Erste Hausse-Signale für den Rapssaaten-Markt?
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 22.05.2002


Noch immer läuft das Geschäft mit Rapssaaten äußerst schwach. Die Kurse ziehen in den letzten Tagen an den Warenterminmärkten zwar langsam wieder an, insgesamt kann man jedoch noch keine durchgreifende Marktbelebung feststellen. Während die einen darauf spekulieren, daß die Kurse in absehbarer Zeit wieder nachgeben, hoffen die anderen auf eine weitere Preiserholung.

Das Angebot aus der 2001er Ernte ist stark rückläufig, so daß Angebot und Nachfrage recht ausgewogen sind.

Das schwache Preisniveau ist in erster Linie auf den Preisdruck am Markt für pflanzliche Öle zurückzuführen - und in diesem Bereich deutet sich eine Kursentspannung an.

Fakten

  • Rapssaaten verdanken ihren wochenlagen Preisrutsch in erheblichem Umfang der Baisse bei Rüböl, das in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 20 % nachgab. Die Grafik verdeutlicht die ausgeprägte Hausse, die die Kurse für pflanzliche Öle seit Anfang 2001 geprägt haben.



    In den letzten Tagen kam der Preisverfall bei pflanzlichen Ölen zum Stillstand, Zuletzt konnten die Kurse sogar deutlich anziehen. Auch Konkurrenzprodukte wie Palmöl sind derzeit preisstabil.
    Noch immer ruhen rund 65.000 t Rüböl in den Tanks in Rotterdam und warten auf Absatz, international wird jedoch mit einem kontinuierlichen Rückgang der Vorräte an pflanzlichen Ölen gerechnet. Bei Biodiesel hat sich die Nachfragesteigerung in Deutschland verlangsamt.
    Hausse-Signal.
  • Die politischen und wirtschaftlichen Querelen in Argentinen geben dem Markt neues Spekulationspotential. Streikende Landwirte und wegen aufgeschobener Steuerrückzahlungen wütende Exporteure bremsen das argentinische Exportgeschäft nachhaltig. Daher erwarten US-Händler bessere Chancen am internationalen Markt.
    Hausse-Signal.
  • In den USA verzögert sich sich dagehen die Aussaat von Mais, so daß eine Umwidmung von Mais- in Sojaflächen immer wahrscheinlicher wird.
    Baisse-Signal.
  • Der Kurs des US-Dollars befindet sich derzeit in einem anhaltenden Schwächetrend. Nachdem der US-Dollar in den 90er Jahren aufgrund der starken US-Konjunktur einen fast ungebremsten Höhenflug realisieren konnte, bringt das derzeit nicht absehbare Ende der US-Konjunkturkrise den US-Dollar in Schwierigkeiten.

     

    Auf Dollarbasis abgerechnete Importgüter wie z.B. Sojaschrot sind aus Sicht der Eurozone für den Käufer folglich preisgünstiger, während Exporte oder an internationalen Kursen orientierte Geschäfte für den Verkäufer weniger einbringen.
    Baisse-Signal.
  • Der Streit zwischen den USA und der VR China um GVO-Sojabohnen/-schrot ist trotz aller Gespräche noch nicht ausgeräumt. Unklar ist ob es zu einem Handelskrieg zwischen dem weltweit größten Soja-Exporteur und dem Importeur mit dem - in den letzten Jahren - größten Wachstumspotential kommen wird.
    Hausse-Signal.


  • Die Prognosen der verschiedenen Organisationen sind sich darüber einig, daß für die Ernte 2002 mit einer neuerlichen Steigerung bei der Rapsernte in Deutschland und der EU zu rechen ist. Auch international wird mit einer Steigerung der Ölsaatenproduktion gerechnet, die jedoch durch den weltweiten Bedarf ihren Absatz finden dürfte.
    Baisse-Signal.

     
    Rapssaaten
    Ölsaaten
    Deutschland
    EU-15
    Welt
    Anbau-
    fläche
    Mio. ha
    Ernte
    Mio. t
    Anbau-
    fläche
    Mio. ha
    Ernte
    Mio. t
    Ernte
    Mio. t
    2000/01
    1,23
    3,59
    3,03
    9,05
    313,4
    2001/02
    1,14
    4,16
    3,00
    8,89
    324,1
    2002/03 *)
    1,26
    4,42
    3,11
    9,77
    331,0
    *) Prognode
    Quelle: Coceral - April 2002; USDA - Mai 2002

Prognose
Nach meiner Meinung ist die Talsohle des Preisverfalls bei Rapssaaten erreicht. Solange der Absatz von pflanzlichen Ölen weltweit und von Raps-/Rübölen aus der EU in Drittstaaten flotter läuft, sollte einer Stabilisierung bzw. Preissteigerung bei Rapssaaten nichts im Wege stehen. Das Potential des Preisanstieges dürfte jedoch aufgrund der Produktionserwartungen in Deutschland, der EU und weltweit in erheblich engeren Grenzen liegen, als dies in den Vorjahren der Fall war.

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