Brennstoff-Preise beinhalten bereits Kriegszuschlag
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 14.01.2003

In Venuzuela werden die Erdölförderstätten weiter bestreikt, die OPEC beschließt kurzfristig eine Anhebung der Förderquoten und die Gefahr eines Irak-Krieges belastet den Markt. Wie werden sich die Verbraucherpreise bei Brennstoffen weiter entwickeln?

Marktlage
Im Rahmen einer Sondersitzung der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) wurde als Ausgleich für die Förderausfälle in Venezuela eine Aufstockung der täglichen OPEC-Förderquote um 6,5 % bzw. 1,5 Mio. Barrel (Barrel = Faß = 159 Liter) auf jetzt 24,5 Mio. Barrel je Tag beschlosssen. Zielsetzung ist, die internationalen Brennstoffmärkte zu beruhigen und weitere Preisanstiege - wie in den letzten Wochen an der Tagesordnung - zu verhindern. Die erhöhte Förderung tritt am 1. Februar in Kraft.

Mehrfach hatte der Rohölpreis die 30 US-Dollar Marke überschritten. Vor allem der alle Förderstätten in Venezuela betreffende Generalstreik hat zu einer weltweiten Angebotsverknappung geführt. Wie die Grafik zeigt gingen die weltweiten Vorräte an Rohöl im 4. Quartal 2002 deutlich zurück.

Die OPEC strebt einen sogenannten Korbpreis (Basket Price) von 22-28 US-$/Barrel an. Die Grafik zeigt, daß Ende 2002/Anfang 2003 der Korbpreis deutlich überschritten wurde.

Die Aufstockung der Fördermengen war von den Marktbeteiligten seit Tagen erwartet worden, so daß sich die Kurse zuletzt international stabilisierten und sogar leicht nachgaben. Auch an den Endverbrauchermärkten gaben die Kurse zuletzt nach.

Prognose
Ende Februar werden weltweit die Bestände an Brennstoffen dem Bedarf im weiteren Verlauf des Jahres gegenübergestellt. Den weltweit höchsten Bedarf an Treib- und Brennstoffen haben die Länder der Nordhalblkugel, so daß mit dem zu Ende gehenden Winter der Bedarf und erfahrungsgemäß der Preis zurückgehen.

Die im Libanon ansässige Nachrichtenagentur MEES erwartet eine Anhebung der Förderquote der 10 OPEC-Mitglieder ohne den Irak um 0,65 Barrel je Tag innerhalb der OPEC im Januar im Vergleich zum Dezember. Sollten sich diese Daten bestätigen, ist mit einer Beruhigung an der Preisfront zu rechnen - insbesondere dann, wenn der Generalstreik in Venuzuela zu ende geht. Nicht desto trotz steht die Angebotsausweitung einem weltweit steigenden Bedarf gegenüber.

Nach meiner Meinung werden in 2003 die Brennstoffpreise ihr hohes Preisniveau behaupten. Das Kriegrisiko dürfte derzeit in den hohen Preisen völlig aufgefangen sein. Der deutsche Markt wird zu einem großen Anteil mit Rohöl aus Osteuropa und Nordseeförderstätten versorgt, so daß ein Irak-Krieg kaum Auswirkungen auf die hiesige Versorgung haben dürfte. Hier sind vorrangig die psychologischen Auswirkungen zu beachten.

Betrachtet man lediglich die Daten zur Produktion und zum Verbrauch düften die Endverbraucherpreise - so meine Einschätzung - Ende Febraur sinken. Fazit: Zukäufe sollten nach Möglichkeit bis dahin hinausgezögert werden.

Ein Krieg in Nahen Osten könnte das Zenario jedoch völlig ändern.
 
 
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