Börse: Wetternervosität


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.07.2014


Die Börsenkurse standen gestern ganz im Zeichen wachsender Qualitätssorgen, größerer Exportbedenken für die Schwarzmeerregion und besserer Exporterwartungen. Die unbeständige Wetterlage in Europa wird auch an den Börsen aufmerksam beobachtet.

 

Devisen & Konjunktur
Der Spekulationstrend am Devisenmarkt hat sich gedreht. Erstmals seit acht Monaten ist der Eurokurs unter die Marke von 1,35 US-Dollar gefallen. Denn für viele Investoren wird der US-Dollar wieder zunehmend interessanter. Sie erwarten, daß die US-Notenbank FED in ansehbarer Zeit die Leitzinsen anheben wird, während die EU-Notenbank EZB ihre Politik des billigen Geldes fortsetzt.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3465 US-Dollar erneut niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar erneut niedriger gehandelt.

Die unterschiedliche Geldpolitik der Notenbanken in Euro-Land und den USA hat bei den Investoren eine Trendwende ausgelöst. Die Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das wirtschaftliche Wachstum in der Eurozone in diesem Jahr von 1,2 % auf 1,1 % führt zu einer Anpassung der bei den Geldanlagen.
Dabei hat der IWF auch für die Konjunktur in den USA seine Prognose erneut nach unten geschraubt. Nach dem schwachen Wirtschaftswachstum im ersten Quartal rechnet der IWF nur noch mit einem Zuwachs von 1,7 % für dieses Jahr, nachdem bisher ein Plus von 2 %erwartet wurde. Allerdings prognostiziert der IWF für das Jahr 2015 eine Wirtschaftswachstum von stattichen 3 %.

Exporteure in der Euro-Zone können sich angesichts des schwächeren Euro über bessere Wettbewerbschancen freuen. Sollte der Euro jedoch länger im Rückwärtsgang bleiben, dann müssen sich Verbraucher in der Euro-Zone auf steigende Preise einstellen.

 

 

Energie
Ein unerwartet starker Rückgang der Öl-Lagerbestände in den USA hat den Ölpreise an den Börsen zur Wochenmeitte Auftrieb gegeben. Nach den Zahlen der US-Energiebehörse sanken die US-Lagerbestände an Rohöl um 4,0 Mio. Barrel auf 371,1 Mio. Barrel. Die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten fanden bei den Ölhändlern nur wernig Beachtung.

Gestern wurde zum Handelsschluß ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September zum Handelsschluß mit 103,12 Dollar leicht über dem Vortagesniveau gehandelt. Heute im frühen Handel wird WTI-Öl wieder niedriger gehandelt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur September-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 108,03 Dollar ebenfalls mit Gewinnen. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis keine großen Preisveränderungen.

 

 

Agrarrohstoffe
Nicht nur am Kassamarkt, sondern auch an den Börsen drehte sich gestern alles um die Erntequalitäten. Die hohen Druschergebnisse sind damitr etwas in den Hintergrund getreten. Der nach wie vor rege internationale Getreidehandel sorgt für eine stetige Nachfrage in den Exportländern.

In den letzten Tagen konnten daher - trotz der andauernden Erntezeit - die Exportpreise sogar leicht anziehen. US-HRW-Weizen ist mit umgerechnet 208 bis 211 Euro/t FOB weiterhin teuer. EU-Brotweizen am Exporthafenstandort wird mit 180 bis 183 Euro/t FOB deutlich günstiger offeriert. Schwarzmeer-Weizen hat sich auf umgerechnet 180 bis 182 Euro/t FOB verteuert.

An den Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks ging es bei den Getreide- und Ölsaatenkurse gestern aufwärts. An den EU-Börsen konnte der November-Termin des Brotweizen-Futures erneut Verluste wettmachen. Die November-Fälligkeit wurde gestern mit 179,50 Euro/t um +1,50 Euro/t höher als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2015 schlossen mit Kursgewinnen. Dagegen schloß Futterweizen erneut mit leichten Verlusten zum Vortag. Nach dem wochenlangen Kursabsturz konnten Rapssaaten gestern den zweiten Tag in Folge kräftig Kursgewinne von +,7,00 Euro/t für die August-Fälligkeit verbuchen. Auch Kanadischer Canola-Raps konnte von dem Preisauftrieb am Agrarrohstoffmarkt profitieren.

Im späteren Handel an den US-Börsen stand Brotweizen wie auch die anderen Weizenqualitäten ebenfalls in der Gewinnzone. Auch Mais legte leicht zu. Nach dem Kursrutsch der Vorwochen ging es bei Sojabohnen und Sojaschrot gestern weiter Aufwärts. Auch bei Sojaöl blieben die Notierungen im grünen Bereich.

 

 

Prognose
Die Geldpolitik und die Konjunkturerwartungen für die Wirtschaftszonen rund um den Globus haben am Devisenmarkt eine Trendende ausgelöst. Die veränderte Anlagestrategie der Investoren dürfte den Euro nach meiner persönlichen Einschätzung in der nächsten Zeit weiter schwächen.

Die hohen Erntemengen, - weltweit wie auch global -, sprechen nach meiner Einschätzung dafür, daß der latente Abwärtstrend noch immer aktiv ist. In steigenden Börsenkursen kommen vor allem
• die Wetter- und Qualitätssorgen,
• die Ernte- und Exportrisiken in der Schwarzmeerregion und
• die belebten Exportgeschäfte zum Ausdruck.

Getreide an den Agrarrohstoffbörsen dürfte daher nach meiner persönlichen Einschätzung heute noch von diesen Risiken gesteuert werden. Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Getreide und Ölsaaten überwiegend noch leicht in der Gewinnzone liegen. Der weitere Kurstrend wird davon bestimmt werden, inwieweit sich die Ernte- und Qualitätsrisiken bestätigen.

 
 
 


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