Börse: Kursprung nach oben


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.08.2013


"Bad News" waren es wieder einmal, die die Agrarrohstoffkurse an den Börsen nach oben schnellen ließen. "Bad News" - das waren das warme und trockene US-Wetter, die schwächere US-Pflanzenbonitierung und Frostschäden in Südamerika. Jetzt wartet man auf neue Hiobs-Botschaften.

 

Devisen & Konjunktur
Während wichtige Währungen in Asien und Südamerika immer weiter an Wert verlieren, setzt der Euro seinen Stärketrend fort. Auch das weiterhin akut schwelende Euro-Schulden-Desaster kann unserer Gemeinschaftswährung nichts anhaben.

Der Kursverfall der indischen Rupie, des thailändischen Bath, des malaysischen Ringgit oder des brasilianischen Real sind nur einige Beispiele für die Vielzahl der Währungen, die derzeit abwerten. Gründe für die Währungsabwertungen sind nicht nur das sich abschwächende Wirtschaftswachstum in Asien, sondern vor allem die Befürchtung, daß das Ende der ultra-lockeren Geldpolitik der US-Notenbank FED näher rückt. Viele Investoren wollen rechtzeitig bevor die FED ihre Geldschleusen beginnt zu schließen, ihr Kapital aus den Schwellenländern abziehen.

Das aus den Schwellenländern abfließende Geld sucht neue sichere Häfen und wird daher auch in den Euro gepumpt. Allein innerhalb der letzten zwei Monate hat der Euro gegenüber dem Real um über 8 % und gegenüber der Rupie um um 10 % aufgewertet.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3361 US-Dollar erneut höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel bleibt der Euro gegenüber dem Dollar auf der Gewinnschiene.

 

 

Energie
Die enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA und China haben derzeit an den Ölmärkte keine Baisse-Wirkung. Die Syrien-Krise und die geopolitischen Risiken im Nahen Osten verstärken die Sorge vor Lieferengpässen und bringen die Kurse an den Ölmärkten auf Trab.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 105,92 Dollar dennoch etwas schwächer als am Vortag gehandelt. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit gab zum Handelsschluß auf 110,50 Dollar leicht nach. Heute im frühen Handel zeigt der Preistrend am Ölmarkt noch keine Schwäche.

 

Agrarrohstoffe
Das trockene und heiße Wetter in den USA hat die Kurse an den Agrarrohstoffbörsen gestern nach oben schnellen lassen. Zudem hat die schwächere Bonitierung der US-Feldbestände und Frostschäden bei Getreide in einigen Regionen Argentiniens und Brasiliens die internationale Nachfrage nach Weizen, Mais und Soja zusätzlich angekurbelt. Importeure befürchten weitere Preissteigerungen und wollen noch rechtzeitig Ware zu den bisherigen Preisen in die Bücher bekommen.

Auch an den europäischen Märkten setzte sich der Preisauftrieb fort. An den europäischen Börsen schlossen die Getreide-Futures im Plus, während Rapssaat kräftige Gewinne verbuchen konnte. In Paris schlossen bei Weizen der November-Termin und der Januar-Termin im Vergleich zum Vortag mit +6,25 Euro/t höheren Kursen. Auch Körnermais legte zu. Der November-Termin wurde zum Handelsschluß mit +6,75 Euro/t festgesetzt, der Januar-Termin notierte +6,50 Euro/t zum Vortag. Bei Braugerste ging der November-Termin mit +6,50 Euro/t aus dem Handel. Der Schlußkurs bei Rapssaat zeigte einen wahren Preissprung nach oben: Der November-Termin schloß +12,50 Euro/t zum Vortag, der Februar-Termin notierte +10,75 Euro/t.

Auch bei Sojabohnen und Sojaschrot an den US-Börsen schloß der Handelstag erneut mit kräftigen Gewinnen. Bei Sojaöl fiel das Plus jedoch etwas geringer aus. Der US-Wettermarkt und die hohe Nachfrage nach US-Soja und steigende Palmölpreise sorgten in den USA für Kursgewinne.

 

 

Ausblick
In den USA wurde die Bonitierung der mit "gut" bzw. "sehr gut" bewerteten Maisbestände um 2 % auf nur noch 59 % zurückgenommen. Bei Sojabohnen wurden die Felder um 4 % auf 58 % abgewertet. Da das trockene und heiße Wetter bis in die kommende Woche andauern soll, wachsen die Sorgen über die Ernte- und Qualitätsaussichten.

Doch die "Bad News" von gestern sind inzwischen an den Börsen eingepreist. Nachdem die US-Hitze am gestrigen Handelstag auch die Börsen aufgeheizt hat, dürften bei den Investoren an den Agrarrohstoff-Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks nach meiner persönlichen Einschätzung am heutigen Handelstag zunächst einmal Gewinnmitnahmen im Vordergrund stehen. Auch bei Sojabohnen und -schrot erwarte ich, daß sich der Preisauftrieb stark abflacht.

An den Kassamärkten bestimmt inzwischen der flotte EU-Getreideexport die Preise. Der Agrarhandel hat seine Angebotspreise zwischenzeitlich leicht angehoben. Die Kaufgebote für Brotweizen liegen zwischenzeitlich in der weiten Spanne von 165 bis 188 Euro/t netto je nach Menge und Parität.

 
 
 


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