag beschlosssen.
Zielsetzung ist, die internationalen Brennstoffmärkte zu beruhigen
und weitere Preisanstiege - wie in den letzten Wochen an der
Tagesordnung - zu verhindern. Die erhöhte Förderung tritt am
1. Februar in Kraft.
Mehrfach hatte der Rohölpreis die 30 US-Dollar Marke
überschritten. Vor allem der alle Förderstätten in
Venezuela betreffende Generalstreik hat zu einer weltweiten Angebotsverknappung
geführt. Wie die Grafik zeigt gingen die weltweiten Vorräte
an Rohöl im 4. Quartal 2002 deutlich zurück.
Die OPEC strebt einen sogenannten Korbpreis (Basket Price) von
22-28 US-$/Barrel an. Die Grafik zeigt, daß Ende 2002/Anfang
2003 der Korbpreis deutlich überschritten wurde.
Die Aufstockung der Fördermengen war von den Marktbeteiligten
seit Tagen erwartet worden, so daß sich die Kurse zuletzt
international stabilisierten und sogar leicht nachgaben. Auch an
den Endverbrauchermärkten gaben die Kurse zuletzt nach.
Prognose
Ende Februar werden weltweit die Bestände an Brennstoffen dem
Bedarf im weiteren Verlauf des Jahres gegenübergestellt. Den
weltweit höchsten Bedarf an Treib- und Brennstoffen haben die Länder
der Nordhalblkugel, so daß mit dem zu Ende gehenden Winter
der Bedarf und erfahrungsgemäß der Preis zurückgehen.
Die im Libanon ansässige Nachrichtenagentur MEES erwartet
eine Anhebung der Förderquote der 10 OPEC-Mitglieder ohne
den Irak um 0,65 Barrel je Tag innerhalb der OPEC im Januar
im Vergleich zum Dezember. Sollten sich diese Daten bestätigen,
ist mit einer Beruhigung an der Preisfront zu rechnen - insbesondere
dann, wenn der Generalstreik in Venuzuela zu ende geht. Nicht desto
trotz steht die Angebotsausweitung einem weltweit steigenden Bedarf
gegenüber.
Nach meiner Meinung werden in 2003 die Brennstoffpreise ihr hohes
Preisniveau behaupten. Das Kriegrisiko dürfte derzeit in den
hohen Preisen völlig aufgefangen sein. Der deutsche Markt wird
zu einem großen Anteil mit Rohöl aus Osteuropa und Nordseeförderstätten
versorgt, so daß ein Irak-Krieg kaum Auswirkungen auf die
hiesige Versorgung haben dürfte. Hier sind vorrangig die psychologischen
Auswirkungen zu beachten.
Betrachtet man lediglich die Daten zur Produktion und zum Verbrauch
düften die Endverbraucherpreise - so meine Einschätzung -
Ende Febraur sinken. Fazit: Zukäufe sollten nach Möglichkeit
bis dahin hinausgezögert werden.
Ein Krieg in Nahen Osten könnte das Zenario jedoch völlig
ändern.