Soja: Aussaat in Brasilien läuft wieder zügig
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 20.11.2002


Die Kurse für Sojaschrot zogen in der letzten Woche an, nachdem die Wetterlage in Brasilien die Sojaaussaat zur Ernte im Frühjahr 2003 beeinträchtigte. Inzwischen entspannt sich die Lage wieder und der Markt scheint sich zu drehen.

Marktlage

In Brasilien kam die Sojaaussaat zur Ernte im Frühjahr 2003 witterungsbedingt nicht voran, so daß der Markt leicht nervös mit anziehenden Kursen reagierte. Auch die in Argentinien ohne nennenswerte Beeinträchtigungen verlaufenden Bestellarbeiten konnten die Nerven der Marktteilnehmer nicht beruhigen. Infolge stiegen auch die Notierungen für Sojaschrot an den europäischen und deutschen Handelsplätzen an.

Seit Mitte September ist ein starker Preisrückgeng zu beobachten. Auch wenn die US-Sojaernte das Niveau der Vorjahre nicht erreicht, bringen die deutlich höheren Anbauerwartungen in Brasilien und Argentinien zur Ernte im Frühjahr 2003 den Markt unter Druck. Entsprechend reagierte der Markt auf die Meldungen über schlechte Aussaatbedingungen in Brasilien mit anziehenden Kursen. Derzeit liegen die Kurse für Sojaschrot um die 200 €/t frei LKW ab Hamburg.

Rapsschrot konnte seit den Sommermonaten von den steigenden Sojaschrotpreisen und den noch immer hohen Sojaölkursen profitieren. In den ersten Novemberwochen gaben die Kurse im Kielwasser der fallenden Sojanotierungen nach, wurden jedoch in den letzten Tagen wieder etwas fester bewertet.

 

Fakten

  • Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) geht in seiner Prognose vom 12.11.2002 mit einer weltweiten Sojabohnen-Ernte in Höhe von 188,8 Mio. t von einer weiteren Produktionsausdehnung aus. Davon entfallen auf die USA 73,2 Mio. t (Vj: 78,7), Brasilien 49 Mio. t (43,5) und Argentinien 32,5 Mio. t (30,0).

    Entsprechend wurden auch die Zahlen für Sojaschrot angepaßt:

    Sojaschrot-Erzeugung und -Endbestände
    Wirt-
    schafts-
    jahr
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    Pro-
    duk-
    tion
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    116,6
    4,0
    35,7
    0,35
    18,0
    0,82
    13,7
    0,10
    2001/02
    124,8
    4,3
    36,7
    0,20
    19,4
    1,00
    16,2
    0,30
    2002/03 Prognosen vom:
    12.08.2002
    129,6
    4,6
    36,3
    0,23
    21,3
    1,23
    17,1
    0,40
    12.09.2002
    129,4
    4,6
    36,2
    0,23
    21,5
    1,18
    17,6
    0,40
    11.10.2002
    129,6
    4,5
    36,2
    0,23
    21,7
    1,19
    17,6
    0,30
    12.11.2002
    130,1
    4,6
    35,8
    0,23
    21,9
    1,22
    17,8
    0,30
    Quelle: USDA

  • Brasilien: Nachdem die Soja-Aussaat in den letzten Wochen witterungsbedingt nur äußerst schleppend vorankam, hat sich die Lage inzwischen wieder entspannt. Der Branchenanalyst Safras & Mercado geht davon aus, daß bis zum 15.11.2002 rund 51 % der Aussaatlächen bestellt waren im Vergleich zu nur 29 % in der Vorwoche. Somit wurde inzwischen wieder der Stand des Vorjahres erreicht.

  • Argentinien: Nach Angabe der Buenos Aires Grain Exchange wurden bis zum 11.11.2002 immerhein 20 % der insgesamt erwarteten Anbaufläche von 12,7 Mio. ha bestellt, nachdem eine Woche zuvor erst 11 % ausgesät waren.

  • China zählt mit einer Produktion von 16,4 Mio. t Sojabohnen zu den großen Produzenten und ist aufgrund seines hohen Inlandsbedarfs zugleich einer der Hauptimporteure. Für 2002/03 rechnet das USDA mit einem Importbedarf von 14 Mio. t Sojabohnen. Zuletzt wurde bekannt, dass China offenbar größere Mengen an Sojaöl in den USA geordert haben soll. Der Markt reagierte mit leicht steigenden Kursen.

Prognose
Die in den letzten Tagen anziehenden Kurse bei Sojaschrot basierten im wesentlichen auf drei Faktoren:

  1. der hohen Nachfrage nach US-Sojabohnen sowie den hohen Produktionsdaten der USA bei Sojaschrot,
  2. den witterungsbedingt ungünstigen Aussaatbedingungen in Brasilien,
  3. den Erwartungen des Marktes, daß China in Kürze weiteren, hohen Bedarf an US-Sojabohnen hat.

Die USA werden mit einem kleineren Angebot als im Vorjahr bis zum März 2003 als beinahe alleinige Anbieter am Weltmarkt auftreten. Erst ab April 2003 sind die ersten brasilianischen Schiffe mit neuerntigen Sojabohnen und -schrot in den europäischen Häfen zu erwarten. Nach meiner Meinung wird daher die weitere Preisentwicklung vorrangig

  • durch die Wetterprognosen für die südamerikanischen Anbaugebiete (nicht prognostizierbar) sowie
  • durch den Importbedarf Chinas (steigend) bestimmt.

Kurzfristig sollten die fundamentalen Versorgungsdaten, nachdem sich die Aussaat in Brasilien wieder zügig läuft, das internationale wie auch unser heimisches Preisniveau stabilisieren.

Längerfristig gehe ich davon aus, daß aufgrund der hohen Anbauerwartungen in Brasilien und Argentinien ab dem kommenden Jahr ein insgesamt rückläufiges Preisniveau zu erwarten ist - sofern es zu keinen witterungsbedingten Ausfällen kommt.

Es könnte daher günstig sein, den unmittelbaren Bedarf umgehend per Termingeschäft preislich abzusichern, den späteren Bedarf dagegen erst im Januar/Februar nächsten Jahres über längerfristige Kontrakte abzudecken.
 
 
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