Seit Monaten wird mit einer Trendwende am Weizenmarkt gerechnet, doch
die Notierungen sackten auf immer neue zyklische Tiefpunkte ab. Obwohl
die statistische Situation auf eine zumindest latente Knappheit schließen
läßt, gaben die Kurse auf jahrelang nicht mehr gekannt Tiefpreise nach.
Inzwischen hat sich der Markt jedoch gedreht und die Kurse zeigen steil
nach oben. Ein Grund hierfür sind die durch Hitze und Trockenheit ungünstigen
Wachstumsbedingungen im Mittleren Westen der USA. Dürre und Überschwemmungen
haben zudem in diesem Jahr in etlichen Ländern zu gravierenden Ernteausfällen
geführt, so daß von einem wachsenden Importbedarf zu rechnen ist.
Das Interesse von Händlern und Analysten richtet sich daher verstärkt
auf die zu erwartenden Anbauflächen für Wintergetreide zur Ernte 2001.
Die niedrigen Erzeugerpreise der letzten Monate haben die Landwirte weltweit
kaum angeregt, den Anbau auszuweiten. Eine Ausdehnung der Aussaatflächen
ist daher vermutlich nicht zu erwarten, so daß unter Umständen mit einem
weiteren Jahr zu rechnen ist, in dem die Erntemengen unter dem Bedarf
liegen und die Endbestände weiter sinken. Noch fehlen fundierte Daten,
um ein klares Bild zu zeichnen, die nächsten Wochen könnten die genannten
Vermutungen jedoch bereits untermauern.
Marktlage in der EU
In der EU konnten sich die Kurse noch
nicht so deutlich nach oben entwickeln. Erst in den letzten Tagen deutet
sich auch hier eine Trendwende am Markt an. Trotz der auch in diesem Jahr
hohen Weizenernte in Europa ist das Backweizenangebot niedriger, da die
Qualität häufig nicht befriedigt. Auffällig ist die schwache Fallzahl,
die bei ca. 30 % der Ernte unter dem Börsenkriterium von 220 Sekunden
bleiben dürfte.
Folge: In Deutschland, dem Land der hohen Qualitäten, fällt mehr Futterweizen
an und das Kriterium der Fallzahl wird höher bewertet. Die Mühlen haben
sich aus der Ernte eingedeckt, signalisieren jedoch bereits Anschlußbedarf.
Die Partien werden qualitativ stärker als in den Vorjahren differenziert.
Prognose
Es ist zu erwarten, daß sich die Weltmarktpreise für Backqualitäten auch
in den nächsten Wochen weiterhin positiv entwickeln. Auch in der EU dürfte
die Wende geschafft sein, so daß in der nächsten Zeit Preissteigerungen
zu erwarten sind. Diese Annahme basiert auf folgenden Einschätzungen:
- Die Anfangsversorgung der Mühlen aus der Ernte scheint recht knapp
zu sein, so daß ein höherer Anschlußbedarf zu erwarten ist.
- Noch herrscht Unsicherheit über die Menge und Qualität der neuen
Ernte.
- Der hohe Umrechnungskurs des US-Dollars bietet günstige Exportaussichten.
- Für die USA bieten die Vorhersagen für die durch Trockenheit betroffenen
Gebieten zur Zeit keine Hoffnung auf Entspannung.
- Der weltweite Bedarf aus der Ernte 2000 dürfte das Angebot übersteigen
und zu sinkenden Endbeständen führen.
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