Brennstoffe: Der nächste Winter kommt gewiß
Dipl. Ing. agr. S. Linker linker@kassel.hlrl.de Stand: 11.07.2000

Am Ölmarkt herrscht zur Zeit Konfusion. Wird Saudi-Arabien wie diskutiert die Fördermenge erhöhen, und wenn, um wieviel Fass pro Tag? Angeblich sollen auch Kuwait, Algerien und die VA Emirate über eine Fördererhöhung nachdenken. Während sich der Glauben an eine bessere Marktversorgung und der Zweifel, ob diese auch groß genug ausfallen wird, abwechseln, spielen die Preise seit Tagen Jo-Jo. Nachdem Ende der letzten Woche auch Mexiko meldete, seine Förderung zu erhöhen, gingen die Kurse für Heizöl kurzfristig nach unten.

Fakten  Die Förderquote der elf Opec-Mitglieder (Opec: Organisation Erdöl exportierender Länder) wurde mit Wirkung vom 01.07.2000 um 3 % bzw. um 708.000 Faß/Tag auf 25,4 Mio. Faß/Tag erhöht (1 Faß [engl. Barrel] Rohöl = 159 L). Aufgrund der bereits zuvor erfolgten Überlieferung der Förderquote bedeutet der Beschluß jedoch nur eine reale Mehrproduktion von 162.000 Faß.

Analytiker beziffern das weltweite Versorgungsdefizit auf 1,5 Mio. Faß täglich. Eine Anhebung der Produktion in Saudi-Arabien um 500.000 Faß kann die Versorgungslücke somit keinesfalls stopfen. In den meisten anderen Förderländern sind die Produktionskapazitäten weitestgehend ausgelastet, so dass eine Ausdehnung der Förderung nur über einen Zeitraum von mehreren Monaten möglich sein wird.

Marktlage  Folgende Situationen sind daher aus der jetzigen Sicht denkbar:

• Die Fördermengen bleiben entsprechend der OPEC-Beschlüsse unverändert. Folge: Bei ausbleibenden Produktionserhöhungen werden die Preise bald deutlich nach oben korrigiert werden.

• Die Fördermengen werden entsprechend der Ankündigung einzelner Staaten ausgedehnt. Folge: Die Mehrförderung braucht mindestens 3 bis 4 Wochen, um eine Marktentlastung zu bewirken. Im Vorfeld kommt es bereits zu leicht nachgebenden Preisen, da sich der Markt auf die erwartete neue Versorgungssituation einstellt. Die Erhöhung der Produktion wird aber auf gar keinen Fall so groß ausfallen, dass mit einer echten Trendwende bei den Preisen zu rechnen ist, die sich auch dann weiterhin auf hohem, wenn auch leicht ermäßigtem Niveau halten werden.

• Eine Freigabe der strategischen Reserven der Staaten weltweit ist vorerst nicht in Sicht, so dass eine Entlastung nur über eine Mehrproduktion erfolgen kann.

• In der vergangenen Woche wurde die magische Grenze von 30 US-Dollar/Faß erneut getestet, ein Zeichen dafür, dass Händler an den Terminmärkten mit einem weiteren Ansteigen der Kurse rechnen.

• Auf der Nordhalbkugel wird nach der Hauptreisezeit der Verbrauch ebenfalls nicht rückläufig sein, da dann die Einlagerung für die nächste Heizphase beginnt. Sollte die Förderung nicht spürbar angehoben werden, ist mit einem weiteren Abbau der Vorräte zu rechnen, so dass auch Versorgungsengpässe ab diesem Herbst nicht ausgeschlossen sind.

Fazit  Mit einer Entspannung der Versorgungssituation oder gar mit einem die Nachfrage spürbar übersteigenden Angebot ist vorläufig nicht zu rechnen. Daher sollte ein Zukauf jetzt erfolgen, da - falls die Fördererhöhungen nicht ausreichend groß ausfallen - damit zu rechnen ist, dass während der überall auf der Nordhalbkugel stattfindenden Urlaubs- und Hauptreisezeit die Preise weiter anziehen werden. Bereits in der letzten Woche hat der Markt mit enormen Preisausschlägen reagiert, so dass eine umgehende Bevorratung erfolgen sollte.

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