Am Ölmarkt herrscht zur Zeit Konfusion. Wird Saudi-Arabien wie diskutiert
die Fördermenge erhöhen, und wenn, um wieviel Fass pro Tag? Angeblich
sollen auch Kuwait, Algerien und die VA Emirate über eine Fördererhöhung
nachdenken. Während sich der Glauben an eine bessere Marktversorgung und
der Zweifel, ob diese auch groß genug ausfallen wird, abwechseln, spielen
die Preise seit Tagen Jo-Jo. Nachdem Ende der letzten Woche auch Mexiko
meldete, seine Förderung zu erhöhen, gingen die Kurse für Heizöl kurzfristig
nach unten.
Fakten Die Förderquote der elf Opec-Mitglieder
(Opec: Organisation Erdöl exportierender Länder) wurde mit Wirkung
vom 01.07.2000 um 3 % bzw. um 708.000 Faß/Tag auf 25,4 Mio. Faß/Tag
erhöht (1 Faß [engl. Barrel] Rohöl = 159 L). Aufgrund der bereits
zuvor erfolgten Überlieferung der Förderquote bedeutet der Beschluß jedoch
nur eine reale Mehrproduktion von 162.000 Faß.
Analytiker beziffern das weltweite Versorgungsdefizit auf 1,5 Mio. Faß
täglich. Eine Anhebung der Produktion in Saudi-Arabien um 500.000 Faß
kann die Versorgungslücke somit keinesfalls stopfen. In den meisten anderen
Förderländern sind die Produktionskapazitäten weitestgehend ausgelastet,
so dass eine Ausdehnung der Förderung nur über einen Zeitraum von mehreren
Monaten möglich sein wird.
Marktlage Folgende Situationen sind
daher aus der jetzigen Sicht denkbar:
Die Fördermengen bleiben entsprechend der OPEC-Beschlüsse unverändert.
Folge: Bei ausbleibenden Produktionserhöhungen werden die Preise bald
deutlich nach oben korrigiert werden.
Die Fördermengen werden entsprechend der Ankündigung einzelner
Staaten ausgedehnt. Folge: Die Mehrförderung braucht mindestens 3 bis
4 Wochen, um eine Marktentlastung zu bewirken. Im Vorfeld kommt es
bereits zu leicht nachgebenden Preisen, da sich der Markt auf die erwartete
neue Versorgungssituation einstellt. Die Erhöhung der Produktion wird
aber auf gar keinen Fall so groß ausfallen, dass mit einer echten Trendwende
bei den Preisen zu rechnen ist, die sich auch dann weiterhin auf hohem,
wenn auch leicht ermäßigtem Niveau halten werden.
Eine Freigabe der strategischen Reserven der Staaten weltweit
ist vorerst nicht in Sicht, so dass eine Entlastung nur über eine Mehrproduktion
erfolgen kann.
In der vergangenen Woche wurde die magische Grenze von 30 US-Dollar/Faß
erneut getestet, ein Zeichen dafür, dass Händler an den Terminmärkten
mit einem weiteren Ansteigen der Kurse rechnen.
Auf der Nordhalbkugel wird nach der Hauptreisezeit der Verbrauch
ebenfalls nicht rückläufig sein, da dann die Einlagerung für die nächste
Heizphase beginnt. Sollte die Förderung nicht spürbar angehoben werden,
ist mit einem weiteren Abbau der Vorräte zu rechnen, so dass auch Versorgungsengpässe
ab diesem Herbst nicht ausgeschlossen sind.
Fazit Mit einer Entspannung der Versorgungssituation
oder gar mit einem die Nachfrage spürbar übersteigenden Angebot ist vorläufig
nicht zu rechnen. Daher sollte ein Zukauf jetzt erfolgen, da - falls die
Fördererhöhungen nicht ausreichend groß ausfallen - damit zu rechnen ist,
dass während der überall auf der Nordhalbkugel stattfindenden Urlaubs-
und Hauptreisezeit die Preise weiter anziehen werden. Bereits in der letzten
Woche hat der Markt mit enormen Preisausschlägen reagiert, so dass eine
umgehende Bevorratung erfolgen sollte.
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