Soja: Erneut spekulativer Preisauftrieb


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.08.2014


Für die USA wird eine Super-Rekord-Ernte prognostiziert. Dennoch hat der Preistrend bei Soja inzwischen wieder nach oben gedreht.

 

Marktlage
Mit einem erneuten Preisanstieg reagierte die Sojakurse an der Warenterminbörse in Chicago auf die rege Exportnachfrage nach US-Sojabohnen und die lebhaften Zukäufe chinesische Importeure.

Im Jahr 2013 stiegen die Sojaimporte Chinas um 8,6 % zum Vorjahr auf 63,38 Mio.t Sojabohnen, darunter mehr als 50 % aus Brasilien und mehr als 33 % aus den USA.

In diesem Jahr haben die günstigeren Sojapreise den chinesischen Soja-Appetit steigen lassen und die Nachfrage Chinas nach Proteinfuttermitteln wieder angekurbelt. In seiner Juli-Prognose gingen die Analysten des US-Landwirtschaftsministeriums noch von einem chinesischen Importbedarf in Höhe von 73 Mio.t aus. Private Analysten erwarten sogar, daß die Sojaeinfuhr auf 78 Mio.t in der Saison 2014/15 steigen könnte. Der Importbedarf könnte dann bis zu 13 % höher als im Vorjahr liegen.


Sojabohnen haben sich erneut verteuert, obwohl bestes Wachstumswetter nicht nur für die USA, sondern weltweit eine neue Rekordernte erwarten läßt. In den USA wurden am 03.08.2014 rund 71 % der US-Soja-Feldbestände mit "gut" oder "sehr gut" bonitiert. Seitdem haben Regen und moderate Temperaturen die Wachstumsbedingungen verbessert und die Ernteerwartungen weiter steigen lassen.

Ende Juli hatte der Internationale Getreiderat (IGC) bereits seine Schätzung für die USA um 4,5 Mio.t angehoben und mit 103,4 Mio.t eine neue Rekordernte prognostiziert. Im Vergleich zum Vorjahr wird der Produktionsanstieg auf 13,9 Mio.t bzw. auf ein Plus von 15,5 % zum Vorjahr geschätzt.

Auch die globale Sojaproduktion 2014/15 hatte der IGC im Vergleich zum Vormonat um 4,2 Mio.t auf 304,1 Mio.t angehoben. Sollte diese Prognose zutreffen, würde die globale Sojaernte fast 22 Mio.t höher als 2013/14 ausfallen. Von einer knappen Versorgungslage kann keine Rede sein, denn die Ernte würde den globalen Bedarf um 15 Mio.t übersteigen.

Doch der IGC ging Ende Juli auch nur von einem chinesischen Importbedarf von 72 Mio.t aus. Sollte China seine Sojaeinfuhr deutlich steigern, würde die globale Soja-Bilanz enger ausfallen, als bisher erwartet. Allein in diesem Kalenderjahr hat China bereits 41,68 Mio.t Bohnen importiert und damit 20,14 % mehr als im Vorjahreszeitraum.

 

 

Prognose
Die Spekulation auf eine weiter steigende Nachfrage Chinas sorgt derzeit an den Börsen für Preisauftrieb. Die betrifft aber vor allem Geschäfte bis zum Beginn der Sojaernte in den USA ab Anfang September.

Die erwartete Rekordernte in den USA läßt für spätere Fälligkeiten nach meiner persönlichen Einschätzung jedoch keine Preis-Phantasien aufkommen. Ich gehe davon aus, daß sich der latente Preisdruck am Sojamarkt zunächst fortsetzt.

Allerdings könnte sich am Sojamarkt eine Trendwende nach oben schneller einstellen, als erwartet. Denn derzeit deutet sich an, daß nicht nur die Landwirte in Südamerika ihre Anbauplanung neu ausrichten. Nicht nur der Preisrutsch bei Soja dürfte viele Landwirte veranlassen, den Anbau zur nächsten Ernte einzuschränken oder zumindest die Anbauintensität zu reduzieren. Auch Fruchtfolgeanforderungen dürften, - nachdem die Anbaufläche in den letzten Jahren immer weiter ausgedehnt wurde -, eine weitere Produktionssteigerung zumindest begrenzen während die globale Nachfrage weiter steigen wird.

Nicht ausgeschlossen ist daher, daß der Beginn der südamerikanischen Soja-Aussaat ab Oktober wieder einen stabileren Aufwärtstrend bei den Preisen einleiten könnte.

 
 
 
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