Knappe US-Sojaversorgung beflügelt den Rapsmarkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 17.10.2002


Im Verlauf dieses Jahres wurde immer deutlicher, daß der Markt für Sojaöl zunehmend den Preisverlauf bei Sojabohnen und folglich auch bei Rapssaat steuert. So ging es bei den Ölsaatenpreisen in den letzten Tagen rauf und runter. Der Trend weist jedoch nach oben.

Marktlage

Am, 11.10.2002 wurden die weltweiten Ernteerwartungen für Ölsaaten nochmals nach unten korrigiert. Die Sojakurse, die seit Mitte September auf immer neue Tiefstände fielen, zogen nach Bekanntwerden der neuen Schätzungen wieder an. Meldungen, daß China seine Import-Restriktionen für GV-Soja lockern wolle, gaben zusätzliche Impulse.

Rapssaaten konnten sich am internationalen un dEU-Markt preislich wieder verbessern. Dagegen standen die Notierungen für Rapsschrot zuletzt leicht unter Druck. Das Angebot scheint etwas reichlicher als erwartet zu sein.

An der Warenterminbörse MATIF, Paris zogen die Kurse bis zum 16.10.2002 für den November-Termin wieder auf 261 €/t an. An der Warenterminbörse WCE in Winnipeg/Kanada notierte der November-Termin mit umgerechnet 272,70 €/t ebefalls höher.

Fakten

  • Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat in seiner monatlichen Prognose vom 11.10.2002 die Produktionserwartung für Ölsaaten und darunter für Sojabohnen erneut zurückgenommen.

    In den USA - immerhin weltweit der größte Sojabohnen-Exporteur - soll die Erntemenge an Sojabohnen mit 72,22 Mio. t mehr als 8 % niedriger als im vergangenen Jahr ausfallen (2001/02: 78,67 Mio. t). Da der Anbau in Argentinien und Brasilien zur Ernte im Frühjahr 2003 weiter ausgebaut wurde, ist für das Wirtschaftsjahr 2002/03 jedoch mit einem insgesamt größeren Soja-Angebot zu rechnen.

    Doch bis zum März 2003 werden zunächst einmal die USA mit ihrer Angebot-Nachfrage-Situation den Preisverlauf bestimmen.


  • Die Palmöl-Produktion in Malaysia hat inzwischen eine Rekordmarke erreicht. Derzeit kommt es zu einem langsamen Bestandaufbau. Aufgrund der rückläufigen Angebotslage bei US-Sojabohnen folgt Palmöl inzwischen der Kursentwicklung am Sojamarkt. Der derzeit flotte Absatz am Weltmarkt stützt den nach oben gerichteten Preisverlauf. Rapsöl profitiert von den stiegenden Weltmarktpreisen für pflanzliche Öle und der hohen Nachfrage im Binnenmarkt. Die Kurse für Rapsöl bewegen sich seit Wochem auf hohem Niveau.

  • Der Rapsmarkt folgt seit Wochen dem Kursverlauf an den Märkten für pflanzliche Öle. Der Preiseinbruch an den Pflanzenölmärkten führte zu einem unmittelbaren Einbruch bei den Rapssaaten-Preisen. Daß Rapsöl sein hohes Preisniveau behaupten konnte, reichte für eine Stabilisierung des Rapssaaten-Kurses nicht aus. Im Kielwasser der wieder anziehenden Ölkurse geht es auch bei den Rapssatenpreisen wieder aufwärts.

  • Letzte Schätzungen haben die Prognose ür die australische Rapsernte um weitere 10 % nach unten korrigiert. Jetzt erwartet man für Australien nur noch eine Ernte in Höhe von 722.500 Tonnen, rund 1 Mio. Tonnen weniger als in der vorausgegangenen Saison (2001/02: 1,6 Mio. t). Die australischen Rapspreise liegen inzwischen deutlich über dem Weltmarktpreis.

    Der Inlandsbedarf liegt bei rund 400.000 t, so daß in diesem Jahr lediglich 300.000 t für den Export verbleiben. In den Vorjahren hat Australien 1,3-1,9 Mio. t exportiert, vorrangig nach Japan (300.000 t), China, Pakistan, Bangladesh und andere asiatische Länder. In den letzten Jahren wurden jedoch auch wachsenden Mengen in die EU exportiert.

    Australischer Raps dürfte folglich vorrangig im eigenen Land verwertet werden, so daß sich anderen Exporteuren wie der EU größere Exportmöglichkeiten eröffnen.

  • Mit der Rapsernte in Kanada sieht es nicht viel besser aus: Mit 4,1 Mio. t fällt die Ernte hinter das Vorjahresergebnis von 4,5 Mio. t zurück.

Prognose
Nach meiner Meinung haben die Rapssaatenpreise durchaus noch einen Entwicklungsspielraum nach oben. Dabei ist zu bedenken, daß folgende Faktoren die Preisentwicklung unserer heimischen Rapssaaten bestimmen:

  • die Nachfrage nach pflanzlichen Ölen am Weltmarkt und die Angebot-Nachfrage-Situation,
  • der Importbedarf insbesondere der asiatischen Länder,
  • die Entwicklung des Exports bei EU-Rapssaaten und EU-Rapsöl,
  • der Bedarf der EU-Verestrerungsanlagen für die Produktion von Biodiesel.

Bis zum März nächsten Jahres werden die USA das Ölsaatenangebot am Weltmarkt dominieren. Noch sind die Ernteaussichten für Ölsaaten auf der Südhalbkugel nicht absehbar, nach jetziger Lage ist jedoch mit einer Produktionsausweitung zu rechnen.

Die Nachfrageentwicklung muß derzeit sorgältig beobachtet werden. Möglicherweise könnte Anfang November - so meine Einschätzung - ein Preishoch erreicht sein. Erfahrungsgemäß gibt der Kurs während der Wintermonate häufig nach. Für die Vermarktung der 2002er Ware sollten auch Termingeschäfte - bei entsprechenden Preiszuschlägen - in Erwägung gezogen werden.


Es könnte angeraten sein, zu den jetzt hohen Preisangeboten von 220 bis 230 €/t Terminkontrakte für die Raps-Ernte 2003 abzuschließen ganz nach dem Grundsatz:

"Verkaufs-Geschäfte sollten dann abgeschlossen werden,
wenn der Markt eine Hausse-Phase durchläuft!"

 

 
 
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