Das Angebot an Schlachtschweinen am deutschen Markt wird langsam
wieder größer, fällt aber immer noch leicht unterdurchschnittlich
aus. Die sommerliche Witterung und die langsam wieder heimkehrenden
Urlauber kurbeln die Nachfrage und folglich die Schlachtzahlen an.
Marktlage
Das knappe Angebot und die belebte Nachfrage ließen den Schlachtschweinepreis
in Deutschland wie auch den Nachbarstaaten anziehen.
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch
in Nordwest- und Ostdeutschland legte den mittleren Basispreis für
den Zeitraum von Donnerstag, 15.08. bis Mittwoch, 21.08.2002 unverändert
auf 1,37 €/kg SG fest. Die Preisspanne konnte sich mit 1,37-1,39
€/kg SG jedoch um 1 €-Cent verbessern. Die genannten Preise sind
Basispreise für Schweine mit 56 % MFA, frei Schlachtstätte und beziehen
sich auf die sogenannte Euro-Referenzmaske.
Auch an der Warenterminbörse WTB, Hannover konnten sich die Kurse
deutlich befestigen. In der laufenden Woche (Montag bis Mittwoch)
notierte der September-Termin mit 1,364 €/kg SG rund 3 €-Cent höher
als in der Vorwoche (1,335). Am 21.08.2002 lag der September-Kurs
bei 1,377 €.
Auf Grund des Grillwetters finden vor allem Grillartikel wie Nacken
und Kotelett guten Absatz, so daß das Preisniveau anzog. Üblicherweise
ist der Schinkenabsatz während der Grillsaison jedoch rückläufig.
Fakten
- Basierend auf den vorläufigen Ergebnissen der Viehzählung
vom 3. Mai 2002 erwartet der Sachverständigenausschuß
für die Auswertung der Viehzählungsergebnisse beim Bundesverbraucherministerium,
daß die Bruttoeigenerzeugung von Schweinefleisch in Deutschland
im Jahr 2002 voraussichtlich knapp 4 Millionen Tonnen erreichen
wird.
Der Schweinebestand in Deutschland lag bei knapp 26,3 Mill. Tieren.
Gegenüber dem Bestand von Mai 2001 ergab sich eine Zunahme um
rund 471.000 oder 1,8 %. Besonders deutlich fiel der Anstieg
bei Jungschweinen aus (+ 7,7 %), deren Bestand vor Jahresfrist
infolge der MKS-bedingten Ausfuhrsperren Dänemarks und der Niederlande
um mehr als 3 % rückläufig war. Regional wurden vor allem
in Thüringen, Niedersachsen und Hessen mehr Schweine als vor Jahresfrist
gehalten; zu Einschränkungen kam es außer im Saarland in erster
Linie in Bayern und Baden-Württemberg.
Die Zahl der Ferkel lag um gut 1 % höher. Der Bestand an
trächtigen Sauen änderte sich kaum, während knapp 1 % weniger
nicht trächtige Sauen und Mastschweine auf den Betrieben waren.
Bei Berücksichtigung der Ein- und Ausfuhren dürfte der Gesamtverbrauch
von 4,4 auf 4,3 Millionen Tonnen abnehmen, der Pro-Kopf-Verzehr
von 39 auf 38 Kilogramm sinken und der Selbstversorgungsgrad
von 88 auf 92 % steigen.
Bruttoeigenerzeugung
1) von Schweinen in Deutschland
in Millionen Stück
|
Zeitraum
|
Ø
1995/96 bis 2000/01
|
2000/01
2)
|
2001/02
2)
|
2002/03
3)
|
2002/03 : 2001/02
|
absolut
|
in %
|
Juli/Sept. |
9,43
|
9,83
|
9,60
|
9,90
|
0,30
|
3,1
|
Okt./Dez. |
10,17
|
10,64
|
10,75
|
10,75
|
0,00
|
0,0
|
Jan./März |
9,86
|
10,33
|
10,20
|
10,35
|
0,15
|
1,5
|
April/Juni |
9,64
|
9,85
|
10,30
|
10,15
|
-0,15
|
-1,5
|
Juli/Juni |
39,09
|
40,64
|
40,85
|
41,15
|
0,30
|
0,7
|
1) Sämtliche im Inland
erzeugten Tiere, unabhängig von der Schlachtung im In- oder
Ausland. Wegen Untererfassung des EU-Intrahandels mit lebenden
Tieren wurden ab 1993 bei der Berechnung der BEE die amtlichen
Handelsdaten ergänzt durch Angaben anderer Mitgliedstaaten.
2) vorläufige Daten
3) prognostizierte Daten
Quelle: BMVEF |
- In der EU wird die Schweinefleischproduktion 2002 nach Ansicht
des Sachverständigenausschusses für die Auswertung der Viehzählungsergebnisse
bei ebenfalls höheren Schlachtgewichten mit 17,80 Mio. t
um ebenfalls 1 bis 2 % höher ausfallen als 2001.
Die Zunahme erfolgte im zurückliegenden Halbjahr; im letzten Quartal
2002 ist mit einem vermutlich leicht rückläufigen Marktzugang
zu rechnen. Unter der Annahme kräftig steigender Fleischausfuhren
dürfte der Gesamtverbrauch um rund 1 % auf 16,40 Mio. t
steigen und der Selbstversorgungsgrad gut 108 % betragen.
Für 2003 wird derzeit eine EU-weite Bruttoeigenerzeugung in gleicher
Höhe angenommen.
- Im weiteren Jahresverlauf 2002 dürften die Erzeugerpreise im
Durchschnitt der Handelsklassen E bis P um 1,25-1,35 €/kg
SG pendeln, sofern es nicht zu größeren Exportschwierigkeiten
Dänemarks kommt und vermehrt Ware von dort auf den deutschen Markt
drängt.
Diese Gefahr besteht, denn Japan hat seit dem 01.08.2002 bis voraussichtlich
31.03.2003 im Rahmen der WTO-Schutzklausel die Mindesteinfuhrpreise
um knapp 25 % angehoben, davon betroffen ist neben USA und
Kanada vor allem Dänemark. Der Jahresdurchschnittspreis 2002 könnte
dann um etwa 20 % niedriger ausfallen als 2001.
- In 2003 ist vor dem Hintergrund der europäischen und internationalen
Produktions- und Verbrauchserwartungen derzeit kaum mit einer
spürbaren Erholung der Schlachtschweinepreise zu rechnen.
Prognose
Nach meiner Einschätzung dürfte das Angebot an Schlachtschweinen
auch in der kommenden Woche begrenzt bleiben, während der Lebensmitteleinzelhandel
mit der langsam zu Ende gehenden Urlaubssaison wieder eine steigende
Nachfrage verbucht. Somit dürfte das Angebot zunächst
weiter recht knapp bleiben.
Aufgrund der derzeitig sommerlichen Witterung sollte sich der Absatz
an Grillartikeln weiterhin lebhaft gestalten. Während der letzten
August und der ersten Septemberwoche erwarte ich daher weiterhin
leicht befestigte Preise.
Mit der auslaufenden Erntezeit, ist erfahrungsgemäß jedoch wieder
mit einem Anstieg des Schlachtschweine-Angebotes zu rechnen. Ich
erwarte dann - aufgrund des zu erwartenden Produktionszahlen
(Viehzählungsergebnisse) - einen Rückgang der Notierungen.
Nach meiner Meinung sollten sich daherSchweineerzeuger jetzt
um die Absicherung der Schlachtpreise im Rahmen von Termingeschäften
oder über Warenterminkontrakte kümmern.