Börse: Vor dem "Hexensabbat"


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 15.04.2014


Mit einer Reduzierung der Risiko-Aufschläge gingen die Agrarrohstoffbörsen ins Wochenende. Doch die Zuspitzung der Ukraine-Krise seit dem Wochenende hat den Kursen einen kräftigen Sprung nach oben verschafft. Jetzt - kurz vor dem "Hexenabbat" - stehen an den Börsen Gewinnmitnahmen im Vordergrund.

 

Devisen & Konjunktur
Hin- und hergerissen zwischen der Inflations-orientierten Geldpolitik der Europäischen Zentralbank EZB, den unklaren Verlautbarungen der Arbeitsmarkt-orientierten US-Notenbank FED und den Ukraine-Risiken kann der Euro seine Stärke nicht weiter ausbauen. Angesichts der Risiken bleiben viele Investoren vorsichtig und suchen Zuflucht zum Beispiel bei Gold.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,33827 US-Dollar etwas niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar weiterhin mit leichten Kursverlusten gehandelt.

 

 

Energie
Auch am Ölmarkt machen sich die geopolitischen Konflikte in der Ost-Ukraine und die wirtschaftspolitischen Probleme in der gesamten Ukraine bemerkbar. Obwohl zwei Ölhäfen in Libyen für den Ölexport freigegeben wurden, ließen die Ukraine-Risiken die Risikoprämien am Ölmarkt steigen.

Gestern wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Mai zum Handelsschluß mit 104,05 Dollar gehandelt. Heute im frühen Handel hat sich WTI-Öl zunächst verbilligt, hat inzwischen jedoch wieder nach oben gedreht.

Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Mai-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 109,07 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis nach anfänglichen Verlusten inzwischen ebenfalls wieder nach oben.

 

 

Agrarrohstoffe
Infolge der die Ukraine-Probleme machten die Kurse an den Agrarrohstoff-Börsen erneut nach oben. Nachdem die Pro-russischen Aktivisten gestern früh um 08:00 Uhr unserer Zeit (MESZ) das Ultimatum der Übergangsregierung in Kiew verstreichen ließen, verteuerten sich Weizen, Raps & Co an den Börsen.

Zum Handelsschluß notierten die Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks mit kräftigen Kursanstiegen. Der Weizen-Kurs kletterte auf den höchsten Stand seit einem Jahr, Mais und Rapssaat auf den höchsten Stand seit 10 Monaten.

An den EU-Börsen erzielte der Brotweizen-Future gestern deutliche Kursgewinne. Die Mai-Fälligkeit wurde mit 214,00 Euro/t um +4,25 Euro/t höher als am Vortag gehandelt, - spätere Termine bis Mai 2015 schlossen mit gleichgroßen Kursgewinnen. Auch Futterweizen schloß mit tiefgrünen Zahlen. Rapssaaten mußten für die Mai 2014- Fälligkeit zwar einen Kursrückgang um -0,50 Euro/t in Kauf nehmen, erzielten für die Fälligkeiten bis Mai 2015 aber Kursanstiege zwischen +2,25 und +4,00 Euro/t.

Auch im späteren Handel an den US-Börsen brachte die Ukraine-Krise die Kurse auf Trab. Spekulationen, ob die Probleme und Unsicherheiten die Exporte aus der Schwarzmeerregion belasten könnten, ließen die Kurse steigen. Daß der Export bisher ohne erkennbare Einschränkungen läuft, daß sich die Feldbestände gut entwickelt haben und daß die Aussaat bei Sommergetreide und Leguminosen in Kürze abgeschlossen ist, konnte die Investoren nicht bremsen.
Auch Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl schlossen mit deutlichen Gewinnen, obwohl das US-Landwirtschaftsministerium mit einem Anbaurekord bei Sojabohnen in den USA rechnet..

 

 

Prognose
Gestern haben die geopolitischen Risiken in der Schwarzmeerregion für Kauflaune an den Agrarrohstoffmärkten gesorgt. Am heutigen Vormittag verblassen die Sorgen wegen des Ukraine-Konflikts und nehmen zunächst einmal Gewinne mit. Die Anleger machen auch deshalb zunächst einmal Kasse, denn der nächste sogenannte "Hexensabbat" fällt auf den Gründonnerstag.

Als "Hexensabbat” wird ein Handelstag bezeichnet, an dem weltweit viele Terminkontrakte verfallen. Der "Kleine Hexensabbat" findet am dritten Freitag jedes Monats statt und kann ebenso wie der "Große Hexensabbat" zum Quartalsende zu unberechenbaren Kursbewegungen führen.

In dieser Woche blicken die Investoren auch deshalb mit einem unguten Gefühl auf den "Hexensabbat", da die Ukraine-Krise immer wieder die Stimmung an den Börsen umschwenken läßt.

Die Unsicherheit wird durch die Wetterentwicklung in den wichtigen Exportregionen noch gesteigert. In weiten Gebieten Australiens (Aussaat steht kurz bevor) und der Ukraine haben Niederschläge die Anbaubedingungen zwar verbessert.

Doch im "Mittleren Westen" der USA ist es noch immer zu kalt, in den "Südlichen Ebenen" fehlt noch immer ergiebiger Regen und bis zum Donnerstag rücken Frostgrade wieder weit in den Süden der USA vor. Ende letzter Woche wurden die US-Winterweizenbestände erneut schlechter bonitiert. In Kansas, der größten US-Weizen-Anbauregion, rutschte der Anteil auf 26 % ab. In Texas fiel der Anteil auf 13 %.

Aktuell lassen die Ukraine- und die Witterungsrisiken die Börsenkurse immer wieder nach oben klettern. Sollten diese Risiken jedoch verblassen, wird nach meiner persönlichen Einschätzung erneut latenter Preisdruck die Agrarrohstoffbörsen bestimmen. Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Gewinnmitnahmen bei Getreide für rote Zahlen auf den Anzeigetafeln der Börsen sorgen, während bei Ölsaaten noch kleinere Kursgewinne möglich wären.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

08.04.2014

Börse: Enttäuschte Rendite-Hoffnungen

08.04.2014

Börse: Erneut Preisauftrieb durch Ukraine-Faktor

07.04.2014

Börse: Gewinnmitnahmen nach Regen-Prognose

01.04.2014

Börse: Nach dem USDA-Bericht

28.03.2014

Börse: Alles eine Wetterfrage ...

25.03.2014

Börse: Ein starker Wochenstart

   
 
 
 
 

Seitenanfang