Am 09.11.2000 schrieb HEMIS im Internet: "... Sowie sich der Weizenmarkt
auf der Nordhalbkugel aus der Umklammerung der Erntebaisse befreit hat,
dürften die Kurse spürbar anziehen. Aus heutiger Sicht ist das nächste
saisonale Hoch Mitte bis Ende November zu erwarten, könnte sich jedoch
auch noch in den Dezember hinein erstrecken. ... In Deutschland sollte
daher die Nachfrage nach Backweizen in den Exporthäfen und den hierzu
frachtgünstig gelegenen Regionen weiterhin rege bleiben. Bei abfließender
Ware ist zu erwarten, daß die Kurse davon auch spürbar profitieren. Nach
meiner Einschätzung sollten Verkäufe bis zur zweiten Novemberhälfte hinausgezögert
werden. ...".
Marktlage
Diese Einschätzung scheint sich zu bestätigen. Angebot und Nachfrage bei
Weizen bewegen sich zwar immer noch auf niedrigem Niveau, das flott laufende
Exportgeschäft und die damit zügig an den Wasserplätzen abfließende Ware
sorgen jedoch für eine positive Grundstimmung. Nachfrage kommt momentan
vor allem aus den nordafrikanischen Ländern. Sogar bei E-Weizen wächst
die Nachfrage der inländischen Verarbeiter wie auch der Getreidemühlen
in den Benelux-Ländern und Italien.
Fakten
- Das USDA und der IGC haben ihre Produktionsschätzung nochmals zurückgenommen.
Die weltweiten Weizenbestände zum Ende des Wirtschaftsjahres 2000/01
werden um rund 13 bzw. 15 % niedriger als im Vorjahr ausfallen, so
daß eine knappe Marktversorgung zu erwarten ist. Da der Verbrauch
zwischenzeitlich die Produktion übersteigt, werden die rechnerischen
Endbestände aus alten Zeiten langsam aufgezehrt.
|
Produktion
Mio. t
|
Angebot
Mio. t
|
Verbrauch
Mio. t
|
Endbestände
Mio. t
|
1995/96
|
537,53
|
655,92
|
550,49
|
105,43
|
1996/97
|
583,29
|
689,15
|
577,88
|
111,27
|
1997/98
|
609,33
|
724,37
|
585,15
|
139,21
|
1998/99
|
519,06
|
635,32
|
553,13
|
110,56
|
1999/00
|
523,77
|
631,75
|
560,17
|
101,24
|
2000/01
|
519,35
|
618,01
|
561,24
|
86,71
|
Quelle: USDA - Prognose vom 09.11.2000 |
Besonders in den USA und in China wird sich die Weizenerzeugung verringern,
so daß die globale Welterzeugung um 5 Mio. t auf 579 Mio. t verringert
wurde. Der Verbrauch dagegen wird um etwa die gleiche Menge auf 597 Mio. t
zunehmen, so daß Weizen zukünftig knapp werden könnte. Die Endbestände
erreichen zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres ein nach Meinung
von Händlern durchaus kritisches Niveau.
- Bisher liegt die EU mit ihren Ausfuhren weit hinter dem Volumen
des Vorjahres zurück. Der Export von deutschem und französischem
Weizen in Drittländer läuft inzwischen zum Glück etwas flotter,
trotz Null-Ausfuhrstattung der EU-Kommission. Für deutschen Backweizen
zeigen sich die nordafrikanischen Länder kaufinteressiert. Zu den
Ländern mit Importbedarf zählen auch die Staaten der ehemaligen
Sowjetunion. Die unerwarteten Mehreinnahmen aus dem Rohölgeschäft
sorgen für eine zusätzliche Liquidität, die sich bereits
im der starken Nachfrage nach EU-Schweinefleisch niedergeschlagen
hat. Theoretisch ist daher zu erwarten, daß auch in diese Richtung
mehr Weizen als bisher erwartet aus der EU abfließen könnte.
- Die regenbedingten Aussaatverzögerungen in den USA verunsichern
den Markt und stützen die Preisentwicklung zusätzlich.
- Weitere Fakten, die - um Wiederholungen zu vermeiden -
nicht nochmals dargestellt werden, die jedoch in dem Beitrag "Weizen:
Dornröschenschlaf bals beendet?" vom 09.11.2000 nachgeschlagen
werden können.
Prognose
Auf dem internationalen Pakett geht man aufgrund der neuen statistischen
Daten davon aus, daß die Versorgungslage mit Weizen - insbesondere
mit backfähigen Qualitäten - schlechter als in den Vorjahren
sein wird. Für das Exportgebiet EU ist diese Entwicklung eine glückliche
Fügung, da die Exportaussichten bei steigenden Weltmarktpreisen
zunehmend verbessern. Das heißt, daß bei weiter flottem
Drittlandsexport die Ventilwirkung für das hohe EU-Angebot so stark
sein dürfte, daß die Preise bis Anfang Dezember in Bewegung kommen.
In der nächsten Zeit sollte die weitere Marktentwicklung sorgfältig
beobachtet werden, falls für die Ware noch in diesem Jahr ein günstiger
Verkaufszeitpunkt gesucht wird. Basierend auf den internationalen Daten
ist im April 2001 mit einem weiteren Preishoch zu rechnen.
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