Gute Aussichten am Weizenmarkt


Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 07.09.2000


Seit Monaten wird mit einer Trendwende am Weizenmarkt gerechnet, doch die Notierungen sackten auf immer neue zyklische Tiefpunkte ab. Obwohl die statistische Situation auf eine zumindest latente Knappheit schließen läßt, gaben die Kurse auf jahrelang nicht mehr gekannt Tiefpreise nach. Inzwischen hat sich der Markt jedoch gedreht und die Kurse zeigen steil nach oben. Ein Grund hierfür sind die durch Hitze und Trockenheit ungünstigen Wachstumsbedingungen im Mittleren Westen der USA. Dürre und Überschwemmungen haben zudem in diesem Jahr in etlichen Ländern zu gravierenden Ernteausfällen geführt, so daß von einem wachsenden Importbedarf zu rechnen ist.

Das Interesse von Händlern und Analysten richtet sich daher verstärkt auf die zu erwartenden Anbauflächen für Wintergetreide zur Ernte 2001. Die niedrigen Erzeugerpreise der letzten Monate haben die Landwirte weltweit kaum angeregt, den Anbau auszuweiten. Eine Ausdehnung der Aussaatflächen ist daher vermutlich nicht zu erwarten, so daß unter Umständen mit einem weiteren Jahr zu rechnen ist, in dem die Erntemengen unter dem Bedarf liegen und die Endbestände weiter sinken. Noch fehlen fundierte Daten, um ein klares Bild zu zeichnen, die nächsten Wochen könnten die genannten Vermutungen jedoch bereits untermauern.

Marktlage in der EU
In der EU konnten sich die Kurse noch nicht so deutlich nach oben entwickeln. Erst in den letzten Tagen deutet sich auch hier eine Trendwende am Markt an. Trotz der auch in diesem Jahr hohen Weizenernte in Europa ist das Backweizenangebot niedriger, da die Qualität häufig nicht befriedigt. Auffällig ist die schwache Fallzahl, die bei ca. 30 % der Ernte unter dem Börsenkriterium von 220 Sekunden bleiben dürfte.

Folge: In Deutschland, dem Land der hohen Qualitäten, fällt mehr Futterweizen an und das Kriterium der Fallzahl wird höher bewertet. Die Mühlen haben sich aus der Ernte eingedeckt, signalisieren jedoch bereits Anschlußbedarf. Die Partien werden qualitativ stärker als in den Vorjahren differenziert.

Prognose
Es ist zu erwarten, daß sich die Weltmarktpreise für Backqualitäten auch in den nächsten Wochen weiterhin positiv entwickeln. Auch in der EU dürfte die Wende geschafft sein, so daß in der nächsten Zeit Preissteigerungen zu erwarten sind. Diese Annahme basiert auf folgenden Einschätzungen:

  • Die Anfangsversorgung der Mühlen aus der Ernte scheint recht knapp zu sein, so daß ein höherer Anschlußbedarf zu erwarten ist.
  • Noch herrscht Unsicherheit über die Menge und Qualität der neuen Ernte.
  • Der hohe Umrechnungskurs des US-Dollars bietet günstige Exportaussichten.
  • Für die USA bieten die Vorhersagen für die durch Trockenheit betroffenen Gebieten zur Zeit keine Hoffnung auf Entspannung.
  • Der weltweite Bedarf aus der Ernte 2000 dürfte das Angebot übersteigen und zu sinkenden Endbeständen führen.

Übersicht

 

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