Brennstoffpreise weiter auf Talfahrt

Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 22.11.2001

Am 14.11.2001 hatte die Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) beschlossen, die Förderung ab dem 01.01.2002 um 1,5 Mio. Faß pro Tag zu drosseln. Dieser Beschluß wurde an die Bedingung geknüpft, daß die nicht der OPEC angehörenden Förderstaaten ihrerseits die Produktion um 500.000 Faß zurückfahren würden.

Und hier beginnt das Problem: Konnte die OPEC in den vergangenen Jahren die anderen Erdöl-Staaten relativ problemlos in die Beschlüsse der OPEC einbinden, so scheinen die Nicht-Opec-Staaten diesmal ihre eigenen Interessen verfolgen zu wollen. Bei einigen Ölförderstaaten ist sogar zu erwarten, daß sie eine Angebotslücke durch eine Erhöhung der eigenen Produktion ausgleichen würden. Inzwischen scheinen Norwegen und Rußland jedoch ebenfalls gewillt zu sein, einen zu drastischen Preisverfall zu vermeiden.

Marktlage
Schnellten die Preise noch vor kurzen über den angepeilten sogenannten Korbpreis von 23-28 US-Dollar, so spekulieren Analysten inzwischen mit Rohölpreisen zwischen 10 und 15 US-$ je Faß. Die obere Grenze wurde inzwischen zeitweise erreicht. Seitdem konnten sich die Kurse wieder leicht erholen.

Auf abgeschwächtem Nievau bewegten sich die Endverbraucherpreise für Heizöl, Diesel und Biodiesel. Die seit Monaten steigenden Kurse für Rapsöl basieren u. a. auf dem hohen Bedarf des Marktes im food- und non-food-Sektor (Biodiesel). Die Preisentwicklung bei Biodiesel ist dagegen eng an die Preisentwicklung bei Diesel gekoppelt.

Der Verbrauch auf der Nordhalbkugel ist der mit Abstand weltweit höchste und konzentriert sich vor allem auf die Wintermonate.

Prognose
Nach meiner Meinung handelt es sich bei der Preiserholung der letzten Tage lediglich um die Reaktion auf den drastischen Kurseinbruch Anfang November. Dennoch erwarte ich in den nächsten Monaten einen anhaltenden Preisrückgang am Rohölmarkt, der sich bis zu den Endverbraucherpreisen fortsetzen dürfte. Zugleich dürfte sich Flüssiggas im Gefolge der Heizölpreise ebenfalls verbilligen.

Ich begründe meine Einschätzung wie folgt:

  • Die Wirtschaft durchläuft zur Zeit weltweit eine Rezession und hat damit einen rückläufigen Energiebedarf.

  • Die durch das nach dem 11.09.2001 eingebrochene Kundengeschäft gebeutelten Fluglinien haben einen erheblich niedrigeren Treibstoffbedarf.

  • Unerwartet hohe Bestandszahlen beim Rohöl und Heizöl bringen den Markt vor dem Hintergrund der Situation der Weltwirtschaft zusätzlich unter Druck.

  • Der Kurs des US-Dollars konnte sich in den letzten Wochen zwar wieder leicht festigen, dürfte jedoch in der nächsten Zeit nicht das Potential zu einer Rally haben. Damit dürften sich die auf Dollar-Basis abgerechneten Brennstoffe währungsbedingt nicht verteuern.

Im Februar wird abschätzbar sein, wie hoch der Restbedarf für den zu Ende gehenden Winter ist und wie hoch die Restbestände sind. Ich erwarte, daß der Bestandsabbau deutlich kleiner als in den Vorjahren ausfallen wird, so daß die Preise ab Februar/März 2002 weiter unter Preisdruck geraten werden.

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