Soja: Die Spekulationsblase platzt


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 17.07.2014


Globale Rekordernte-Erwartungen und steigende Lagervorräte haben die Rendite-Hoffnungen an den Börsen zunichte gemacht. In Chicago sind Sojabohnen inzwischen auf den niedrigsten Stand seit Ende 2011 abgesackt. Der USDA-Bericht vom letzten Freitag hat den Preisdruck auch am Kassamarkt verstärkt.

 

Marktlage
Seit Anfang Juni haben die Sojabohnen und Sojaschrotpreise an den Börsen und im Großhandel den Rückwärtsgang eingelegt. In den letzten sieben Wochen sind die Sojabohnenkurse an der Warenterminbörse in Chicago um fast 17 % abgerutscht, nachdem die fundamentalen Zahlen zu den Ernteerwartungen immer wieder nach oben korrigiert wurden.

Nicht nur bei Sojabohnen, sondern auch bei Ölsaaten wird für 2014/15 eine neue globale Rekordernte erwartet. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner Juli-Prognose vom 11.07.2014 seine weltweite Ernteerwartung um knapp 5 Mio.t auf 304,8 Mio.t Sojabohnen angehoben. Der Verbrauch wächst zwar weiter, soll nach Einschätzung der USDA-Analysten mit 283,3 Mio.t aber erneut hinter der Produktion zurückbleiben. Dadurch weisen die Statistiken zum dritten Mal in Folge einen Anstieg der globalen Endbestände aus.


 

Marktlage
Nicht nur an den Warenterminmärkten ließ die Prognose einer komfortablen Versorgungslage die Kurse absacken. Auch an den Kassamärkten ließen die positiven Aussichten die Preise sinken. Seit Wochenbeginn hat die USDA-Abwärtskorrektur die Preiseangebote des Handels weiter sinken lassen.

Am Importhafen-Standort Rotterdam hat sich Sojaschrot innerhalb einer Woche um 15-20 Euro/t FOB netto verbilligt. Die Großhandelspreise in Deutschland wurden für Termingeschäfte ab November 2014 um über 10 Euro/t netto zurückgenommen. Auch im Endkundengeschäft sind die Preise Inzwischen für spätere Liefertermine um 15 bis 20 Euro/t gesunken.

Damit sind die Sojaschrotpreise inzwischen auf den niedrigsten Stand seit April 2012 gesunken.


 

Prognose
Die Spekulationsblase am Sojamarkt platzt. Seit Wochen haben es die Investoren sehr eilig, aus ihren ihre Soja-Engagements auszusteigen. Die USDA-Prognose vom letzten Freitag hat die Börsenkurse noch weiter in die roten Zahlen gebracht.

Der Preisdruck wird durch die wöchentliche Bonitierung in den USA verstärkt, bei der sich die US-Sojafelder in hervorragendem Zustand präsentierten. Der Anteil der Feldbestände, die mit "gut" bzw. "sehr gut" bonitiert wurden, lag Ende letzter Woche unverändert bei 72 %. Ein Jahr zuvor fielen nur 65 % der Felder in diese Kategorie. Die Sojafelder werden so gut beurteilt wie seit 20 Jahren nicht mehr Anfang Juli.

Nach meiner persönlichen Eischätzung ist der latente Abwärtsdruck derzeit noch ungebrochen. Dennoch sollte in der nächsten Zeit die Preisentwicklung sehr aufmerksam beobachtet werden, um rechtzeitig vor einer Trendwende nach oben preisattraktive Lieferkontrakte abschließen zu können.

Denn eine Trendwende nach oben könnte sich schneller einstellen, als erwartet. Derzeit deutet sich an, daß nicht nur die Landwirte in Südamerika ihre Anbauplanung neu ausrichten. Der Preisrutsch bei Soja und anderen Ölsaaten dürfte viele Landwirte weltweit veranlassen, den Ölsaatenanbau zur nächsten Ernte einzuschränken und die Anbauintensität zu reduzieren. Nicht ausgeschlossen ist daher, daß der Beginn der südamerikanischen Soja-Aussaat ab Oktober eine Trendwende nach oben bei den Preisen einleiten könnte.

 
 
 
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