Brennstoff-Diskussion zwischen Baisse und Hausse


Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.07.2001


In der Landwirtschaft steht die Frage des Brennstoffzukaufs nicht erst zur Herbst- und Winterzeit, sondern bereits jetzt zur Ernte an. Zu entscheiden bleibt nur, für welchen Zeitraum die Vorräte zugekauft werden sollen, um danach auf preisgünstigere Anschlußware zugreifen zu können. Somit stellt sich die Frage, wie sich die Märkte in den nächsten Monaten entwickeln werden.

Das meinen die Baissiers 1)
In den letzten Monaten wurden die Förderkapazitäten weiter ausgebaut, so daß sich inzwischen bereits wieder Bestände aufbauen konnten. Die Erdölförderung wirft mommentan noch gute Gewinne ab, so daß insbesondere Nicht-Opec-Staaten keinerlei Interesse haben dürften, den Ölhahn zuzudrehen. Nachdem die UN der Verlängerung des "Öl für Lebensmittel"-Programmes zugestimmt hat, ist in der zweiten Juli-Hälfte mit einem spürbar höheren Rohölangebot zu rechnen.

Auch die Produktionskapazitäten der mit hoher Auslastung laufenden Raffinerien wurden erheblich ausgebaut, so daß der Bestandsaufbau der Verarbeitungsprodukte sich beschleunigen wird. Die hohen Brennstoffppreise haben in den letzten Monaten zu einem wachsenden Einsatz alternativer Energien geführt, so das ein gebremstes Wachstum bei fossilen Energieträgern zu erwarten ist.

Das meinen die Haussiers 2)
Die OPEC hat keinerlei Interesse an sinkenden Rohölpreisen und wird ihre Instrumente zur Steuerung der Produktionsmengen voll nutzen. Wie zur Bestätigung dieser Einschätzung brachte die OPEC-Sitzung in der vergangenen Woche im Ergebnis unveränderte Fördermengen. Inzwischen haben die UN dem Antrag des Iraks auf eine fünfmonatige Verlängerung des "Öl für Lebensmittel"-Plans offiziell zugestimmt. Saudi-Arabien reagierte auf diese Entscheidung mit der Meldung, daß die Wiederaufnahme der Irak-Exporte evtl. eine Förderkürzung nötig machen könnte. Mit einer Preisdruck auslösenden Überproduktion ist daher nicht zu rechnen.

Prognose
Die Ferienzeit und die hohen Temperaturen lassen die Nachfrage augenblicklich sinken, so daß die Endverbraucherpreise in den letzten Wochen leicht rückläufig waren.

Bereits im September ist mit der wieder erwachenden Nachfrage ein leichter Preisanstieg zu erwarten. Der hohe Energiebedarf der Nordhalbkugel wird während der Einlagerungszeit für die Wintermonate den Preis stabilisieren, da hier nicht die Versorgung mit Rohöl, sondern die Verfügbarkeit der Verarbeitungsprodukte aus den - vor allem in den USA noch immer knappen - Raffineriekapazitäten den Preisrahmen bestimmen wird.

Im Februar wird abschätzbar sein, wie hoch der Restbedarf für den zu Ende gehenden Winter und wie hoch die Restbestände sind. Ich erwarte, daß der Bestandsabbau kleiner ausfallen wird als bisher erwartet, so daß die Preise ab Februar/März 2002 unter Preisdruck geraten werden.

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1) Baissier: erwartet rückläufige Kurse
2) Haussier: erwartet steigende Kurse

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