Soja: US-Wetter läßt die Kurse schlingern
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 06.08.2002


Am 17.07.2002 lautete meine Markteinschätzung: "... An den internationalen Märkten zeichnet sich bereits jetzt eine wachsende internationale Nachfrage ab. Günstige oder ungünstige Wettermeldungen dürften daher einen sehr starken Einfluß auf die weitere Preisentwicklung haben. Nach meiner Meinung dürften die Preise zunächst ein höheres Niveau behaupten. ..."

Seit Mitte Juli haben Niederschläge und wieder kühlere Temparaturen in den US-Sojanabaugebieten die Marktlage wieder entspannt. Seitdem waren die Kurse wieder leicht rückläufig. Doch inzwischen ziehen die Kurse am Sojamarkt wieder an.

Martktlage
Da das Verhältnis vom Euro zum US-Dollar schwächer ist, haben die Inlandspreise in Europa angezogen ( Devisenkurse). Entsprechend zogen auch die Notierungen für Sojaschrot an. Die Mischfutterindustrie kauft überwiegend vordere Ware, man wartet die Kursentwicklung der späteren Termine ab.

Das Rapsschrot-Angebot für den Liefertermin August 2002 ist reichlich, so daß die Kurse spürbar unter Druck geraten.

Fakten

  • In Südamerika dürfte erneut eine Rekordernte eingebracht worden sein. Inzwischen ist die Ernte in Argentinien und damit in ganz Südamerika beendet. Die Verschiffung der neuen Ernte läuft und steht in preislicher Konkurrenz zu der US-Ware. Für Argentinien belaufen sich die Ernteschätzungen mittlerweise auf 34 Mio. t (2001: 30 Mio. t). Nach Einschätzung des südamerikanischen Analysehauses S&M wurde die Ölsaatentenproduktion in Brasilien von 40 Mio. t in 2001 um 8 % auf 43,3 Mio. t gesteigert werden, eine Entwicklung die hauptsächlich auf die Anbauausdehnung bei Sojabohnen (2002: 41,7 Mio. t) zurückzuführen ist.
    Baisse-Signal

  • Es sieht so aus, als wenn China seine Import-Restriktionen hinsichtlich GM-Sojabohnen lockern würde (GM = genmanuipuliert). Hier könnte sich vor allem für US-GM-Sojabohnen, die zu erheblichen diplomatischen Konflikten zwischen den USA und China geführt hatten, wieder ein besserer Absatz eröffnen.
    Hausse-Signal

  • An der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA gehen die Kurse rauf und runter. Die wechselnden Wettermeldungen machen den Markt äußerst sensibel und nervös. Nachdem am 05.08.2002 über den Soja-Anbaugebieten der USA stärkere Niederschläge als erwarter fielen und die Wetteraussichten für die laufende Woche günstiger ausfallen, gaben die Kurse an den US-Märkten spürbar nach. Für einen dauerhaften Preisdruck benötigen die hitze- und trockenheitgestreßten US-Sojabestände jedoch flächendeckende, nachhaltige Niederschläge.

  • Die miese Stimmung an den US-Aktienmärkten läßt Anleger und Fondgesellschaften stärker an den hochrisikoreichen Warenterminmärkten investieren. Da folglich der Spekulatuionsanteil an Gesamtumsatz wächst, werden auch die Kursschwankungen an diesen Märkten größer.

Prognose
Die Lage am Sojamarkt bleibt weiterhin unsicher und ist von der Wetterentwicklung abhängig. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die eventuellen Ernteverluste in den USA durch die Rekordernten in Südamerika aufgewogen werden, so daß eine kleinere US-Ernte nur begrenzte Hausse-Auswirkungen haben dürfte.

Weitere Regenfälle in den USA im Laufe der Woche lassen einen ruckartigen Kursrückgang erwarten, der - so meine Einschätzung - für den Abschluß von Termingeschäften genutzt weden sollte.

Die günstigen Rapsschrotkurse und der wachsende Angebotsdruck machen den Zukauf prompter Ware bzw. späterer Termine jetzt interessant.

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13.05.2002   Soja: Beginn der Sommerflaute
07.09.2001   Niedrigere US-Sojaernte - höhere Rapspreise?
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