Zunächst war es die Meldung über ein BSE-infiziertes Rind in
Norddeutschland und ein BSE-positiv getestetes Exportrind aus Deutschland.
Am 27.11.2000 gewann die BSE-Problematik durch die Meldung der Einmischung
von Tiermehl in Rinderfutter bei einer norddeutschen Futtermittelfirma
dann eine neue Dimension.
Nachfolgend sollen nicht die Auswirkungen der BSE-Krise auf die seit
Jahren leidgeprüften Rinderhalter diskutiert werden, sondern die
Auswirkungen auf die Getreide- und Ölsaatenmärkte.
Fakten
- Nach Frankreich und Italien ist auch in Deutschland in Kürze ein generelles
Fütterungsverbot von Tiermehl geplant. Die Brisanz des Themas und die
Bedenken vor des Ausbreitung der BSE-Krankheit lassen erwarten, daß
weitere EU-Staaten sich der Verbannung von Tier-/Blutmehl aus der Tierfütterung
anschließen werden.
Analysten gehen bei einem EU-weiten Tier-/Blutmehl-Verbot von einem
Substitutionsbedarf bei Proteinträgern in Höhe eines Sojaäquivalentes
von 4,5 bis 5,0 Mio. Tonnen aus.
in
Mio.
Tonnen
|
Sojabohnen-
Produktion
USA
|
Sojabohnen-
Endbestände
USA
|
Sojabohnen-
Import EU
|
Sojaschrot-
Import EU
|
1998/1999 |
74,60
|
9,48
|
16,77
|
19,95
|
1999/2000 |
72,22
|
7,83
|
15,75
|
19,77
|
2000/2001 |
75,58
|
9,54
|
15,74
|
19,54
|
|
Quelle: USDA, Prognose vom 09.11.2000; *) EU-Ministerrat |
Zur Schließung der Versorgungslücke an Proteinträgern
dürfte zunächst die in der EU verfügbaren Ölschrote,
darunter Rapsschrot eingesetzt werden. Der darüber hinausgehende
Bedarf dürfte in diesem Jahr nur zu einem erheblich Teil über
zusätzliche Sojaimporte zu decken sein. Sollte sich der kalkulatorische
Mehrbedarf bestätigen, so ist mit einem starken Abbau der US-Endbestände
zu rechnen.
- Die Fischmehl-Produktion in Peru im Zeitraum Januar bis October soll
mit 1,7 Mio. t rund 50 % über der des Vorhares liegen.
Auch die Fischmehlexporte konnten in den ersten zehn Monaten dieses
Jahres auf 2,0 Mio. t (Vj. 1,2) gesteigert werden. Im
Oktober war die Exportsteigerung auf 170.000 t (Okt Vj.: 20.000)
am höchsten.
- Für Australien rechnen Analysten jetzt mit mit einem noch höheren
Ernterückgang bei Weizen als zunächst erwartet gerechnet.
Das US-Landwirtschaftsministerium hatte am 09.11.2000 noch mit einem
Rückgang auf 20 Mio. t gerechnet (1999/00: 24,1,
1998/99: 22,1 Mio. t). Heftige Regenfalääle
haben darüber hinaus in einigen Landesteilen zuerheblichen Ausfällen
bei den Rapsbeständen geführt.
- Nach der Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums vom 09.11.2000
wird - wie erwartet - die weltweite Weizenproduktion
zum dritten Mal in Folge unter dem Verbrauch liegen. Der damit
verbundene Rückgang der Endbestände und die Konsequenzen
wurde zuletzt in dem Artikel "Weizen
könnte knapp werden" vom 22.11.2000 beschrieben.
- In der EU ist der Handel mit Weizen nach wie vor relativ gering, da
die Verarbeiter aus der Ernte heraus noch gut versorgt und damit nicht
bereit sind, auf die anstehenden Preiserhöhungen einzugehen. Der
Export in Drittländer läuft jedoch nach wie vor zügig,
so daß der insgesamt positive Markttrend anhält. Erste - wenn
auch noch bescheidene - Preissteigerungen sind jetzt auch auf Erzeugerebene
zu verzeichnen. Nach Frankreich und Italien ist auch in Deutschland
in Kürze ein generelles Fütterungsverbot von Tiermehl geplant. Wenn
der Bundesrat dem Gesetzentwurf wie geplant am 01.12.2000 zustimmt,
würde das Gesezt am 02.12.2000 in Kraft treten. Vorprogrammiert
durch die BSE-Krise ist auch hier ein höherer Bedarf.
Prognose
Über die in den Marktanalysen "Raps:
Hoher Bedarf schafft feste Preise" vom 14.11.2000 und "Weizen
könnte knapp werden" vom 22.11.2000 beschriebenen
hausseträchtigen Fakten hinaus, wird die BSE-Krise zu einem
höheren Bedarf an Futtergetreide und an Proteinträgern
in der EU führen. Damit verbunden ist einerseits ein höherer
Bedarf im Binnenmarkt und andererseits eine höhere Nachfrage
an den Weltmärkten, die auf die neue Lage bereits mit weiteren
Preissteigerungen reagiert haben.
Die Preise dürften somit im Binnenmarkt aufgrund der Auswirkungen
durch die BSE-Krise und am internationalen Markt aufgrund der mehrfach
beschriebenen hausseträchtigen Faktoren anziehen.
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