In der Landwirtschaft steht die Frage des Brennstoffzukaufs nicht
erst zur Herbst- und Winterzeit, sondern bereits jetzt zur Ernte
an. Zu entscheiden bleibt nur, für welchen Zeitraum die Vorräte
zugekauft werden sollen, um danach auf preisgünstigere Anschlußware
zugreifen zu können. Somit stellt sich die Frage, wie sich die Märkte
in den nächsten Monaten entwickeln werden.
Das meinen die Baissiers 1)
In den letzten Monaten wurden die Förderkapazitäten weiter ausgebaut,
so daß sich inzwischen bereits wieder Bestände aufbauen konnten.
Die Erdölförderung wirft mommentan noch gute Gewinne ab, so daß
insbesondere Nicht-Opec-Staaten keinerlei Interesse haben
dürften, den Ölhahn zuzudrehen. Nachdem die UN der Verlängerung
des "Öl für Lebensmittel"-Programmes zugestimmt hat, ist in der
zweiten Juli-Hälfte mit einem spürbar höheren Rohölangebot zu rechnen.
Auch die Produktionskapazitäten der mit hoher Auslastung laufenden
Raffinerien wurden erheblich ausgebaut, so daß der Bestandsaufbau
der Verarbeitungsprodukte sich beschleunigen wird. Die hohen Brennstoffppreise
haben in den letzten Monaten zu einem wachsenden Einsatz alternativer
Energien geführt, so das ein gebremstes Wachstum bei fossilen Energieträgern
zu erwarten ist.
Das meinen die Haussiers
2)
Die OPEC hat keinerlei Interesse an sinkenden Rohölpreisen
und wird ihre Instrumente zur Steuerung der Produktionsmengen voll
nutzen. Wie zur Bestätigung dieser Einschätzung brachte die OPEC-Sitzung
in der vergangenen Woche im Ergebnis unveränderte Fördermengen.
Inzwischen haben die UN dem Antrag des Iraks auf eine fünfmonatige
Verlängerung des "Öl für Lebensmittel"-Plans offiziell zugestimmt.
Saudi-Arabien reagierte auf diese Entscheidung mit der Meldung,
daß die Wiederaufnahme der Irak-Exporte evtl. eine Förderkürzung
nötig machen könnte. Mit einer Preisdruck auslösenden Überproduktion
ist daher nicht zu rechnen.
Prognose
Die Ferienzeit und die hohen Temperaturen lassen die Nachfrage augenblicklich
sinken, so daß die Endverbraucherpreise in den letzten Wochen leicht
rückläufig waren.
Bereits im September ist mit der wieder erwachenden Nachfrage ein
leichter Preisanstieg zu erwarten. Der hohe Energiebedarf der Nordhalbkugel
wird während der Einlagerungszeit für die Wintermonate den Preis
stabilisieren, da hier nicht die Versorgung mit Rohöl, sondern die
Verfügbarkeit der Verarbeitungsprodukte aus den - vor allem in den
USA noch immer knappen - Raffineriekapazitäten den Preisrahmen bestimmen
wird.
Im Februar wird abschätzbar sein, wie hoch der Restbedarf für den
zu Ende gehenden Winter und wie hoch die Restbestände sind. Ich
erwarte, daß der Bestandsabbau kleiner ausfallen wird als bisher
erwartet, so daß die Preise ab Februar/März 2002 unter Preisdruck
geraten werden.
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1) Baissier: erwartet rückläufige Kurse
2) Haussier: erwartet steigende Kurse
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