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Soja:
Aussaat in Brasilien läuft wieder zügig
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Die Kurse für Sojaschrot zogen in der letzten Woche an, nachdem
die Wetterlage in Brasilien die Sojaaussaat zur Ernte im Frühjahr
2003 beeinträchtigte. Inzwischen entspannt sich die Lage wieder
und der Markt scheint sich zu drehen.
Marktlage
In Brasilien kam die Sojaaussaat zur Ernte im Frühjahr 2003
witterungsbedingt nicht voran, so daß der Markt leicht nervös
mit anziehenden Kursen reagierte. Auch die in Argentinien ohne nennenswerte
Beeinträchtigungen verlaufenden Bestellarbeiten konnten die Nerven
der Marktteilnehmer nicht beruhigen. Infolge stiegen auch die Notierungen
für Sojaschrot an den europäischen und deutschen Handelsplätzen
an.
Seit Mitte September ist ein starker Preisrückgeng zu beobachten.
Auch wenn die US-Sojaernte das Niveau der Vorjahre nicht erreicht,
bringen die deutlich höheren Anbauerwartungen in Brasilien
und Argentinien zur Ernte im Frühjahr 2003 den Markt unter
Druck. Entsprechend reagierte der Markt auf die Meldungen über
schlechte Aussaatbedingungen in Brasilien mit anziehenden Kursen.
Derzeit liegen die Kurse für Sojaschrot um die 200 €/t
frei LKW ab Hamburg.
Rapsschrot konnte seit den Sommermonaten von den steigenden Sojaschrotpreisen
und den noch immer hohen Sojaölkursen profitieren. In den ersten
Novemberwochen gaben die Kurse im Kielwasser der fallenden Sojanotierungen
nach, wurden jedoch in den letzten Tagen wieder etwas fester bewertet.
Fakten
- Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) geht
in seiner Prognose vom 12.11.2002 mit einer weltweiten Sojabohnen-Ernte
in Höhe von 188,8 Mio. t von einer weiteren Produktionsausdehnung
aus. Davon entfallen auf die USA 73,2 Mio. t (Vj: 78,7),
Brasilien 49 Mio. t (43,5) und Argentinien 32,5 Mio. t
(30,0).
Entsprechend wurden auch die Zahlen für Sojaschrot angepaßt:
Sojaschrot-Erzeugung und -Endbestände
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Wirt-
schafts-
jahr |
Welt
|
USA
|
Brasilien
|
Argentinien
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
2000/01 |
116,6
|
4,0
|
35,7
|
0,35
|
18,0
|
0,82
|
13,7
|
0,10
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2001/02 |
124,8
|
4,3
|
36,7
|
0,20
|
19,4
|
1,00
|
16,2
|
0,30
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2002/03 Prognosen vom: |
12.08.2002 |
129,6
|
4,6
|
36,3
|
0,23
|
21,3
|
1,23
|
17,1
|
0,40
|
12.09.2002 |
129,4
|
4,6
|
36,2
|
0,23
|
21,5
|
1,18
|
17,6
|
0,40
|
11.10.2002 |
129,6
|
4,5
|
36,2
|
0,23
|
21,7
|
1,19
|
17,6
|
0,30
|
12.11.2002 |
130,1
|
4,6
|
35,8
|
0,23
|
21,9
|
1,22
|
17,8
|
0,30
|
Quelle: USDA |
- Brasilien: Nachdem die Soja-Aussaat in den letzten Wochen
witterungsbedingt nur äußerst schleppend vorankam,
hat sich die Lage inzwischen wieder entspannt. Der Branchenanalyst
Safras & Mercado geht davon aus, daß bis zum 15.11.2002
rund 51 % der Aussaatlächen bestellt waren im Vergleich
zu nur 29 % in der Vorwoche. Somit wurde inzwischen wieder
der Stand des Vorjahres erreicht.
- Argentinien: Nach Angabe der Buenos Aires Grain Exchange
wurden bis zum 11.11.2002 immerhein 20 % der insgesamt erwarteten
Anbaufläche von 12,7 Mio. ha bestellt, nachdem
eine Woche zuvor erst 11 % ausgesät waren.
- China zählt mit einer Produktion von 16,4 Mio. t
Sojabohnen zu den großen Produzenten und ist aufgrund seines
hohen Inlandsbedarfs zugleich einer der Hauptimporteure. Für
2002/03 rechnet das USDA mit einem Importbedarf von 14 Mio. t
Sojabohnen. Zuletzt wurde bekannt, dass China offenbar größere
Mengen an Sojaöl in den USA geordert haben soll. Der Markt reagierte
mit leicht steigenden Kursen.
Prognose
Die in den letzten Tagen anziehenden Kurse bei Sojaschrot basierten
im wesentlichen auf drei Faktoren:
- der hohen Nachfrage nach US-Sojabohnen sowie den hohen Produktionsdaten
der USA bei Sojaschrot,
- den witterungsbedingt ungünstigen Aussaatbedingungen in
Brasilien,
- den Erwartungen des Marktes, daß China in Kürze weiteren,
hohen Bedarf an US-Sojabohnen hat.
Die USA werden mit einem kleineren Angebot als im Vorjahr bis zum
März 2003 als beinahe alleinige Anbieter am Weltmarkt auftreten.
Erst ab April 2003 sind die ersten brasilianischen Schiffe
mit neuerntigen Sojabohnen und -schrot in den europäischen
Häfen zu erwarten. Nach meiner Meinung wird daher die weitere
Preisentwicklung vorrangig
- durch die Wetterprognosen für die südamerikanischen
Anbaugebiete (nicht prognostizierbar) sowie
- durch den Importbedarf Chinas (steigend) bestimmt.
Kurzfristig sollten die fundamentalen Versorgungsdaten, nachdem
sich die Aussaat in Brasilien wieder zügig läuft, das internationale
wie auch unser heimisches Preisniveau stabilisieren.
Längerfristig gehe ich davon aus, daß aufgrund der
hohen Anbauerwartungen in Brasilien und Argentinien ab dem kommenden
Jahr ein insgesamt rückläufiges Preisniveau zu erwarten ist - sofern
es zu keinen witterungsbedingten Ausfällen kommt.
Es könnte daher günstig sein, den unmittelbaren Bedarf
umgehend per Termingeschäft preislich abzusichern, den späteren
Bedarf dagegen erst im Januar/Februar nächsten Jahres über
längerfristige Kontrakte abzudecken.
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