Im Verlauf dieses Jahres wurde immer deutlicher, daß der
Markt für Sojaöl zunehmend den Preisverlauf bei Sojabohnen
und folglich auch bei Rapssaat steuert. So ging es bei den Ölsaatenpreisen
in den letzten Tagen rauf und runter. Der Trend weist jedoch nach
oben.
Marktlage
Am, 11.10.2002 wurden die weltweiten Ernteerwartungen für
Ölsaaten nochmals nach unten korrigiert. Die Sojakurse, die
seit Mitte September auf immer neue Tiefstände fielen, zogen
nach Bekanntwerden der neuen Schätzungen wieder an. Meldungen,
daß China seine Import-Restriktionen für GV-Soja lockern
wolle, gaben zusätzliche Impulse.
Rapssaaten konnten sich am internationalen un dEU-Markt preislich
wieder verbessern. Dagegen standen die Notierungen für Rapsschrot
zuletzt leicht unter Druck. Das Angebot scheint etwas reichlicher
als erwartet zu sein.
An der Warenterminbörse MATIF,
Paris zogen die Kurse bis zum 16.10.2002 für den November-Termin
wieder auf 261 €/t an. An der Warenterminbörse WCE in Winnipeg/Kanada
notierte der November-Termin mit umgerechnet 272,70 €/t ebefalls
höher.
Fakten
- Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat in seiner monatlichen
Prognose vom 11.10.2002 die Produktionserwartung für Ölsaaten
und darunter für Sojabohnen erneut zurückgenommen.
In den USA - immerhin weltweit der größte Sojabohnen-Exporteur -
soll die Erntemenge an Sojabohnen mit 72,22 Mio. t mehr
als 8 % niedriger als im vergangenen Jahr ausfallen (2001/02: 78,67 Mio. t).
Da der Anbau in Argentinien und Brasilien zur Ernte im Frühjahr
2003 weiter ausgebaut wurde, ist für das Wirtschaftsjahr
2002/03 jedoch mit einem insgesamt größeren Soja-Angebot
zu rechnen.
Doch bis zum März 2003 werden zunächst einmal die
USA mit ihrer Angebot-Nachfrage-Situation den Preisverlauf bestimmen.
- Die Palmöl-Produktion in Malaysia hat inzwischen eine Rekordmarke
erreicht. Derzeit kommt es zu einem langsamen Bestandaufbau. Aufgrund
der rückläufigen Angebotslage bei US-Sojabohnen folgt
Palmöl inzwischen der Kursentwicklung am Sojamarkt. Der derzeit
flotte Absatz am Weltmarkt stützt den nach oben gerichteten
Preisverlauf. Rapsöl profitiert von den stiegenden Weltmarktpreisen
für pflanzliche Öle und der hohen Nachfrage im Binnenmarkt.
Die Kurse für Rapsöl bewegen sich seit Wochem auf hohem
Niveau.
- Der Rapsmarkt folgt seit Wochen dem Kursverlauf an den Märkten
für pflanzliche Öle. Der Preiseinbruch an den Pflanzenölmärkten
führte zu einem unmittelbaren Einbruch bei den Rapssaaten-Preisen.
Daß Rapsöl sein hohes Preisniveau behaupten konnte,
reichte für eine Stabilisierung des Rapssaaten-Kurses nicht
aus. Im Kielwasser der wieder anziehenden Ölkurse geht es
auch bei den Rapssatenpreisen wieder aufwärts.
- Letzte Schätzungen haben die Prognose ür die australische
Rapsernte um weitere 10 % nach unten korrigiert. Jetzt erwartet
man für Australien nur noch eine Ernte in Höhe von 722.500 Tonnen,
rund 1 Mio. Tonnen weniger als in der vorausgegangenen
Saison (2001/02: 1,6 Mio. t). Die australischen
Rapspreise liegen inzwischen deutlich über dem Weltmarktpreis.
Der Inlandsbedarf liegt bei rund 400.000 t, so daß
in diesem Jahr lediglich 300.000 t für den Export
verbleiben. In den Vorjahren hat Australien 1,3-1,9 Mio. t
exportiert, vorrangig nach Japan (300.000 t), China,
Pakistan, Bangladesh und andere asiatische Länder. In
den letzten Jahren wurden jedoch auch wachsenden Mengen in
die EU exportiert.
Australischer Raps dürfte folglich vorrangig im eigenen
Land verwertet werden, so daß sich anderen Exporteuren
wie der EU größere Exportmöglichkeiten eröffnen.
- Mit der Rapsernte in Kanada sieht es nicht viel besser
aus: Mit 4,1 Mio. t fällt die Ernte hinter
das Vorjahresergebnis von 4,5 Mio. t zurück.
Prognose
Nach meiner Meinung haben die Rapssaatenpreise durchaus noch einen
Entwicklungsspielraum nach oben. Dabei ist zu bedenken, daß
folgende Faktoren die Preisentwicklung unserer heimischen Rapssaaten
bestimmen:
- die Nachfrage nach pflanzlichen Ölen am Weltmarkt und
die Angebot-Nachfrage-Situation,
- der Importbedarf insbesondere der asiatischen Länder,
- die Entwicklung des Exports bei EU-Rapssaaten und EU-Rapsöl,
- der Bedarf der EU-Verestrerungsanlagen für die Produktion
von Biodiesel.
Bis zum März nächsten Jahres werden die USA das Ölsaatenangebot
am Weltmarkt dominieren. Noch sind die Ernteaussichten für
Ölsaaten auf der Südhalbkugel nicht absehbar, nach jetziger
Lage ist jedoch mit einer Produktionsausweitung zu rechnen.
Die Nachfrageentwicklung muß derzeit sorgältig beobachtet
werden. Möglicherweise könnte Anfang November - so
meine Einschätzung - ein Preishoch erreicht sein. Erfahrungsgemäß
gibt der Kurs während der Wintermonate häufig nach.
Für die Vermarktung der 2002er Ware sollten auch Termingeschäfte
- bei entsprechenden Preiszuschlägen - in Erwägung
gezogen werden.
Es könnte angeraten sein, zu den jetzt hohen Preisangeboten
von 220 bis 230 €/t Terminkontrakte für
die Raps-Ernte 2003 abzuschließen ganz nach dem Grundsatz:
"Verkaufs-Geschäfte sollten dann
abgeschlossen werden,
wenn der Markt eine Hausse-Phase durchläuft!"
|