Börse: Erneut Preisauftrieb durch Ukraine-Faktor


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.04.2014


Die Erwartung eines anziehenden Weltwirtschaftswachstums, Wettersorgen und die Probleme in der Ukraine haben gestern an den Agrarrohstoff-Börsen die Kurse nach oben getrieben. Vor der morgigen Veröffentlichung der April-Prognose des US-Agrarsministeriums bestimmt Vorsicht den Börsenhandel.

 

Devisen & Konjunktur
Seitdem EZB-Präsident Mario Draghi im Juli 2012 erklärt hat, alles dafür zu tun, um den Euro zu retten, sind die Aktienkurse von Rekord zu Rekord geeilt. Angesichts gemischter Signale von der Konjunkturseite machten die Investoren zuletzt aber erst einmal Kasse. Heute pendelte er vorbörslich allerdings immer noch um die Marke von 9.500 Punkten.

Die Konjunkturaussichten stehen auch am Devisenmarkt im Fokus. Mit Spannung erwartet wird heute der globale Konjunkturausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die IWF-Direktorin Christine Lagarde hatte bereits angedeutet, daß aus Sicht des IWF die Weltwirtschaft in diesem Jahr etwas schneller wachsen werde als 2013.

Auch für die EU blicken viele Ökonomen optimistisch auf den weiteren Konjunkturverlauf. Positiv wertet die Finanzbranche zudem die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) den sogenannten Leitzins, zu dem sich die Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, trotz der extrem niedrigen Inflation auf dem Rekordtief von 0,25 % zu belassen.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3723 US-Dollar höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro gegenüber dem Dollar mit leichten Kursgewinnen gehandelt.

 

Energie
Erst setzte sich gestern der Abwärtstrend bei den Ölpreisen fort, nachdem zwei Ölhäfen in Libyen wieder für den Ölexport freigegeben wurden.

Gestern wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Mai zum Handelsschluß mit 100,44 Dollar gehandelt. Heute im frühen Handel hat sich WTI-Öl wieder verteuert.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Mai-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 105,82 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis ebenfalls wieder nach oben.

Denn viele Ölhändler erwarten eine steigende Nachfrage. Nicht nur die Aussicht, daß die Weltwirtschaft in diesem Jahr doch etwas schneller wachsen könnte als 2013 hat gestern den Ölpreis stabilisiert. Auch für die USA wird aufgrund der leichten Konjunkturbelebung auf eine bis zur Sommer-Reisesaison steigende Benzinnachfrage spekuliert. Auch die neuen Meldungen über durch pro-russische Melizen ausgelöste Unruhen aus der Ost-Ukraine sorgen für preistreibende Impulse.

 

 

Agrarrohstoffe
Auch an den Agrarrohstoff-Börsen hat der Ukraine-Faktor gestern die Kurse nach oben getrieben. Vor allem die Auseinandersetzungen zwischen den pro-russischen Aktivisten und ukrainischen Spezialeinheiten haben an den Börsen für Risikoaufschläge gesorgt.

Doch auch die Witterungsprobleme rund um den Globus werden von den Investoren aufmerksam verfolgt. Die Niederschläge in der EU und den USA könnten geringer ausfallen als erhofft. Dann könnten sich in Nordeuropa und den mittleren und südlichen US-Anbaugebieten die Trockenheitsprobleme mit steigenden Temperaturen schnell verschärfen. Auch in der Schwarzmeerregion werden die Niederschlagsmengen wohl unter den Erwartungen liegen.

Neben der Witterung in den wichtigen Exportländern bestimmt weiterhin das rege weltweite Exportgeschäft den Kurstrend.

An den EU-Börsen erzielte der Brotweizen-Future gestern wieder Kursgewinne. Die Mai-Fälligkeit wurde mit 207,25 Euro/t um +0,75 Euro/t höher als am Vortag gehandelt, - spätere Termin schlossen mit größerren Kursgewinnen. Auch Futterweizen legte wieder leicht zu. Rapssaaten erzielten für die Fälligkeiten bis Mai 2015 Kursanstiege zwischen +2,25 und +2,75 Euro/t.
An den US-Börsen schlossen Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl mit Verlusten, da Exporte brasilianischer Bohnen in die USA die US-Lagerbestände wieder auffüllen und zudem mit einer witterungsbedingt doch größeren US-Aussaat gerechnet wird.

 

 

Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung stehen weiterhin die fundamentalen Daten und die Witterungserwartungen für die Investoren im Vordergrund.

Für den heutigen Handelstag an den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich daher, daß vor der Veröffentlichung der April-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) am 09.04.2014 viele Investoren vorsichtig bleiben werden und nicht bereit sind, größere Risiken einzugehen.

An den Kassamärkten verläuft das Geschäft wie bereits am 01.04.2014 dargestellt: "... Hier bestimmt weiterhin das lebhafte Exportgeschäft den Preistrend. Das Angebot fällt inzwischen wieder etwas größer aus. Da viele Anbieter die weitere Marktentwicklung aber noch abwarten wollen, bleibt das Umsatzvolumen gering und es kommt kein Preisdruck auf. Einzelpartien erzielen bei dringlichem Bedarf daher weiterhin Preisaufschläge. Kaufgebote für die Ernte 2014 werden zwar seitens der Produzenten angefragt. Aufgrund der ... Trockenheit und der daher unklaren Ernte- und Qualitätserwartungen kommen jedoch nur wenige Vertragsabschlüsse zustande. ..."

 
 
 


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