Raps: Soja schafft Preisdruck
Vorkontrakte 2001 abschließen


Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 06.10.2000


Mit den allgemeinen Aussichten am Markt für Ölsaaten können die EU-Landwirte zur Zeit ganz zufrieden sein. Die auf Hochtouren laufende Ernte in den USA und die bisher befriedigenden Flächenerträge haben zwar den in der Erntezeit zu erwartenden Preisdruck am Sojamarkt eingeleitet ohne die günstigen Aussichten schmälern zu können.

Welt
In seiner Prognose vom 12.09.00 hat das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) seine Ernteerwartungen bei US-Sojabohnen seit der August-Prognose um 2,4 Mio. t auf 78,9 Mio. t (1999/00: 71,9, 1998/99: 74,6) zurückgeschraubt. Die Produktionseinbußen sind dabei auf die Trockenheit im westlichen und südlichen Soja-Anbaugürtel zurückzuführen. Bei einem gleichzeitig steigenden Verbauch werden die US-Endbestände daher weiter sinken.

Auch die weltweite Ölsaatenproduktion wird seitens des USDA mit 304,77 Mio. t (1999/00: 298,63, 1998/99: 294,13) jetzt niedriger eingeschätzt als vor einem Monat, so daß die Endbestände mit 28,9 Mio. t etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen dürften. Der Produktionsanstieg wird fast vollständig von der US-Rekordernte bei Sojabohnen getragen. Der Anteil der Sojabohnen an der Welterzeugung von Ölsaaten steigt damit 2000/01 um 2 % auf fast 55 %. Die Hauptanbauländer USA, Brasilien und Argentinien sind inzwischen mit 80 % an der Welterzeugung beteiligt.

Zugleich sorgt das weltweit wieder langsam in Fahrt kommende Wirtschaftswachstum für einen wachsenden Verbrauch. Wie der Branchendienst Branchendienstes "Oil World" in dieser Woche mitteilte, soll der Ölschrotverbrauch der neun wichtigsten Verbraucherländer in Asien 2000/01 auf 54,3 Mio t steigen (1999/2000: 51,3 Mio t). Die Steigerung in den neun Hauptverbraucherländern - darunter sind die VR China, Indonesien, Japan, Südkorea, Thailand, Malaysia, Philippinen, Taiwan und Vietnam - sei vor allem auf die Ausweitung der Viehhaltung zurückzuführen.

2000/01 benötige China 32,8 Mio t Ölschrot, 2,2 Mio. t mehr als im Jahr zuvor. Der Bedarf Thailands soll "Oil World" zufolge den Rekord von 3,32 (Vorjahr 3,14) Mio. t erreichen. Südkorea und Vietnam würden schätzungsweise 3,75 Mio. und 750.000 t benötigen. Thailand wird seinen Bedarf den Erwartungen zufolge durch eine Ausweitung der Importe von Ölsaaten, vor allem Sojabohnen, auf 1,25 Mio. t decken. Südkorea dagegen werde versuchen, seinen steigenden Ölschrotbedarf durch eine erheblich höhere inländische Erzeugung zu decken.

Nachteilig wirkt sich zur Zeit der nachgebende Palmölkurs auf den Absatz von EU-Rapsöl am Weltmarkt aus. Der deutliche Abwärtstrend bei Palmöl werden auf die weiterhin überreichlichen Bestände bei mangelnder Nachfrage zurückgeführt. Derzeit liegen rund 1,3 Mio. t Palmöl auf Lager. Trotz höherer Exporte reichen die Ausfuhren nicht aus, um die Bestände zu senken, während die Produktion weiter steigt. Zudem wird befürchtet, daß Indien, der größte Importeur von malaysischem Palmöl, seinen Bezug in Kürze einschränken wird.

EU
Die Rapsernte in der EU lag mit 3,4 Mio. t weit hinter der Produktion von 4,3 Mio. t im Vorjahr. Die Gründe: 1) Die Anbauflächen wurden um fast 10 % auf 1,08 Mio. ha (Vj 1,2) zurückgefahren. 2) Die Erträge lagen im EU-Durchschnitt mit 31,5 dt/ha weit unter den 35,8 dt/ha des Vorjahres. In Deutschland fiel die Ernte mit 3,586 Mio. t (Vj 4,3) nun doch etwas größer aus als zunächst erwartet.

Die Raps-Notierungen an den Warenterminbörsen in der EU konnten sich nach einer leichten Schwäche am 04.10.00 bereits am Folgetag wieder erholen. Sie scheinen sich mit insgesamt wieder besseren Aussichten in das Wochenende verabschieden zu wollen.

Die Erzeuger lassen sich am Kassamarkt ebenfalls nicht zu übereilten Käufen hinreißen. Man wartet die Preisentwicklung ab. Zwar sind die Ölmühlen nicht gerade üppig eingedeckt, dennoch will man sich nicht auf höhere Preise einlassen.

Prognose
Der amerikanische Bericht zum Zustand der Feldkulturen läßt darauf schließen, daß - wie HEMIS in den letzten Monaten mehrfach pronostizierte - die hohe Erntemenge zu deutlichen Kursverlusten führen wird. Am 12.09.00 hieß es: " Hinzu kommt, daß die US-Farmer im Zeitraum Oktober bis November normalerweise 30 % ihrer Ernte verkaufen. Die Nachfrage liegt in dieser Zeit in der Regel unter dem Angebot. Das bedeutet, daß ab bereits in der zweiten Septemberhälfte ein starker Preisdruck auf den Markt zukommen könnte."

An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert. Die internationale Nachfrage und hier besonders der Importbedarf Chinas wird ausschlaggebend für die Kursentwicklung bei Sojabohnen und im Gefolge bei Raps sein.

Die Entwicklung der Preise in der EU für food- und non-food-Raps läßt erwarten daß die Anbauflächen zur nächsten Ernte sogar leicht ausgedehnt worden sind. Sie sollten sich jetzt unbedingt um Vorkontrakte zur nächsten Ernte kümmern. Bei guten Geboten, die zuletzt für food-Raps bei 39,00-40,00 DM/dt frei Lager und für non-food-Raps bei 37,00-38,00 DM/dt lagen, sollte man nicht lange zögern, zumal die Preisentwicklung der Welt-Rekordernte von der konjunkturellen Entwicklung der Importländer abhängt. Der Spekulationsspielraum nach oben dürfte geringer ausfallen als in den Vorjahren.

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