Steigende Nahrungsmittelpreise stabilisieren Agrarrohstoffpreise


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.04.2014


Die brenzlige Lage in der Ostukraine wirbelt den Finanzmarkt kräftig durcheinander. Während noch immer darüber gestritten wird, welchen Einfluß die Spekulation auf die Nahrungsmittelpreise hat, haben sich Agrarrohstoffe. Lebensmittel und Energie erneut verteuert. Denn immer mehr Investoren suchen wieder Sicherheit bei Rohstoffen.

 

Marktlage
Bei Nahungsmittelrohstoffen und Nahrungsmitteln hat der Preistrend sich seit Ende letzten Jahres wieder deutlich nach oben gedreht. Monatelang konnten sich Agrarrohstoffe nicht aus dem Strudel wachsender Konjunkturängste befreien. Doch inzwischen ließen die geopolitischen Spannungen in der Schwarzmeerregion und ungünstige Wetterbedingungen in den USA, Brasilien und anderen Ländern die Preise wieder kräftig steigen.

Der CRB-Rohstoffindex, der 19 verschiedene Rohstoffe umfaßt, zog allein seit Jahresbeginn um fast 12 % an. Der CRB-Nahrungsindex legte seitdem sogar um fast 20 % zu. Während konjunkturgesteuerte Rohstoffe wie zum Beispiel Kupfer aufgrund der Sorgen um das chinesische Wirtschaftswachstum noch immer schwächeln, zeigen Nahrungsmittel den stärksten Preisanstieg seit dem Jahr 2010.


Anders als in vielen anderen Ländern, ist die Inflationsrate in Deutschland und der Europäischen Union so niedrig wie seit 2009 nicht mehr. In den letzten Monaten hat sich die Nahrungsmittel-Inflation weiter abgeschwächt.
In Deutschland lagen die Nahrungsmittelpreise im März 2014 um 2,2 % höher als im März 2013. Im Februar 2014 wurde nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch eine Vorjahresveränderung von +3,5 % festgestellt. Insgesamt lagen die Verbraucherpreise im März 2014 jedoch nur um 1,0 % höher als im März 2013.
in der Eurozone lag die Nahrungsmittel-Teuerung im März 2014 bei 1,0 %. Die Zahlen des EU-Statistikamtes weisen einen Rückgang gegenüber 1,5 % im Februar aus. Ein Jahr zuvor hatte die Teuerung noch 2,7 % betragen. Die Gesamtinflation betrug 0,5 % zum Vorjahresmonat.

In den USA waren Nahrungsmittel im März 2014 um 1,7 % teurer als ein Jahr zuvor. Vor allem Fleisch, Fisch, Milch und Eier haben sich infolge der Dürre, der Viruserkrankung in den Schweinebeständen wie auch der steigenden Exporte stark verteuert. Die Gesamtinflation bei den Verbraucherpreisen betrug 1,5 % zum Vorjahresmonat.

Doch weltweit betrachtet sind die Nahrungsmittelpreise im März deutlich gestiegen. Die Zahlen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) wiesen für die letzten Monaten vor allem bei Getreide, Pflanzenöl und Zucker Preissteigerungen aus.


Im März 2014 kletterte der FAO-Nahrungsmittel-Index um 2,3 % auf 212,8 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2013. Getreide war so teuer wie seit August 2013 nicht mehr. lediglich bei Milchprodukten gaben die Verbraucherpreise nach der Preis-Hausse- der letzten Monate leicht nach.

 

 

Prognose
Die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Agrarrohstoffen haben in den letzten Monaten wieder an Tempo gewonnen. Da weltweit für die Preissteigerungen vor allem höhere Produktionskosten verantwortlich waren, zeichnet sich derzeit ab, daß die Verbraucher rund um den Globus auch in der nächsten Zeit tiefer in die Tasche greifen müssen.

Vieles deutet zudem darauf hin, daß
• die geopolitischen Konflikte in der Schwarzmeer-Region,
• die Belebung der weltweiten Konjunktur,
• die wachsende internationale Nachfrage,
• die Abwertung vieler Währungen und dadurch verursachte verteuerung von Importwaren sowie
• die Produktionsrisiken infolge der ungünstigen Witterung in wichtigen Exportländern
nicht nur die Preise für Agrarrohstoffe weiter verteuern könnten, sondern auch die Inflationsrate der Nahrungsmittelpreise erneut nach oben treiben könnte.

Derzeit zeichnet sich ab, daß die Produzenten von Getreide und Ölsaaten in der EU - trotz der noch immer hohen globalen Ernteerwartungen - nicht nur von den zahlreichen Unsicherheitsfaktoren profitieren, sondern auch von den weltweit erneut steigenden Nahrungsmittelpreisen und den folglich guten Exportaussichten für Rohstoffe und verarbeitete Nahrungsmittel.

Fazit: Sollten sich weitere Ernteeinbußen abzeichnen, werden die Karten am Agrarrohstoffmarkt nach meiner persönlichen Einschätzung neu gemischt werden.

 
 
 
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