Börse: Rückkehr zu den fundamentalen Daten


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.04.2014


Seit Wochen drückt die Ukraine-Krise dem gesamten Finanzmarkt ihren Stempel auf. Gestern verteuerten sich im frühen Börsenhandel Weizen, Raps & Co noch. Im späten Geschäft brachte die Mitteilung Rußlands, die Militärmanöver an der ukrainischen Grenze beendet zu haben, die Kurse unter Druck.

 

Devisen & Konjunktur
Die Nervosität an den Finanzmärkten klingt inzwischen etwas ab, obwohl noch immer westeuropäische OECD-Beobachter von pro-russischen Separatisten festgehalten werden und die EU und die USA ihre Sanktionen gegen Rußland weiter verschärft haben.

Neue Stärke bezieht unsere EU-Gemeinschaftswährung aus der etwas zuversichtlicheren Bewertung der Kreditwürdigkeit von Euro-Staaten durch die privatwirtschaftlichen Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3861 US-Dollar erneut höher als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar mit weiteren leichten Kursgewinnen gehandelt.

 

 

Energie
Auch am Ölmarkt war die Krise in der Ukraine in den letzten Wochen der Preistreiber Nummer 1. Die Unsicherheit über die Entwicklung in der Ostukraine, die Möglichkeit von Lieferausfällen und die US-Androhung von Energiesanktionen gegen Rußland unterstützten den Ölpreis.

Angesichts der Krisenstimmung konnten die hohen Lagervorräte kaum Baisse-Wirkung entfalten. Dabei sind die Ölläger trotz leichter Bestandsdrückgänge nicht nur in den USA, sondern weltweit noch immer gut gefüllt.

Daß sich die neuesten Sanktionen der USA und der EU auf Personen im Umfeld Putin's, Finanzinstitute und Firmen im Energieumfeld beschränken, hat aus Sicht des Finanzmarktes die Rendite-Aussichten geschmälert.

Gestern wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juni zum Handelsschluß mit 100,84 Dollar deutlich unter dem Vorwochenniveau gehandelt. Heute im frühen Handel hat sich WTI-Öl wieder verteuert.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Juni-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 108,12 Dollar ebenfalls niedriger. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis wieder leichte Gewinne.

 

 

Agrarrohstoffe
Regen in den USA, Niederschläge in Europa und die beendigung der russischen Militärmanöver an der ukrainischen Grenze haben zum Wochenauftakt die Agrarrohstoff-Kurse an den Börsen unter Druck gesetzt.

Daß es in den USA dort geregnet hat, wo kein Wasser benötigt wurde ("Mittlerer Westen") und in den Anbaugebieten der "Südlichen Ebenen" das Niederschlagsdefizit weiter wächst spielte gestern keine Rolle, denn die Investoren wollten zum Monatsende zunächst einmal Gewinne realisieren.

Auch das stetige internationale Exportgeschäft, die auch in der EU regional sehr begrenzten Niederschlagsmengen und das Niederschlagsdefizit in Australien zu Beginn der Aussaat fanden kaum Beachtung.

Zum Handelsschluß notierten die Börsen jenseits des Atlantiks daher mit teils kräftigen Kursverlusten.

Auch die Prognose des Internationalen Getreiderates (IGC), der die globalen Mais- und Weizenernte in der Saison 2014/15 nach unten korrigiert hat, konnte nicht verhindern, daß die Kurse an den EU-Börsen weiter abrutschten.

Gestern erzielte der Brotweizen-Future erneute Kursverluste. Die Mai-Fälligkeit wurde sogar mit 215,00 Euro/t um -2,25 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt, - spätere Termine bis Mai 2015 schlossen mit Kursrückgängen von -1,50 Euro/t. Auch Futterweizen schloß mit umgerechnet 206,37 Euro/t etwas schwächer als am Vortag. Nach dem Kurssturz am Freitag konnten Rapssaatenfür die Mai 2014-Fälligkeit einen Teil der Verluste wieder ausgleichen und wurden zuletzt mit 402,50 Euro/t notiert. Die späteren Fälligkeiten bis November 2015 wurden mit Kursverlusten von bis zu -5,75 Euro/t festgesetzt.

Im späteren Handel an den US-Börsen standen Getreide und Ölsaaten bereits wieder in den grünen Zahlen. Auch Sojabohnen und Sojaschrot schlossen für die vorderen Fälligkeitstermine mit deutlichen Gewinnen, Sojaöl gab leicht nach. Für die späteren Fälligkeiten läßt die erwartete große Soja-Aussaatfläche in den USA keine großen Rendite-Hoffnungen bei den Investoren aufkommen.

 

 

Prognose
Für die Finanzbranche ist der Grad der Brisanz wirtschaftspolitischer oder geostrategischer Maßnahmen ein wichtiger Orientierungspunkt im Geldgeschäft. Die Deeskalations-Signale Rußlands an der ukrainischen Grenze und die moderaten US- und EU-Sanktionen haben den Grad der Besorgnis ist an den Agrarrohstoffbörsen weiter sinken lassen.

Damit stehen jetzt wieder die Produktionsaussichten der wichtigen Exportländer im Fokus.
In den USA kommt noch immer die Aussaat von Sommergetreide und Mais nur langsam voran. Ende letzter Woche waren erst 19 % der Maisflächen bestellt, während im 5-jährigen Durchschnitt 28 5 erreicht wurden. Die US-Sojaaussaat hat gerade erst begonnen.
Die Bonitierung der US-Wintergetreide-Bestände hat sich noch einmal um einen Punkt verschlechtert. Jetzt werden sind es nur noch 23 % der Flächen, die mit "gut" bzw. "sehr gut" bonitiert werden.

Auch in Frankreich präsentieren sich die Feldbestände etwas schlechter. Bei Weichweizen wurden nur noch nur noch 74 % der Flächen mit "gut" bzw. "sehr gut" bonitiert (-1 % zur Vorwoche). Bei Wintergerste wurden nur noch 71 % der Bestände mit "gut" bzw. "sehr gut" bonitiert (-2 % zur Vorwoche).

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß an den Agrarrohstoffbörsen Mais vorherige Kursverluste teilweise wieder wett machen kann, während sich bei Weizen der latente Preisdruck lediglich abschwächen dürfte. Bei Ölsaaten - insbesondere für den Sojakomplex - erwarte ich jedoch, daß der Preistrend nach oben schwenkt.

 
 
 


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