Börse: Alles eine Wetterfrage ...


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.03.2014


... sagen sich die Investoren an den Börsen und bleiben angesichts der Regenvorhersagen vorsichtig. Noch hält der latente Preisdruck an den Börsen an. An den Kassamärkten stabilisiert aber das noch immer sehr flotte Exportgeschäft die Preise.

 

Devisen & Konjunktur
Der Devisenmarkt steht derzeit ganz im Zeichen der US-Konjunkturdaten. Denn die neuen Zahlen des US-Handelsministeriums zum Auftragseingang in der größten Volkswirtschaft der Welt wurden von vielen Investoren erstaunlicherweise positiv bewertet.

Dabei lassen die Zahlen für den Februar 2014 durchaus zwei Lesarten zu: Die Daten weisen zwar beim Auftragseingang für Gebrauchsgüter in den USA saisonbereinigt einen Anstieg um 2,2 % gegenüber dem Vormonat aus. Doch vor allem Neubestellungen von Flugzeugen und Flugzeugteilen für die zivile und militärische Nutzung waren die Haupttreiber für den kräftigen Anstieg. Das bedeutet, daß de Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sogar überraschend um 1,3 % gegenüber dem Vormonat sanken und damit den Zuwachs vom Januar zunichte machten.

Eine ordentliche Portion Konjunkturskepsis dürfte sowohl für den Euro-Raum wie auch für die USA angebracht sein. Dennoch erwarten vielen Investoren derzeit, daß sich die US-Konjunkturdaten weiter verbessern werden. Man erwartet eher von der US-Notenbank Fed als von der Europäischen Zentralbank (EZB), daß die US-Leitzinsen erhöht werden.

Das gint dem US-Dollar stärkeren Auftrieb und der Euro-Kurs fällt im Gegenzug leicht zurück. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3758 US-Dollar niedriger als am Vortag festgesetzt. Doch heute im frühen Handel muß der Euro gegenüber dem Dollar weiter leichte Verluste in Kauf nehmen.

 

Energie
Im Wochenverlauf ging es beim Nordseeöl Brent um mehr als einen Dollar nach oben, der Preis für WTI-Öl legte um rund zwei Dollar zu und schaffte wieder den Sprung über die Marke von 100 Dollar.

Nachdem US-Präsident Barack Obama am Mittwoch Rußland mit neuen Sanktionen gedroht hatte, sollte Rußland die Situation in der Ukraine weiter eskalieren, und von der EU eine breitere Aufstellung im Energiesektor gefordert hat, klettern die Preise an den Ölmärkten nach oben.

Gestern wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Mai zum Handelsschluß mit 101,28 Dollar gehandelt. Heute im frühen Handel hat sich WTI-Öl weiter leicht verteuert.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Mai-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 107,83 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis weiter nach oben.

 

Agrarrohstoffe
Nach einem "starken Wochenstart" brachten leichte Regenfälle in einigen südlichen US-Anbaugebieten die Börsenkurse in den USA bei Getreide seit Anfang der Woche unter Druck. Auch an den EU-Börsen sorgten die schwachen Vorgaben aus Übersee seitdem für Bremsspuren.

Nach dem Gewinnmitnahmen der letzten Tage standen gestern für die Investoren wieder die Risikofaktoren im Vordergrund. Die Wettervorhersagen lassen erwarten, daß die Niederschläge in den "Südlichen Ebenen" der USA in den nächsten Tagen nicht ausreichen werden, um die Bodenfeuchte wieder ausreichend zum Vegetationsbeginn aufzufüllen. Bereits am Montag hatte das US-Landwirtschaftsministerium gemeldet, daß sich die Bonitierung der Winterweizenbestände in Kansas, Oklahoma und Texas weiter verschlechtert hat.

US-Getreide wird am internationalen Markt stetig gehandelt. Auch der EU-Getreide-Export ist weiterhin rege gefragt. Bis zum 26.03.2014 wurden 22,7 Mio.t Weizen und damit 50 % mehr exportiert als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Mit 5,1 Mio. t übersteigen die Gerstenexporte den Vorjahresstand um 24 % und die Maisexporte liegen mit 2,3 Mio.t rund 172 % gegenüber dem Vorjahr im Plus. Der Preisdruck aus Übersee kommt daher an den EU-Börsen nur in abgeschwächter Form an.

An den EU-Börsen konnte sich der Brotweizen-Future nach den Vortragsverlusten wieder etwas stabilisieren. Die Mai-Fälligkeit wurde mit 211,50 Euro/t um +1,00 Euro/t höher als am Vortag gehandelt, - spätere Termin schlossen mit leichten Kursverlusten. Futterweizen verteuerte sich deutlich auf umgerechnet 203,27 Euro/t. Rapssaaten konnten für die Fälligkeiten bis Mai 2015 ihre Kurse zwischen +0,25 und +1,75 Euro/t weiter ausbauen.
An den US-Börsen schlossen Sojabohnen, Sojaöl und Sojaschrot gemischt.

 

 

Prognose
Seit Tagen geben die Wettervorhersagen und die korrigierten Ernteprognosen den Preistrend an den Agrarrohstoffbörsen vor. Viele Investoren sind angesichts der Regenprognosen für die USA, die Schwarzmeerregion und Australien jedoch verunsichert, ob es in diesen wichtigen Exportregionen ausreichend regnen wird oder ob sich die die Trockenheitsrisiken noch weiter verschärfen werden.

Nach meiner persönlichen Einschätzung wollen die Investoren heute - vor dem bevorstehenden Wochenende - keine Risiken eingehen und nehmen lieber erst einmal Gewinne mit. Für den heutigen Handelstag an den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich daher, daß Getreide weiter in die roten Zahlen gerät, während bei Ölsaaten leichte Kursgewinne denkbar sind.

An den Kassamärkten überwiegt weiterhin Unsicherheit, so daß sich Käufer wie auch Verkäufer zunächst vom Markt zurückgezogen haben und die weitere Marktentwicklung zunächst abwarten. Das Umsatzvolumen dürfte zunächst sehr gering bleiben. Aufgrund des äußerst engen Angebotes erzielen Einzelpartien allerdings bei dringlichem Bedarf weiterhin Preisaufschläge.

 
 
 


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