Gerste: Regentief gefolgt von Preishoch

Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 03.08.2000


Am 01.08.2000 hat sich der Sommer (wohl nur vorübergehend) auf mäßigem Niveau zurückgemeldet. Die Prophezeiung der Wetterfrösche ließ die Landwirtschaft alle zur Ernte tauglichen Geräte in den Kampf um den Ertrag schicken. Tag und Nacht wurde in den letzten Tagen geerntet, doch nicht immer entsprach die Qualität den angestrebten Werten.

Feuchtegehalte zwischen 13,5 und 18 spiegeln die regional sehr unterschiedliche Niederschlagsverteilung wieder. So konnten zwar nicht alle Bestände trocken geerntet werden, wohl aber ließ sich ein weitere Qualitätsabfall bei den inzwischen kritischen Kulturen Gerste, Roggen und Triticale vermeiden.

Da inzwischen auch der Weizen in Hessen erste Qualitätseinbußen zeigt und eine weitere Regenfront im Anmarsch ist, wurde die Ernte dieser Kultur ebenfalls mit Volldampf vorangetrieben. Freie Mähdrescherkapazitäten sind so begehrt wie selten zuvor.

Marktlage
Wo Erntemengen anfallen wird natürlich auch nach den Preis gefragt. Dennoch scheinen Diskussionen über die Wetterlage mehr Zuspruch zu finden, als solche der Preisfindung dienlichen. Erhebliche Erntemengen bei Gerste entsprechen nicht den Interventionskriterien (hl-Gewichte, Gesundheit ...).

Die Weltmarktpreise für Gerste liegen nach wie vor etwa auf EU-Niveau oder leicht darüber. Es ist damit zu rechnen, das der internationale Bedarf trotz des hohen Anfalls an Futterroggen und Futterweizen hoch bleiben wird, da Hauptabnehmer wie die nordafrikanischen oder arabischen Staaten die Futtermischungen für die Veredlung nur ungern umstellen.

Die deutschen Interventionslagerhalter sind rührig um Ware bemüht, u.a. um die Lagergelder zu erlangen. Exporteure zeigen hohe Aufnahmebereitschft, ein weiterer Hinweis darauf, daß mit guten Exportaussichten gerechnet wird.

Prognose
Der berühmte "Ernteknick" bleibt weitestgehend aus. Die Preise dürften in den nächsten Wochen - insbesondere nach Beendigung der Ernte - weiter anziehen. Gute Ware sollte jetzt nicht verschleudert werden, wenn spätere Verkaufstermine bessere Erlöse verheißen.

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