Mit den allgemeinen Aussichten am Markt für Ölsaaten können die EU-Landwirte
zur Zeit ganz zufrieden sein. Die auf Hochtouren laufende Ernte in den
USA und die bisher befriedigenden Flächenerträge haben zwar den in der
Erntezeit zu erwartenden Preisdruck am Sojamarkt eingeleitet ohne die
günstigen Aussichten schmälern zu können.
Welt
In seiner Prognose vom 12.09.00 hat das US-Landwirtschaftsministerium
(USDA) seine Ernteerwartungen bei US-Sojabohnen seit der August-Prognose
um 2,4 Mio. t auf 78,9 Mio. t (1999/00: 71,9, 1998/99: 74,6) zurückgeschraubt.
Die Produktionseinbußen sind dabei auf die Trockenheit im westlichen und
südlichen Soja-Anbaugürtel zurückzuführen. Bei einem gleichzeitig steigenden
Verbauch werden die US-Endbestände daher weiter sinken.
Auch die weltweite Ölsaatenproduktion wird seitens des USDA mit 304,77
Mio. t (1999/00: 298,63, 1998/99: 294,13) jetzt niedriger eingeschätzt
als vor einem Monat, so daß die Endbestände mit 28,9 Mio. t etwa auf dem
Niveau des Vorjahres liegen dürften. Der Produktionsanstieg wird fast
vollständig von der US-Rekordernte bei Sojabohnen getragen. Der Anteil
der Sojabohnen an der Welterzeugung von Ölsaaten steigt damit 2000/01
um 2 % auf fast 55 %. Die Hauptanbauländer USA, Brasilien und Argentinien
sind inzwischen mit 80 % an der Welterzeugung beteiligt.
Zugleich sorgt das weltweit wieder langsam in Fahrt kommende Wirtschaftswachstum
für einen wachsenden Verbrauch. Wie der Branchendienst Branchendienstes
"Oil World" in dieser Woche mitteilte, soll der Ölschrotverbrauch der
neun wichtigsten Verbraucherländer in Asien 2000/01 auf 54,3 Mio t steigen
(1999/2000: 51,3 Mio t). Die Steigerung in den neun Hauptverbraucherländern
- darunter sind die VR China, Indonesien, Japan, Südkorea, Thailand, Malaysia,
Philippinen, Taiwan und Vietnam - sei vor allem auf die Ausweitung der
Viehhaltung zurückzuführen.
2000/01 benötige China 32,8 Mio t Ölschrot, 2,2 Mio. t mehr als im Jahr
zuvor. Der Bedarf Thailands soll "Oil World" zufolge den Rekord von 3,32
(Vorjahr 3,14) Mio. t erreichen. Südkorea und Vietnam würden schätzungsweise
3,75 Mio. und 750.000 t benötigen. Thailand wird seinen Bedarf den Erwartungen
zufolge durch eine Ausweitung der Importe von Ölsaaten, vor allem Sojabohnen,
auf 1,25 Mio. t decken. Südkorea dagegen werde versuchen, seinen steigenden
Ölschrotbedarf durch eine erheblich höhere inländische Erzeugung zu decken.
Nachteilig wirkt sich zur Zeit der nachgebende Palmölkurs auf den Absatz
von EU-Rapsöl am Weltmarkt aus. Der deutliche Abwärtstrend bei Palmöl
werden auf die weiterhin überreichlichen Bestände bei mangelnder Nachfrage
zurückgeführt. Derzeit liegen rund 1,3 Mio. t Palmöl auf Lager. Trotz
höherer Exporte reichen die Ausfuhren nicht aus, um die Bestände zu senken,
während die Produktion weiter steigt. Zudem wird befürchtet, daß Indien,
der größte Importeur von malaysischem Palmöl, seinen Bezug in Kürze einschränken
wird.
EU
Die Rapsernte in der EU lag mit 3,4 Mio. t weit hinter der Produktion
von 4,3 Mio. t im Vorjahr. Die Gründe: 1) Die Anbauflächen wurden um fast
10 % auf 1,08 Mio. ha (Vj 1,2) zurückgefahren. 2) Die Erträge lagen im
EU-Durchschnitt mit 31,5 dt/ha weit unter den 35,8 dt/ha des Vorjahres.
In Deutschland fiel die Ernte mit 3,586 Mio. t (Vj 4,3) nun doch
etwas größer aus als zunächst erwartet.
Die Raps-Notierungen an den Warenterminbörsen in der EU konnten sich
nach einer leichten Schwäche am 04.10.00 bereits am Folgetag wieder erholen.
Sie scheinen sich mit insgesamt wieder besseren Aussichten in das Wochenende
verabschieden zu wollen.
Die Erzeuger lassen sich am Kassamarkt ebenfalls nicht zu übereilten
Käufen hinreißen. Man wartet die Preisentwicklung ab. Zwar sind die Ölmühlen
nicht gerade üppig eingedeckt, dennoch will man sich nicht auf höhere
Preise einlassen.
Prognose
Der amerikanische Bericht zum Zustand der Feldkulturen läßt darauf schließen,
daß - wie HEMIS in den letzten Monaten mehrfach pronostizierte -
die hohe Erntemenge zu deutlichen Kursverlusten führen wird. Am 12.09.00
hieß es: " Hinzu kommt, daß die US-Farmer im Zeitraum Oktober bis November
normalerweise 30 % ihrer Ernte verkaufen. Die Nachfrage liegt in dieser
Zeit in der Regel unter dem Angebot. Das bedeutet, daß ab bereits in der
zweiten Septemberhälfte ein starker Preisdruck auf den Markt zukommen
könnte."
An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert. Die internationale Nachfrage
und hier besonders der Importbedarf Chinas wird ausschlaggebend für die
Kursentwicklung bei Sojabohnen und im Gefolge bei Raps sein.
Die Entwicklung der Preise in der EU für food- und non-food-Raps läßt
erwarten daß die Anbauflächen zur nächsten Ernte sogar leicht ausgedehnt
worden sind. Sie sollten sich jetzt unbedingt um Vorkontrakte zur
nächsten Ernte kümmern. Bei guten Geboten, die zuletzt für food-Raps
bei 39,00-40,00 DM/dt frei Lager und für non-food-Raps bei 37,00-38,00 DM/dt
lagen, sollte man nicht lange zögern, zumal die Preisentwicklung der Welt-Rekordernte
von der konjunkturellen Entwicklung der Importländer abhängt. Der Spekulationsspielraum
nach oben dürfte geringer ausfallen als in den Vorjahren.
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