Weizen: Rußland punktet im Weltmarkt-Roulette


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.08.2013


Mit attraktiven Preisen kann Rußland weiter beim Weizenexport punkten und immer öfter die EU-Exporteure ausstechen. Der Kursanstieg an den Börsen und das wachsende Kaufinteresse am EU-Binnenmarkt haben dennoch hierzulande den Preisen Rückenwind verliehen.

 

Marktlage
Seit der rasanten Preis-Rallye an den Börsen präsentiert sich der Weizenmarkt mit neuen Rahmenbedingungen:

In den letzten zwei Wochen sind die Weizenkurse in Paris um 5,4 % gestiegen.
Die Verkäufer sind seitdem noch weniger geneigt, jetzt ihre neue Ernte zu verkaufen.
Die Anbieter spekulieren auf weitere Preisanstiege und warten zunächst einmal ab.
Die Preisvorstellungen von Anbietern und Käufern klaffen zunehmend auseinander.
Viele Mühlen warten zunächst die weitere Preisentwicklung ab. Denn sie haben bisher aufgrund von Lagerbeständen aus der Vorsaison und Zukäufen ex-Ernte keinen großen Zukaufbedarf.
Dagegen steigt der Zukaufbedarf der Futtermittelhersteller zunehmend. Sie hatten auf Preisrückgänge spekuliert und sind daher mit niedrigen (und teuren) Lagerbeständen in die neue Saison gewechselt.
Daher sind Futterweizen-Qualitäten derzeit gefragter als Backqualitäten.
In den norddeutschen Regionen, in denen viele Futtermittelhersteller ansässig sind, erzielt Futterweizen inzwischen wieder Brotweizenpreise.

Mit 155 bis 185 Euro/t netto je nach Liefermenge und Parität haben auch die Erzeugerpreise einen Sprung nach oben gemacht. Auch bei Brotweizen sind die Kurse auf 165 bis 190 Euro/t netto je nach Liefermenge und Parität angestiegen, doch hier bleibt die Nachfrage weiter zurückhaltend.



 

Rußland punktet im Weltmarkt-Roulette
In der Schwarzmeerregion ist die Weizenernte inzwischen abgeschlossen. in den späteren Weizenernte Osteuropas laufen die Mähdrescher noch auf Hochtouren. Rußland, seit Jahren ein wichtiger Exporteur am Weltmarkt, konnte bisher bereits rund 38,5 Mio.t Weizen ernten. Damit übersteigt das Erntevolumen bereits die Vorjahresernte von 37,7 Mio.t.

Bereits seit langem war absehbar, daß die hohen Erntemengen und das große Exportpotential in Rußland, der Ukraine und anderen Schwarzmeer-Staaten etwaig aufkommende Hausse-Signale immer wieder ersticken würden. Ausgehend von den rasch sinkenden Weizenpreisen in Rußland, konnten die russischen Exporteure mit immer attraktivenen Exportpreisen verlorenes Terrain am Weltmarkt zurückgewinnen.

Inzwischen hat EU-Weizen im Wettbewerb mit osteuropäischen Angeboten immer häufiger das Nachsehen. Bei der letzten Ausschreibung Ägyptens über 295.000 t kam nur noch EU-Weizen aus Rumänien zum Zuge. Mit umgerechnet 190 Euro/t zuzüglich 9,50 Euro/t Frachtkosten wurden 60.000 t rumänischer Weizen von der ägyptischen Importagentur gekauft. Die übrige Menge wurde in Rußland und der Ukraine zugekauft, die - inklusive Fracht - einen Rabatt von umgerechnet rund 2 Euro/t gewährten.

 

 

Prognose
Der Wettbewerb am Weltmarkt verschärft sich. Trotz des flotten Exportes und der guten Nachfrage der Importeure begrenzt osteuropäischer Weizen mit seiner Preisführerschaft den Preisspielraum nach oben auch für EU-Weizen.

In den kommenden Wochen dürfte der Wettbewerb zunächst noch härter werden. Ich persönlich gehe jedoch davon aus, daß der Wettbewerbsdruck durch russischen Weizen im Laufe des Septembers etwas nachlassen könnte, zumal die russische Regierung plant, die abgeschmolzenen Interventionsbestände wieder aufzustocken.

 
 
 
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