N-Düngung: Tiefer Griff in's Portemonnaie


S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 06.11.2000


"Wo bitte gibt's noch preisgünstigen Stickstiffdünger?" Diese Frage beschäftigt zur Zeit viele Landwirte, die befürchten müssen, für die Düngungsmaßnahmen im nächsten Frühjahr kräftig zur Kasse gebeten zu werden.

HEMIS scheint mit den Empfehlungen vom 08.08. und 15.08.2000 richtig gelegen zu haben: "Die international hohen Düngerpreise lassen auch bei uns eine weiterhin feste Preistendenz erwarten. ... Jetzt Angebote für N-Komponenten einholen und bei guten Preisen kaufen."

Marktlage
Die Preise haben im Vergleich zum Herbst letzten Jahres um rund 80% angezogen. Der Preisanstieg wird nur bedingt durch einen Mangel bei der Versorgung hervorgerufen, denn auch wenn das Angebot als knapp zu bezeichnen ist, dürfte die Produktion für den Bedarf im Frühjahr ausreichen. Dabei können sich die deutschen Landwirte noch freuen, denn ihre EU-Kollegen in Frankreich und Großbritannien müssen noch erheblich tiefer in die Tasche greifen.

Fakten

  1. Die Industrie in Westeuropa hat innerhalb eines Jahres rund 10 % ihrer Produktionskapazitäten stillgelegt, das bedeutet eine Minderproduktion in Höhe von 4,5 Mio. t Stickstoffdünger (ca. 1,2 Mio. t N). Hintergrund dieser Entwicklung ist der jahrelange Preisrückgang am Düngemittelmarkt und die rückläufigen Gewinnaussichten für die Industrie.

  2. Der Dollar hat mit seinem Höhenflug sämtliche auf Dollarbasis abgerechneten Produkte stark verteuert. Das gilt im Hinblick auf den N-Düngerpreis vor allem für die Produkte Rohöl, Erdgas und Ammoniak. Die hohen Energiekosten verteuern die Herstellung der Einzelkomponenten und der Mischungen sowie den Transport erheblich.

  3. Die Nachfrage des Handels übersteigt zur Zeit das Angebot der Industrie. Betroffen sind nicht nur N-Dünger, sondern auch Mehrnährstoffdünger. Schwefelhaltige Dünger könnten sehr knapp werden. Teilweise nimmt die Industrie bis zum Jahresende keine neuen Aufträge mehr an. Bis zum Frühjahr dürfte sich die Lage jedoch wieder weitgehend entspannen.

  4. Die internationale Nachfrage nach N-Düngemitteln insbesondere nach AHL ist gestiegen. So mausern sich N-Düngemittel und ihre Basiskomponenten langsam auch zum Spekulationsobjekt an den internationalen Märkten.

Prognose
Bis zum Jahresende dürften die Preise für N- und Mehrnährstoffdünger sehr hoch bleiben. Danach ist eine Entspannung der Situation zu erwarten. Man sollte sich jedoch darauf einstellen, daß diese Entspannung nicht gleichermaßen für die Preise gilt, die wahrscheinlich nur leicht rückläufig sein werden. Ausschlaggebend wird der Kursverlauf des US-Dollars und die Entwicklung der Brennstoffpreise sein.

Viele Landwirte reagieren abwartend auf die Preisentwicklung und hoffen auf nachgebende Preise. Wer auf niedrigere Preise im nächsten Frühjahr spekuliert sollte sich bewußt sein, daß der Kauf nicht bis zur letzten Minute hinausgezögert werden kann, da bei guter Wetterlage der Bedarf sprunghaft ansteigt, die Preise in die Höhe treiben werden und kurzzeitig nicht ausreichend Ware verfügbar sein wird. Der Einkauf sollte in den nächsten 10 Wochen unter Dach und Fach bebracht werden.

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