Am 14.11.2001 hatte die Organisation Erdöl exportierender Staaten
(OPEC) beschlossen, die Förderung ab dem 01.01.2002 um 1,5 Mio.
Faß pro Tag zu drosseln. Dieser Beschluß wurde an die Bedingung
geknüpft, daß die nicht der OPEC angehörenden Förderstaaten ihrerseits
die Produktion um 500.000 Faß zurückfahren würden.
Und hier beginnt das Problem: Konnte die OPEC in den vergangenen
Jahren die anderen Erdöl-Staaten relativ problemlos in die Beschlüsse
der OPEC einbinden, so scheinen die Nicht-Opec-Staaten diesmal ihre
eigenen Interessen verfolgen zu wollen. Bei einigen Ölförderstaaten
ist sogar zu erwarten, daß sie eine Angebotslücke durch eine Erhöhung
der eigenen Produktion ausgleichen würden. Inzwischen scheinen Norwegen
und Rußland jedoch ebenfalls gewillt zu sein, einen zu drastischen
Preisverfall zu vermeiden.
Marktlage
Schnellten die Preise noch vor kurzen über den angepeilten sogenannten
Korbpreis von 23-28 US-Dollar, so spekulieren Analysten inzwischen
mit Rohölpreisen zwischen 10 und 15 US-$ je Faß. Die obere Grenze
wurde inzwischen zeitweise erreicht. Seitdem konnten sich die Kurse
wieder leicht erholen.
Auf abgeschwächtem Nievau bewegten sich die Endverbraucherpreise
für Heizöl, Diesel und Biodiesel. Die seit Monaten steigenden
Kurse für Rapsöl basieren u. a. auf dem hohen Bedarf
des Marktes im food- und non-food-Sektor (Biodiesel). Die Preisentwicklung
bei Biodiesel ist dagegen eng an die Preisentwicklung bei Diesel
gekoppelt.
Der Verbrauch auf der Nordhalbkugel ist der mit Abstand weltweit
höchste und konzentriert sich vor allem auf die Wintermonate.
Prognose
Nach meiner Meinung handelt es sich bei der Preiserholung der letzten
Tage lediglich um die Reaktion auf den drastischen Kurseinbruch
Anfang November. Dennoch erwarte ich in den nächsten Monaten einen
anhaltenden Preisrückgang am Rohölmarkt, der sich bis zu den Endverbraucherpreisen
fortsetzen dürfte. Zugleich dürfte sich Flüssiggas im Gefolge
der Heizölpreise ebenfalls verbilligen.
Ich begründe meine Einschätzung wie folgt:
- Die Wirtschaft durchläuft zur Zeit weltweit eine Rezession
und hat damit einen rückläufigen Energiebedarf.
- Die durch das nach dem 11.09.2001 eingebrochene Kundengeschäft
gebeutelten Fluglinien haben einen erheblich niedrigeren Treibstoffbedarf.
- Unerwartet hohe Bestandszahlen beim Rohöl und Heizöl bringen
den Markt vor dem Hintergrund der Situation der Weltwirtschaft
zusätzlich unter Druck.
- Der Kurs des US-Dollars konnte sich in den letzten Wochen
zwar wieder leicht festigen, dürfte jedoch in der nächsten Zeit
nicht das Potential zu einer Rally haben. Damit dürften sich
die auf Dollar-Basis abgerechneten Brennstoffe währungsbedingt
nicht verteuern.
Im Februar wird abschätzbar sein, wie hoch der Restbedarf für
den zu Ende gehenden Winter ist und wie hoch die Restbestände
sind. Ich erwarte, daß der Bestandsabbau deutlich kleiner als
in den Vorjahren ausfallen wird, so daß die Preise ab Februar/März
2002 weiter unter Preisdruck geraten werden.
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