Erntebeginn 2000 - Erste Preisinfos
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 27.06.2000

Für die Ernte 2000 ist der Startschuß mit dem Beginn des Gerstendrusches gefallen. Vor allem bei trockenheitsgeschädigten Beständen und in Frühdruschgebieten hat die Ernte zum Ende der letzten Woche begonnen. Der regional fehlende Niederschlag und das heiße Sommerwetter der letzten Wochen hat die Bestände erheblich schneller abreifen lassen als in Normaljahren.

Die Qualitäten und Erträge von trockenheitsgeschädigten Beständen fallen z. T. weit ab. Gut geführte Bestände versprechen dagegen gute und teilweise bessere Erträge als im Vorjahr. Die Feuchtegehalte liegen entsprechend der regional sehr unterschiedlichen Witterung der letzten Tage wie auch der unterschiedlichen Reifegrade der Bestände zwischen 9 und 15 %.

Preise 2000
Große Unsicherheit besteht immer noch hinsichtlich des Preisniveaus. Daher wurden bisher vorrangig Vorverträge beliefert. Die Preise konnten sich für Gerste bisher halten, d.h. dass die auf der Agenda 2000-basierten niedrigeren Interventionspreise am Markt noch keine Auswirkungen zeigen. Hier bestimmen die internationale und der EU-Ernte sowie die erwartete Weltmarktnachfrage das Preisniveau.

Die sehr weite Preisspanne liegt zwischen 18,50 und 21,50 DM/dt und zeigt, dass die Preisdiskussionen noch nicht zum Ende gekommen sind, da zwar mit guten Erträgen gerechnet wird, zugleich jedoch noch Unklarheit über die Höhe des zu erwartenden Angebotes besteht. Die Erzeuger streben ein der Ernte 1999 vergleichbares Niveau an.

HEMIS setzte sich am 30.05.00 ausführlich mit den regionalen und internationalen Rahmenbedingungen des Gerstenmarktes auseinander und zeigte die enge Verzahnung zwischen der Produktion in Deutschland und der EU sowie der Nachfrage am Weltmarkt auf.

Als problematisch ist daher zu beurteilen, dass die Gerstenernte beginnt, während die Notierungen am Weltmarkt stark unter Druck stehen. Ob die jüngste Ausschreibung Saudi-Arabiens über 50.000 t Gerste Impulse für eine Trendwende liefert, bleibt noch abzuwarten. Auch Iran wird als Käufer am Markt zurückerwartet. Noch hält der Schwächekurs an.

Die Grosshandelsabgabepreise für 2000er Gerste wurden z.B. am 20.06.00 an der Produktenbörse Hamburg auf 21,00 DM/dt ex Ernte festgesetzt, am 23.06.00 an der Produktenbörse Köln auf 20,50 DM/dt und am 26.06.00 an der Produktenbörse Mannheim auf 19,75-20,24 DM/dt.

  Tendenz
Das Preisniveau in der EU sieht z.Z. besser aus als erwartet. Die Preise sollten daher vor der Warenlieferung eindeutig ausgehandelt werden. Gute Ware kann dabei er-heblich besserer Kurse realisieren als abfallende Qualitäten.

Wenige Wochen vor der Ernte stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Preisniveau für die anderen neuerntigen Kulturen. Die Preise werden nach wie vor kontrovers diskutiert, da immer noch Unklarheit hinsichtlich des Angebotes aus der Ernte, zur Entwicklung des US-Dollarkurses sowie der Exportaussichten besteht.

Bei Raps, Braugerste und Erbsen bewegen sich die Preise deutlich über dem Niveau zur Erntezeit 1999, wobei zu berücksichtigen ist, dass dieses ausgesprochen niedrig lag. Raps konnte sich zuletzt wieder auf 32,00-34,00 DM/dt verbessern, da sich der weltweite Handel mit pflanzlichen Ölen belebt hat und infolge die Ölpreise leicht anzogen. Für Erbsen wurden vereinzelt 22,00 bis 24,50 DM/dt genannt. Bei Braugerste wirken sich der Anbaurückgang und die vielerorts aus der Trockenheit resultierenden schwachen Qualitäten stabilisierend auf die Preise aus. Genannt werden hier Preise zwischen die 26,00 und 27,00 DM/dt.

Erste Preisnennungen für Brotroggen über 18,50-20,00 DM/dt liegen teilweise auf Vorjahreshöhe.

Auch bei Weizen herrscht kurz vor der Ernte noch keine Klarheit über das Preisniveau. Bei B- und A-Weizen wurden vereinzelt Kurse zwischen 20,00 und 22,50 DM/dt genannt, für E-Weizen werden Aufschläge zwischen 1,50 und 2,00 DM/dt diskutiert.

Übersicht

 

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