Börse: FED sorgt für Börsen-Euphorie


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 19.09.2013


Für Überraschung sorgte gestern die US-Notenbank FED: Alles bleibt beim Alten. Das Aufatmen an den Finanzmärkten war hörbar. Das "Weiter-so-beim-Dollar-Drucken" der FED ließ die Börsenteilnehmer jubeln.

 

Devisen & Konjunktur
Gemutmaßt wurde bereits seit Tagen, daß die US-Notenbank FED ihren Ausstieg aus ihrer ultra-lockeren US-Geldpolitik noch ein wenig aufschieben könnte. Daß die FED einen kompletten Rückzieher machen würde, war dann duch eine Überraschung. Der Chef der US-Notenbank Ben Bernanke gab gestern bekannt, daß die Anleihekäufe im bisherigen Volumen von 85 Milliarden Dollar im Monat beibehalten werden.

Die Fed behielt zugleich den Leitzins nahe Null Prozent bei und sicherte abermals zu, diesen frühestens dann anzuheben, wenn die Arbeitslosenquote auf mindestens 6,5 Prozent gesunken sei. Mit 7,3 Prozent verharre die Arbeitslosenquote weit höher als akzeptabel sei, sagte Bernanke.

Die FED behält in Sachen Geldpolitik somit weiter ein lockeres Händchen und angesichts der Aussicht auf weiterhin billiges Geld dreht sich das Börsen-Roulette erneut schneller. Die Stimmungssteigerung sorgte nach der FED-Entscheidung für ein Kursfeuerwerk an den Börsen.

Während für die FED Konjunktur und US-Arbeitsmarkt im Zentrum der Entscheidung stehen, blicken (nicht nur) die Investoren mit wachsender Sorge auf den wachsenden Schuldenstand in den USA. Mitte Oktober dürfte erneut die gesetzliche Schuldengrenze ereeicht werden. An den Finanzmärkten ist dies ein guter Grund sich wieder verstärkt dem Euro zuzuwenden.

Gestern wurde am frühen Nachmittag der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) noch mit 1,3352 US-Dollar quasi auf Vortagsniveau festgesetzt. Heute im frühen Handel hat der Euro gegenüber dem Dollar einen Sprung nach oben gemacht und wird mit 1,3531 US-Dollar gehandelt.

 

 

Energie
Die US-Notenbank-Entscheidung beflügelte auch den Ölmarkt. Der Kurstrend an den Ölbörsen drehte nach oben. Für zusätzlichen Rückenwind sorgte der Wochenbericht der US-Energiebehörde. Die neuen Zahlen weisen für die letzte Woche nicht nur die niedrigsten US-Ölreserven seit März 2012 aus, sondern zudem für Cushing in Oklahoma, dem Lieferpunkt für Nymex-Rohöl, den niedrigsten Stand seit 11 Wochen aus.

Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 108,07 Dollar um 2,65 Dollar teurer als am Vortag gehandelt. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit verteuerte sich zum Handelsschluß auf 110,60 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Ölpreis inzwischen wieder leicht nach unten.

 

 

Agrarrohstoffe
Nicht nur die FED-Entscheidung dürfte gestern im späten Handel die Agrarrohstoffmärkte beflügelt haben. Auch der schwächere Dollar dürfte die Kurse an den Börsen rund um den Globus angetrieben und für verstärkte Kaufanfragen der Importunternehmen gesorgt haben.

Daß mit Blick auf die globalen Ernteerwartungen die Risiken zunehmend verpuffen spielte gestern an den Börsen nur eine untergeordnete Rolle Das US-amerikanische Analystenhaus Lanworth hat gestern seine Prognose für die US-Maisernte sogar ganz leicht angehoben und ließ seine globale Mais-Ernteprognose unverändert bei 942 Mio.t. Die Prognose für die Welt-Sojaernte wurde sogar von zuvor 278 Mio.t auf 281 Mio.t angehoben. Auch die Welt-Weizenernte wird jetzt mit 704 Mio.t um 2 Mio.t höher geschätzt als zuvor.

Trotz der entspannten Produktionserwartungen standen fast alle Kurse an den transatlantischen Börsen zum Handelsschuß in den grünen Zahlen. Da die EU-Börsen früher schließen, konnte der Aufwärtstrend hier nicht voll zum Tragen kommen. Gestern notierten die europäischen Börsen dennoch tendenziell im Plus. Lediglich Rapssaat konnte sich nicht aus dem Preisdruck befreien, obwohl der Preistrend bei den Sojapreisen am US-Markt wieder nach oben zeigte.

 

 

Ausblick
Der Rolle rückwärts der FED folgt jetzt die Rolle rückwärts an den Rohstoffmärkten. Viele Frühindikatoren deuten derzeit - nicht nur für die USA - auf eine Belebung der Konjunktur hin. Ein steigendes Wirtschaftswachstum zieht üblicherweise auch einen steigenden Bedarf an Rohstoffen und damit einen wachsenden Bedarf der Importländer nach sich.

Dennoch rechne ich persönlich kurzfristig nicht mit einem anhaltenden Eifer der Investoren an den Agrarrohstoffmärkten.
Hier sehe ich erst dann den Beginn einer anhaltenden Hausse-Phase, wenn
• neue Ernteausfälle befürchtet werden, so daß Risikoprämien gewährt werden,
• die Konjunkturimpulse im Laufe des kommenden Jahres bei den Bürgern spürbar werden,
• und die Inflationsraten der Importländern wieder ansteigen.

An den Kassamärkten besteht bei Käufern wie auch Verkäufern derzeit wenig Interesse, die eingelagerte Ernte an den Markt zu bringen. Das geringe Angebot stabilisiert weiterhin das Preisniveau. Weiterhin profitiert der Getreidemarkt von dem EU-Getreideexport. - vor allem im Einzugsgebiet von Binnen- und Seehäfen-Standorten. Die Preisspanne der Kaufgebote für Brotweizen bleibt damit am hiesigen Kassamarkt weit: Bei geringen Umsätzen liegen die Preise zwischen 165 und 195 Euro/t netto je nach Menge, Parität und Dringlichkeit der Anschlußversorgung. Teilweise werden seitens der Käufer auch Abwehrpreise genannt.

 
 
 


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