Gerste: Export-Gerste im scharfen Wettbewerb


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 30.01.2014


Nicht nur die Wintertemperaturen sind zurückgegangen. Auch die Preise für Futtergerste haben sich abgekühlt. Denn seit Wochen entwickeln sich der europäische Export und das innereuropäische Handelsgeschäft zäh. Kein Wunder, daß die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern auseinander driften.

 

Marktlage
Bis Anfang Dezember ging es bei den Futtergerstenpreisen stetig aufwärts. Doch Erzeugerpreise von 175 bis 195 Euro/t netto sind inzwischen Vergangenheit. Seitdem haben die Preise je nach Marktregion zwischen 2 bis 10 Euro/t nachgegeben.

Denn die Futtermittelindustrie bleibt am Markt als Käufer äußerst zurückhaltend. Man spekuliert auf anhaltenden Preisdruck und beschränkt die Zukäufe auf den nicht aufschiebbaren Anschlußbedarf.
Bei der Einkaufsplanung der Verarbeiter stehen derzeit 2 Marktfaktoren im Fokus:
• das weltweite Angebot , daß so komfortabel ist wie zuletzt im Jahr 2010 und
• die internationale Konkurrenz, die derzeit mit äußerst preisattraktiven Offerten am Markt ist.

Daher kann EU-Gerste inzwischen im internationalen Exportgeschäft nicht mehr punkten. Erst startete das Exportjahr mit hohem Tempo, doch in den letzten Wochen läuft der Export äußerst zäh. Im Wettbewerb mit Herkünften von der Südhalbkugel hat EU-Gerste deutlich an Wettbewerbsfähig eingebüßt. Importeure lassen EU-Gerste immer öfter links liegen und weichen u.a. auf australische Gerste aus.


Zwar ist die australische Gerstenernte mit 3,4 Mio.t fast 15 % kleiner ausgefallen, doch dennoch stehen die Preise in "Down under" seit Monaten unter Druck. Bei Inlandspreisen von umgerechnet 130 bis 155 Euro/t können australische Exporteure die internationale Nachfrage auch deshalb preisgünstiger bedienen, weil der "Australische Dollar" (AUD) kontinuierlich abwertet.

Der globale Währungskrieg - befeuert durch die expansive Geldpolitik vieler Notenbanken - geht weiter. Seit Mitte letzten Jahres hat der "Australische Dollar" (AUD) im Verhältnis zum Euro (EUR) um über 9 % abgewertet. Für 1 EUR erhält man inzwischen 1,55 AUD. Das verschafft nicht nur australischen Gerstenexporteuren Vorteile. Denn die Währungsabwertung führt für australische Exporte zu einer Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit relativ zu anderen Wettbewerbern.


Auch die Stornierung US-amerikanischer Lieferungen von GVO-Mais hat die Nachfrage chinesische Importeure nach Gerste erhöht. Australische Gerste ist im Vergleich zu US-Mais preisattraktiv und der Zukauf in Australien ist zudem mit deutlich niedrigeren Frachtkosten verbunden. Doch nicht nur aufgrund der flotten Ausfuhren nach China melden die australischen Exporteure in diesem Jahr rekordverdächtige Gerstenexporte. Seit der Ernte im Dezember/Januar findet australische Gerste in ganz Asien und im Nahen Osten interessierte Käufer.

Mit attraktiven Preisen und einem immer höheren Währungsvorteil gelingt es australischen Gerstenexporteuren immer öfter, europäischen Anbietern die Geschäfte wegzuschnappen. Französische Gerste am Hafenstandort Rouen wird inzwischen mit 168 bis 175 Euro/t netto gehandelt und damit 5 Euro/t niedriger als vor einem Monat. Deutsche Gerste mit einem Hektolitergewicht von 62-63 kg wird am Hafenstand mit 176 bis 179 Euro/t netto bewertet und damit ebenfalls 5 Euro/t schwächer als vor einem Monat.

Noch spiegelt sich der Preisdruck am internationalen Markt nur sehr abgeschwächt an unserem heimischen Kassamarkt wider. Viele Anbieter warten zunächst die weitere Preisentwicklung ab. Sie spekulieren darauf, daß sich das Exportgeschäft wieder belebt, so daß es bei einer kurzfristigen Preisdelle bleibt.

 

 

 

Prognose
EU-Exportgerste ist nach wie vor gefragt. Zuletzt hat Japan 150.000 t Futtergerste zur Lieferung im Februar gekauft. Denn die weltweite Nachfrage nach Futtergerste dürfte in der nächsten Zeit deutlich höher als im Vorjahr ausfallen. Prognosen gehen davon aus, daß die globale Nachfrage um 3 bis 5 % wächst. Futtergerste profitiert dabei u.a. von der Tatsache, daß die Preise für Körnermais - trotz globaler Rekordernte - weniger stark als ursprünglich erwartet nachgegeben haben.

Trotz der wachsenden Nachfrage dominieren derzeit die Baisse-Faktoren den Preistrend:
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte sich EU-Futtergerste in den nächsten Wochen dem Sog der rückläufigen Exportpreise nicht entziehen können. Die schwächere Nachfrage der EU-Export-Unternehmen hat derzeit Signalwirkung für den gesamten EU-Futtergerstenmarkt. Auch die Erwartung einer üppigen Versorgung des Marktes aus der nächsten Ernte heraus verstärkt den latenten Preisdruck.

Für den europäischen Markt hängt daher der weitere Preisverlauf stark davon ab, wie sich das Winterwetter auf der Nordhalbkugel entwickeln wird. Damit bleibt das Winterwetter ein Unsicherheitsfaktor hinsichtlich der Produktions- und Preiserwartungen.

 
 
 
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