Roggen: Im Aufwärtssog des Weizenmarktes


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 07.08.2014


Die Getreideernte in Deutschland ist auf die Zielgrade eingeschwenkt. Die Regenpausen haben die Qualitätssorgen bei Brotgetreide verschärft. Die steigende Nachfrage nach Qualitätsweizen signalisiert auch für hochwertigen Brotroggen die Trendwende.

 

Marktlage
Bereits seit Anfang 2013 hatten die Roggenpreise den Rückwärtsgang eingelegt - lediglich unterbrochen durch ein kurzes Zwischenhoch in diesem Frühjahr. Inzwischen sind die Erzeugerpreise bei Brotroggen am Kassamarkt auf nur noch 130 bis 165 Euro/t netto je nach Menge, Parität und Dringlichkeit des Kaufbedarfs abgerutscht. Das Preisniveau liegt damit auf dem niedrigsten Stand seit 9 Monaten.

Auch auf Großhandelsebene sind die Preise seit dem Erntestart regelrecht eingebrochen. An der Produktenbörse Mannheim wurden am Montag nur noch 159 bis 164 Euro/t netto für Ware mit Fallzahlen über 120 Sekunden notiert. An der Produktenbörse Hamburg sackten die Preise auf 149 Euro/t netto für prompte Lieferungen ab.


Bereits im Jahr 2013 verursachte die höchste Roggenernte seit über zehn Jahren einen Preiseinbruch. Auf Grund der attraktiven Marktbedingungen im Frühjahr 2012 (Brotroggen wurde besser bezahlt als Qualitätsweizen, größere Winterhärte) war die Anbauflächen deutlich ausgeweitet worden.

Auch im Jahr 2014 stehen die Roggenpreise seit Wochen unter Druck, - trotz der witterungsbedingt regional stark abgefallenen Qualitäten. Doch dieser Preisdruck war primär den abfallenden Weizenpreisen geschuldet. An der Produktenbörse Mannheim hat sich der Preisabstand zwischen 11,5er Brotweizen (FZ 220, HL 76) und Brotroggen (FZ 120) zuletzt auf 5,50 Euro/t verringert. Vor einem Jahr betrug der Preisabstand noch 37 Euro/t.


Abzuwarten bleibt, mit welchen Qualitäten die restlichen Roggenbestände in den großen Roggenanbauregionen geerntet werden können. Mit knapp 130.000 ha befinden sich in Niedersachsen in diesem Jahr rund 20 % des deutschen Roggenanbaus. Nur noch in Brandenburg mit über 200.000 ha ist die Roggenanbaufläche größer.

Vor allem im südlichen Niedersachsen stehen noch restliche Roggenbestände auf dem Halm. Hier haben in den letzten Wochen immer wieder einsetzende Regenschauer die Ernte behindert. Hier wird inzwischen sogar mit Ernteausfällen in größerem Umfang gerechnet. In den nördlichen Regionen ist die Roggenernte inzwischen mit Fallzahlen meist über 120 Sekunden weitgehend beendet. In Brandenburg konnte trotz abfallender Fallzahlen noch ausreichend Roggens in Backqualität geerntet werden.

 

 

Prognose
Vor allem die Qualitätsprobleme bei Weizen haben nicht nur den Weizen-, sondern zuletzt auch den Roggenpreisen leichten Auftrieb gegeben. Trotz guter Erträge sind die Mühlen und Exportunternehmen seit Ende Juli verstärkt am Markt, da quer durch Europa nicht nur die Proteingehalte beim Weizen unbefriedigend sind, sondern auch die Fallzahlen enttäuschen.

Der Sogrichtung des Weizenmarktes folgend, können sich inzwischen auch die Brotroggen-Preise stabilisieren. Nach meiner persönlichen Einschätzung wird die preisliche Koppelung des Brotroggens an die Marktvorgaben des Weizenmarktes in diesem Jahr noch enger ausfallen als in der Vergangenheit. Damit dürften die Brotroggenpreise jetzt die Talsohle durchlaufen haben und vor allem hochwertige Backqualitäten in einen Erholungstrend einschwenken.

Dagegen dürfte das hohe Angebot an Futtergetreide weiter für Preisdruck bei Futterroggen sorgen. Die Preisdifferenz zwischen Brot- und Futterroggen dürfte sich in den nächsten Tagen daher weiter vergrößern.

 
 
 
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