Ernte 2014: Entspannung an der Wetterfront


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.04.2014


Die Niederschläge der letzten Tage in der EU und den USA haben nicht nur bei den Landwirten für Entspannung gesorgt. Seit dem Regen herrscht auch auf den Börsenparkett Entspannung, zumal weitere Niederschläge prognostiziert werden. Angesichts der entspannten Wetteraussichten verpufft das Hausse-Potential der anhaltenden Ukraine-Konflikte.

 

EU: Überdurchschnittliche Niederschläge in den nächsten zwei Wochen
In vielen EU-Anbaugebieten hat es seit Wochen viel zu wenig geregnet. Vor allem in den wichtigen Produktionsregionen Deutschland und Frankreich fielen die Niederschlagsmengen stark unterdurchschnittlich aus. Besonders trocken war es in der Mitte und im Osten Frankreichs wie auch im Südwesten Deutschlands.


Inzwischen haben sich die Wetteraussichten gedreht. Doch seit Ende letzter Woche hat sich die Großwetterlage verändert. Die Meteorologen prognostizieren für Deutschland aufgrund der derzeitigen Ostströmung für die nächsten Tage Schauer, Gewitterregen und lokal auch für Unwetter und Starkregen oder sogar Hagel.

Die Vorhersage von Regen für die meisten Regionen Europas in den nächsten zwei Wochen hat die den Kurstrend an den Börsen einen empfindlichen Dämpfer verpaßt. Quer durch Europa - von Großbritannien bis zu den Balkenstaaten - werden überdurchschnittliche Niederschläge prognostiziert, die das langjährige Mittel um das zwei- bis dreifache übersteigen können. Für die Ukraine werden gut durchschnittliche Niederschlagsmengen vorhergesagt. Lediglich für den Süden Portugals und Spaniens bleiben die Regenprognosen unterdurchschnittlich.

Insgesamt präsentieren sich die Feldbestände in der EU besser als vor einem Jahr. Größerer Korrekturbedarf bei den EU-28-Ernteprognosen, die je nach Analystenhaus leicht unter bzw. über der Vorjahreserzeugung liegen, ist infolge der aktuellen Wetteraussichten daher nicht zu erwarten.

 

 

USA: Günstigere Wetteraussichten
In der letzten Woche ist eine Kältewelle noch tief in den Süden der USA vorgedrungen und hat allerdings nur regional zu Frostschäden geführt. In den letzten Tagen haben wärmere Temperaturen die Aussaat der Sommerkulturen beschleunigt und Niederschläge haben die Wachstumsbedingungen verbessert und damit die Börsenkurse zum Wochenbeginn abrutschen lassen.

Die Regenfälle fielen regional jedoch sehr unterschiedlich aus, so daß nach wie vor in vielen Anbaugebieten das Niederschlagsdefizit noch groß ist. Die Witterungsvorhersagen für den "Mittleren Westen" der USA weisen weitere Niederschläge für die nächsten sieben Tage aus, ab dem kommenden Wochenende jedoch auch wieder deutlich niedrigere Temperaturen. Vor allem im Norden der USA wird die Erwärmung der Böden daher weiter auf sich warten lassen.

Die Aussaat kommt bei Mais und anderem Sommergetreide daher nur schleppend voran. Bis zum 20.04.2014 lag die Mais-Aussaat in den Hauptanbaugebieten mit nur 6 % der Flächen deutlich hinter dem 5-Jahres-Durchschnitt (14 %) zurück. Bei Sommerweizen waren nur 10 % der Aussaatflächen bestellt (5-J-Ø: 19 %). Das kühl-nasse Wetter könnte die Aussaat weiter verzögern.

Wenige Veränderungen hat es bei der wöchentlichen Bonitierung der US-Winterweizenbestände in den letzten zwei Wochen ergeben.


Allerdings präsentierten sich die Feldbestände bis zum 20.04.2014 in einigen wichtigen Anbaugebieten schlechter als zuvor. In Texas wurden nur noch 12 % der Weizenbestände mit "gut" bzw. "sehr gut" bonitiert. In Oklahoma rutsche der Anteil auf 11 % ab. In Kansas fiel der Anteil auf 24 %.

 

 

Australien: Noch ist es im Süden zu trocken
Derzeit begünstigt das trockene Wetter in Australien die Feldarbeiten. Die Canola-Raps-Aussaat hat im Westen und Süden des Kontinents bereits begonnen. die Weizenaussaat beginnt in Kürze. Während es im Osten ergiebiger geregnet hat, hoffen die Landwirte im Westen und Süden auf weitere Niederschläge. Für den Feldaufgang und und den Start in die Vegetation fehlt in vielen Gebieten noch ergiebiger Regen. Meteorologen prognostizieren allerdings bis Mitte nächster Woche keinen nennenswerten Niederschläge.

 

 

Prognose
Nicht nur die "Ukraine-Prämie" bröckelt an den Agrarrohstoff-Börsen ab, sondern inzwischen auch die "Wetter-Prämie". Günstigere Wetterprognosen bieten für die Finanzbranche keine neuen Hausse-Signale. Daß das Exportgeschäft weltweit stetig läuft und der globale Bedarf weiter steigt sorgt zwar am Kassamarkt für weiterhin stabile Preise, finden an den Börsen jedoch kaum Beachtung.

Abzuwarten bleibt jedoch, ob die Regenmengen in der EU ergiebig genug sein werden, um das Bodenfeuchte-Defizit wieder auszugleichen. Immer produzieren die Landwirte in Frankreich und Deutschland zusammen rund 45 % (2013: 73 Mio.t) der gesamten EU-28-Weizenproduktion (2013: 136 Mio.t) und 49 % (2013: 10,2 Mio.t) der EU-Rapsproduktion (2013: 20,8 Mio.t).

Abzuwarten bleibt auch, ob die Regenmengen in den USA ausreichen werden, um die Bodenfeuchte in den Dürre-Gebieten etwas aufzubessern. Für die westlichen Regionen der "US-Ebenen" (Plains) ist die Regenwahrscheinlichkeit gering.

Fazit: Die nächsten zwei Wochen werden darüber entscheiden, welche Richtung der Preistrend auf dem internationalen Parkett wie auch am Kassamarkt nehmen wird. Ergiebige Niederschlagsmengen dürften den latenten Preisdruck weiter verstärken. Ein anhaltendes Niederschlagsdefizit in den wichtigen Exportregionen dürfte für neue Hausse-Signale sorgen.

 
 
 
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